Rote-Bete-Himbeer-Lassi

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Rote-Bete-Himbeer-Lassi

Lassi ist ein Joghurtgetränk, das ursprünglich aus Indien kommt, aber auch im europäischen Raum immer mehr Anklang findet. Lassi kann süß aber auch salzig zubereitet werden. Hier haben wir ein besonders einfallsreiches Rezept für Sie, das Sie probieren sollten.
Zubereitungszeit15 Minuten
Gesamtzeit15 Minuten
Gericht: Getränk / Saft / Smoothie
Küche: Indisch
Keyword: alkoholfrei
Beschwerde: Austrocknung / Dehydratation
Portionen: 2 Portionen (à 250 ml)
Kalorien: 179kcal

Zutaten

  • 100 g Rote Bete gekocht
  • 150 g Himbeeren frisch oder tiefgekühlt
  • 100 g Sahnejoghurt 10 % Fettgehalt
  • 1-2 TL Bio-Ingwer (Frisch gerieben) ≙ ca. 5 - 10 g
  • 1-2 TL Limettensaft ≙ ca. 5 - 10 ml
  • 1-2 EL Honig ≙ ca. 20 - 40 g

Anleitungen

  • Würfeln Sie die gekochte Rote Bete, sodass Sie diese zusammen mit den Himbeeren, dem Joghurt und 150 ml Wasser fein pürieren können.
  • Verfeinern Sie den Lassi anschließend mit Ingwer und Limettensaft.
  • Außerdem kann nach Belieben noch 1 Prise Salz und Honig dazugegeben werden.

Notizen

Tipp: Der Lassi schmeckt am besten gekühlt. Servieren Sie ihn beispielsweise mit Zitronenmelisse und ein paar frischen Himbeeren.

Nährwerte

Portion: 250ml | Kalorien: 179kcal | Kohlenhydrate: 27.5g | Eiweiß: 3.6g | Fett: 4.5g | Ballaststoffe: 4.8g

Hausgemachter Pfirsich-Eistee

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Hausgemachter Pfirsich-Eistee

Dieser Eisteeklassiker schmeckt selbstgemacht einfach toll! Als Variation können Sie das Rezept anstatt mit Minze auch mal mit Basilikum oder Rosmarin probieren.
Vorbereitungszeit10 Minuten
Zubereitungszeit5 Minuten
Gesamtzeit15 Minuten
Gericht: Getränk / Saft / Smoothie
Küche: Deutsch
Keyword: alkoholfrei
Beschwerde: Austrocknung / Dehydratation
Portionen: 10 Gläser
Kalorien: 81kcal

Zutaten

Für den Sirup (ergibt ca. 500 ml):

  • 400 g frische Pfirsiche
  • 200 ml Wasser
  • 100 ml Zitronensaft Frisch gepresst
  • 150 g Brauner Zucker
  • 30 g Minze

Zum Aufgießen für das fertige Getränk:

  • Grüner Tee oder Schwarztee

Anleitungen

Herstellung des Sirups:

  • Schneiden Sie die gewaschenen Pfirsiche in kleine Stücke.
  • Geben Sie das Fruchtfleisch zusammen mit dem Zitronensaft, braunem Zucker und 200 ml Wasser in einen Topf und lassen es ca. 20 Minuten köcheln.
  • Anschließend gemeinsam mit der Minze und einer Prise Salz weitere 10 Minuten ziehen lassen.
  • Geben Sie den Sirup durch ein Passiertuch und drücken Sie dabei die Pfirsiche gut aus.
  • Der fertige Sirup sollte kühl gelagert werden.

Herstellung des fertigen Getränks:

  • Verdünnen Sie den Sirup mit abgekühltem grünen oder schwarzen Tee im Verhältnis 1:4 (1 Glas: 50 ml Sirup + 200 ml Tee).
  • Schneiden Sie sich einen weiteren Pfirsich in schmale Spalten und geben Ihn zusammen mit Eis in Ihr Glas dazu.

Notizen

Tipp: Es gibt mittlerweile in größeren Supermärkten auch entkoffeinierten Schwarztee, falls Sie das Koffein bzw. Tein im Tee nicht vertragen.
Hinweis: Das Rezept ergibt ca. 500 ml Sirup und damit ca. 2,5 Liter Limonade.

Nährwerte

Portion: 250ml | Kalorien: 81kcal | Kohlenhydrate: 18.5g | Eiweiß: 0.4g | Fett: 0.1g | Ballaststoffe: 0.8g

Limonade mit Gurken und Basilikum

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Limonade mit Gurken und Basilikum

Ein erfrischendes Sommergetränk. Als Variation kann statt Basilikum auch gerne frische Minze verwendet werden.
Vorbereitungszeit10 Minuten
Zubereitungszeit5 Minuten
Gesamtzeit15 Minuten
Gericht: Getränk / Saft / Smoothie
Küche: Deutsch
Keyword: alkoholfrei
Beschwerde: Austrocknung / Dehydratation
Portionen: 1 Liter
Kalorien: 63kcal

Zutaten

  • 300 g Bio-Salatgurke
  • 50 ml Limettensaft frisch gepresst
  • 10 Basilikumblätter
  • 3 EL Honig ≙ ca. 60 g

Anleitungen

  • Schneiden Sie die gewaschene Salatgurke in kleine Würfel.
  • Geben Sie die Gurke, zusammen mit dem Limettensaft, 200 ml Wasser und dem Basilikum in eine Schüssel und pürieren Sie es fein.
  • Mischen Sie anschließend den Honig und eine Prise Salz unter.
  • Geben Sie nun alles durch ein feines Sieb.

Notizen

Tipp:
Verdünnen Sie die Limo mit 500-700 ml Sprudelwasser und Eis, je nachdem wie intensiv es Ihnen schmeckt. Die übrig gebliebene Gurke können Sie in feine Scheiben schneiden und zur fertigen Limo dazugeben.

Nährwerte

Portion: 250ml | Kalorien: 63kcal | Kohlenhydrate: 12.8g | Eiweiß: 0.6g | Fett: 0.5g | Ballaststoffe: 0.8g

Hausgemachtes Aroma-Wasser

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Hausgemachtes Aroma-Wasser

Wasser schmeckt für Sie langweilig? Durch die Zugabe von ein paar Früchten und Kräutern lässt sich ein wunderbares Aroma-Wasser zaubern. Kosten Sie sich doch mal durch unsere vielen Varianten durch.
Zubereitungszeit10 Minuten
Gesamtzeit10 Minuten
Gericht: Getränk / Saft / Smoothie
Küche: Deutsch
Keyword: alkoholfrei
Beschwerde: Austrocknung / Dehydratation
Portionen: 4 Gläser
Kalorien: 0kcal

Zutaten

Variante 1: Aprikose-Rosmarin-Aromawasser

  • 2-3 Aprikosen ≙ ca. 100-150 g
  • 4 Zweige Rosmarin

Variante 2: Gurke-Minze-Aromawasser

  • 1/2 Gurke ≙ ca. 250 g
  • 6 Zweige frische Minze

Variante 3: Fenchel-Gurke-Thymian-Aromawasser

  • 1 Fenchel ≙ ca. 250 g
  • 1/2 Gurke ≙ ca. 250 g
  • 4 Zweige frischen Thymian

Variante 4: Blutorange-Karotte-Aromawasser

  • 2 ≙ ca. 300 g Blutorangen
  • 1 ≙ ca. 60 g Karotte

Anleitungen

  • Waschen Sie alle Zutaten gründlich.
  • Vierteln Sie die gewaschenen Aprikosen bzw. schneiden Sie Gurke, Fenchel, Blutorangen und Karotten mit einem Gemüsehoben in feine Scheiben.
  • Geben Sie anschließend alle Komponente, zusammen mit einigen Eiswürfeln und 800 Milliliter Wasser in eine Flasche / Karaffe.
  • Verschließen Sie die Flasche / Karaffe und lassen Sie das Wasser 24 Stunden lang im Kühlschrank ziehen.

Notizen

Tipp:
Geben Sie die Früchte und Kräuter auch beim Abfüllen in Ihre Gläser – So trinkt auch das Auge mit ;).
Nährwerte: Keine Berechnung aufgrund geringem Nährstoffgehalt.

Nährwerte

Portion: 200ml | Kalorien: 0kcal | Kohlenhydrate: 0g | Eiweiß: 0g | Fett: 0g | Ballaststoffe: 0g

Dattel-Sesam-Energiekugeln

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Dattel-Sesam Energiekugel

Datteln gehören zu den Steinfrüchten und kommen ursprünglich aus dem Persischen Golf. Dort lässt sich ihre Nutzung einige Jahrtausende zurückverfolgen Getrocknete Datteln sind reich an Zucker und dementsprechend kalorienreich. In ihnen stecken allerdings auch jede Menge Ballaststoffe, Mineralstoffe wie Kalium, Kalzium und Magnesium sowie B-Vitamine Flavonoide und Polyphenol. Das macht sie zu einer gesunden Nascherei und brachte ihnen sogar den Namen "Brot der Wüste" ein.
Vorbereitungszeit5 Minuten
Zubereitungszeit10 Minuten
Gesamtzeit15 Minuten
Gericht: Zwischenmahlzeit / Snack
Keyword: ballaststoffreich, energiereich, vegetarisch, weich
Beschwerde: ungewollter Gewichtsverlust
Portionen: 20 Stück
Kalorien: 58kcal

Zutaten

  • 2 EL ≙ca. 30 ml Orangensaft
  • 50 g Haferflocken blütenzart
  • 75 g getrocknete Datteln
  • 50 g gemahlene Mandeln
  • 2 EL ≙ca. 40 ml Honig
  • 1,5 EL ≙ca. 20 g Kokosflocken
  • 1,5 EL ≙ca. 20 g Sesam
  • 1 EL ≙ca. 6 g Kakaopulver

Anleitungen

  • Die Datteln halbieren und vom Kern befreien
  • Orangensaft, Haferflocken, Datteln, Mandeln und Honig in einen leistungsstarken Mixer geben und zu einer glatten Masse pürieren
  • Etwa 20 walnussgroße Kugeln formen und in Kokosflocken, Sesam und Kakaopulver wälzen

Notizen

Die Zutaten sind je nach Geschmack austauschbar, sollten aber eine ähnliche Konsistenz haben. Mit feuchten Händen lassen sich die Kugeln leichter formen. Wenn Sie die Energyballs mit Chia- oder Leinsamen ummanteln, werden sie noch ballaststoffreicher. Einmal zubereitet sind die Energyballs im Kühlschrank einige Tage haltbar.

Nährwerte

Portion: 9.5g | Kalorien: 58kcal | Kohlenhydrate: 5.3g | Eiweiß: 1.4g | Fett: 3.2g | Ballaststoffe: 1.4g
Leipzig
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Essen für die Seele

“Essen hält Leib und Seele zusammen” – das ist eine alte Volksweisheit. Essen ist nicht nur für unseren Körper wichtig, sondern auch für unsere Seele. Essen bringt uns mit lieben Menschen zusammen, es strukturiert unseren Tagesablauf, ist ein wichtiger Teil unserer Kultur und Identität, es bringt Genuss und Freude. Einzelne Gerichte und Lebensmittel können uns auch Trost spenden, entspannen und ein wohliges Gefühl geben. In diesem Artikel geht es darum, wie Sie auch während einer Krebserkrankung “für die Seele” essen können.

Ernährung soll von nun an vor allem eines für Sie sein: eine Freundin, die Ihnen auf dem Weg durch die Erkrankung zur Seite steht. Die Ihrem Körper und Ihrer Seele Kraft spendet. Auf keinen Fall sollte sie ein weiterer Stressfaktor oder gar ein Feind sein, der Ihnen Schuldgefühle macht und Sie unter Druck setzt. Sie haben mit der Krankheit Krebs bereits genug zu tun! Und auch aus medizinischer Sicht sind Schuldgefühle beim Essen unnötig.

Auf der körperlichen Ebene kann Ernährung in jeder Phase der Erkrankung dazu beitragen, die Gesamtsituation Ihres Körpers und damit die Wirkung Ihrer medizinischen Therapien und Ihre Lebensqualität zu verbessern! (Mehr dazu lesen Sie hier.) Auf der psychischen Ebene kann Essen Kraft geben, Freude und Trost spenden, Auszeiten schenken und Sie weiter mit lieben Menschen verbinden.

Wichtig: Ein bestehender Tumor kann durch Ernährung nicht direkt beeinflusst oder geheilt werden. Was Sie essen, lässt den Tumor weder wachsen noch schrumpfen! Auch wenn man leider oft das Gegenteil hört. Sie brauchen sich also weder das Naschen zu verbieten noch müssen Sie sich dazu zwingen, vermeintlich “gesunde” Lebensmittel zu essen, die Ihnen gar nicht schmecken.

Es gilt jetzt: Was Ihr Körper gerade braucht und verträgt und was Ihnen Freude bringt ist “gesund”!  Das kann auch mal das genaue Gegenteil davon sein, was allgemein als gesund gilt (mehr dazu lesen Sie hier.). Lassen Sie sich davon nicht verunsichern und haben Sie kein schlechtes Gewissen beim Essen! 

Wenn Sie bemerken, dass Sie sich trotzdem über einzelne Lebensmittel Sorgen machen oder Sie befürchten, dass Sie sich mit der ein oder anderen Gewohnheit schaden, dann melden Sie sich gerne bei uns und unsere Expertinnen schauen, ob wirklich Grund zur Sorge besteht. Wir sprechen auch gerne mit Ihren Angehörigen und Freunden, wenn diese sich um Ihre Ernährungsgewohnheiten Sorgen machen und das zu Konflikten führt.

Essen hat viel mit Ritualen zu tun. Besonders im Kreis der Familie ist das gemeinsame Essen oftmals Mittelpunkt des Familienalltags. Aber auch wenn wir allein sind, strukturiert das Essen oft unseren Tag und wir haben feste Gewohnheiten, wann wir welche Speisen essen. 

Diese Rituale können und sollten auch während einer Erkrankung, wenn möglich, beibehalten werden. Rituale geben uns Bedeutung, Struktur und können eine wichtige Kraftquelle sein.

Anpassungen an Einschränkungen während der Erkrankung

Während der Erkrankung kann sich im Bereich der Ernährung viel verändern: Hunger und Appetit können ausbleiben, Beschwerden können die Lebensmittelauswahl einschränken, Geschmacksveränderungen führen dazu, dass einem eigentlich gern gegessene Speisen nicht mehr schmecken. 

In der Familie / in Gesellschaft:

  • Bleiben Sie flexibel, wenn Sie nicht das Gleiche oder die gleiche Menge wie die anderen essen können. Bei der gemeinsamen Mahlzeit kann der Fokus auch auf dem Zusammensitzen, der Unterhaltung und der gemeinsam verbrachten Zeit liegen. 
  • Bei Appetitlosigkeit kann es sogar hilfreich sein, wenn Sie ganz nebenbei immer wieder einen Bissen essen, aber Ihre Aufmerksamkeit gar nicht so sehr auf Ihrem Essen, sondern auf den Menschen liegt, mit denen Sie essen. 
  • Sprechen Sie einmal offen in Ihrer Familie darüber, dass Sie nicht immer vorhersehen können, wann Sie auf welche Lebensmittel und Gerichte Lust haben und wie viel Sie jeweils essen können. Das reduziert Druck und falsche Erwartungen.
  • Sprechen Sie auch darüber, wenn es zu Konflikten mit festen Regeln in Ihrem Haushalt kommt und machen Sie z.B. auch Kindern klar, dass die Regeln für Sie aktuell anders sind. z.B. man muss den Teller leer essen, man trinkt nur Wasser zum Essen (wenn für Sie aber gerade energiereiche Getränke wichtig sind), man isst Lebensmittel XY nicht zum Frühstück / Mittag / Abendessen etc. 
  • Beobachten Sie, ob es während der gemeinsamen Mahlzeiten Dinge gibt, die Ihnen Druck oder Stress erzeugen. Versuchen Sie zu ergründen, woher diese negativen Gefühle kommen: Haben Sie falsche Erwartungen an sich selbst? Haben andere falsche Erwartungen? Spielen besondere Sorgen eine Rolle? Fühlen Sie sich als Außenseiter oder Spielverderber, oder ist es Ihnen peinlich, wenn Sie nicht das Gleiche essen können, wie die anderen oder wenn Ihnen plötzlich etwas nicht mehr schmeckt?  

Allein: 

  • Welche Rituale beim Essen (Essenszeiten, besondere Speisen für besondere Situationen, etc.) sind Ihnen wichtig? Vieles davon lässt sich auch beibehalten, wenn sich verändert was sie essen oder wie viel Sie essen können. 
  • Beobachten Sie, wo Ihnen alte Regeln das Essen vermiesen. Man muss z.B. den Teller nicht leer essen, man darf auch mehrmals täglich von einem Hauptgericht essen, man darf Spaghetti auch zum Frühstück essen, wenn man da den größten Hunger und Appetit hat, man muss nicht alles selbst kochen, wenn man keine Energie und keine Lust hat etc. 

Wenn Einschränkungen beim Essen bestehen, kann der Fokus auch auf das Drumherum gerichtet werden: Auf das Einkaufen auf dem Markt oder in Läden, die man gerne hat. Auf einen schön angerichteten Teller oder einen schön gedeckten Tisch; eine schöne Atmosphäre. Diese Dinge können das Essen attraktiver und besonderer machen – auch wenn es z.B. “nur” eine Karottensuppe gegen Verdauungsprobleme ist. 

Viele Menschen haben ein bestimmtes Gericht, das die Mutter oder Großmutter gekocht hat, wenn man traurig war. Diese Gerichte haben einen ganz besonderen emotionalen Wert und können in Zeiten der Erkrankung Kraft und Trost spenden.

Idee: Kochen Sie sich (oder lassen Sie kochen!) Ihr Lieblingsgericht in einer größeren Menge vor und frieren Sie Portionen davon ein. Dann haben Sie es schnell verfügbar, wenn Sie es einmal besonders dringend brauchen.

Wichtig: An den Tagen rund um eine Chemotherapie sollten Lieblingsgerichte gemieden werden. Wenn durch die Chemo Übelkeit auftritt, kann es sonst sein, dass die Übelkeit mit dem Lieblingsgericht verknüpft wird und man es später nicht mehr essen kann. 

  • Wenn es Ihnen möglich ist, telefonieren Sie ab und zu während des Abendessens mit Ihrer Familie. So können Sie sowohl für Ihre Familie als auch für sich selbst das Ritual aufrechterhalten und gemeinsam ein wenig Normalität spüren.
  • Lassen Sie sich von Familie oder Freunden etwas mitbringen, was Sie sehr gern essen (siehe Lieblingsgerichte) oder was sie oft zusammen essen (z.B. ein Stück Kuchen gemeinsam mit der Freundin am Nachmittag).
  • Wenn das Klinik-Essen nicht schmeckt und nicht glücklich macht: Lieferdienste liefern auch in die Klinik! Man kann auch mit anderen Patient:innen zusammen etwas bestellen. In Gemeinschaft schmeckt es vielleicht gleich noch besser. 
  • Menschen motiviert es, Ziele zu haben! Dies können Sie auch auf das Essen oder auf bestimmte Gerichte in der Zukunft beziehen. Planen Sie einen Abend mit Freunden, an dem ihr Lieblingsgericht gekocht wird. Überlegen Sie sich ein leckeres Kuchenrezept, das Sie unbedingt backen möchten, wenn es Ihnen besser geht. Visualisieren Sie eine Feier mit vielen Köstlichkeiten, die es dann geben wird. Allein die Vorstellung daran und die Vorfreude kann Ihre Stimmung heben.
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Wenn Essen Beziehungen belastet

Essen bringt Menschen zusammen. Beim gemeinsamen Essen in der Familie, dem Grillabend mit Freunden, bei Feiern und Festen – überall spielt das Essen eine zentrale Rolle. Essen strukturiert den Tag. Gegessen wird auch zur Stressbewältigung oder zur Belohnung.

Wenn man plötzlich nicht mehr so essen kann, wie gewohnt, können auch Beziehungen darunter leiden. Oder wenn Angehörige und Patient:innen verschiedene Ansichten haben, was nun gegessen werden sollte und was nicht.

In diesem Text haben wir gemeinsam mit Psychoonkologinnen des Vereins Lebensmut e.V. ein paar Strategien zum Umgang mit typischen Konflikten beim Thema Essen zusammengestellt. 

Empfehlungen für Patient:innen

Sie haben keinen Appetit und können nur wenig essen. Ihre Angehörigen und Freunde drängen Sie aber immer wieder dazu, mehr zu essen und betonen auch, wie wichtig das ist. Sie können aber einfach nicht mehr essen.

Was können Sie tun?

  • Appetitlosigkeit und ungewollter Gewichtsverlust sind während einer Krebserkrankung sehr häufig. Und es stimmt leider auch, dass es für den Krankheitsverlauf sehr wichtig ist, den ungewollten Gewichtsverlust zu stoppen. (Ein Erklärvideo und weitere Informationen dazu finden Sie im Artikel “Was essen bei Gewichtsverlust.“).
  • Wenn sich Ihre Angehörigen oder Freunde also um Ihren Gewichtsverlust Sorgen machen, so ist das berechtigt. Aber wenn Sie wegen Beschwerden oder Appetitlosigkeit nur wenig essen können, dann hilft es nicht, wenn Sie zusätzlich unter Druck gesetzt werden. Sprechen Sie darüber mit Ihren Angehörigen und Freunden und sagen Sie, dass es Ihnen nicht weiter hilft, wenn Sie zum Essen gedrängt werden. 
  • Einfach mehr zu essen, funktioniert meistens nicht. Es gibt aber eine ganze Reihe Empfehlungen, die für viele Betroffene gut funktionieren. Diese finden Sie in unseren Artikeln “Was essen bei Gewichtsverlust” und “Was essen bei Appetitlosigkeit“.
  • Wenn die Empfehlungen nicht helfen, oder Sie alleine nicht wissen, wo Sie anfangen sollen, dann wenden Sie sich gerne an unsere telefonische Fernbegleitung. Unsere Ernährungsexpertinnen unterstützen Sie dann ganz individuell und kostenlos dabei, Beschwerden zu lindern und trotz Appetitverlust und Einschränkungen Ihrem Körper ausreichend Energie und Nährstoffe zu geben. Es kann sehr entlastend für Sie und Ihre Familie sein, wenn Sie sich in professionelle Hände begeben. 

Vielleicht kommt Ihnen die ein oder andere der folgenden Situaitonen bekannt vor:

  • Ihre Essensvorlieben ändern sich häufig.
  • Sie können vorher nicht sagen, ob Ihnen etwas schmecken wird oder ob Sie viel oder wenig von einer Speise essen können.
  • Manchmal haben Sie im einen Moment Appetit auf etwas und wünschen sich, dass z.B. ein Familienmitglied Ihnen ein bestimmtes Lebensmittel besorgt oder etwas kocht, das können Sie dann aber doch nicht essen, etc.
  • Weil Sie nicht wissen, ob Sie es nachher essen können oder nicht, trauen Sie sich nicht mehr, nach den Speisen zu fragen, auf die Sie gerade Appetit haben.
  • Sie haben Angst, den anderen mit Essenswünschen zur Last zu fallen oder sie zu verletzen, wenn Sie etwas nicht essen, was für Sie zubereitet oder besorgt wurde.
  • Es tut Ihnen leid, wenn Sie etwas nicht essen können, das Ihnen Besucher:innen als nette Geste mitgebracht haben.
  • Es fällt Ihnen ganz allgemein schwer, Hilfe beim Kochen, Einkaufen etc. anzunehmen.

Was können Sie tun?

  • Reden Sie mit Angehörigen und Freunden darüber, was für Sie schwierig ist.
  • Je mehr Sie Ihren Angehörigen von sich und Ihren aktuellen Schwierigkeiten mitteilen, desto einfacher wird es erfahrungsgemäß für diese sein, Sie zu verstehen. Meistens sind die Gesten, Tipps und Ratschläge der Angehörigen sehr liebevoll und gut gemeint. Wenn Andere nicht wissen, wie Sie das aktuell wahrnehmen, ist es schwierig, das Verhalten zu unterlassen oder zu verändern. Erklären Sie Ihren Angehörigen daher (wenn möglich) möglichst genau, welche Probleme Sie aktuell haben. Und sagen Sie Ihnen, was Sie sich von Ihnen wünschen würden oder was Ihnen helfen würde. In den meisten Fällen werden sie Ihnen dankbar sein, weil sie gerne helfen möchten.
    • Beispiel: Nicht nur sagen „Mir wird von deinem Essen schlecht.“ Sondern „Danke, dass du dir die Mühe gemacht hast. Durch die Chemo ist mir nur leider oft übel und ich vertrage nur wenige Lebensmittel. Ich würde mir für nächstes Mal xy wünschen.“
  • Versetzen Sie sich in die Rolle Ihrer Familienmitglieder oder Freunde. Wie wäre es für Sie, wenn Sie einen lieben Menschen hätten, der mitten in der Krebsbehandlung steckt und daher mehr Unterstützung braucht und Appetit und Geschmack nicht gut vorhersehen kann? Fänden Sie das schlimm oder hätten Sie Verständnis? Was bräuchten Sie als Freund / Freundin der Patientin / des Patienten, um gut mit der Situation umgehen zu können?
  • Die meisten fänden die Situation in der anderen Rolle gar nicht so schlimm, oder bräuchten nur eine Erklärung der Beschwerden, oder wie es sich anfühlt, wenn sich der Appetit ständig wandelt.
  • Ihre Krebserkrankung löst auch in Ihren Angehörigen und Freunden Ängste und Gefühle von Hilflosigkeit und Machtlosigkeit aus. Viele von Ihnen freuen sich deshalb, wenn Sie ganz konkret etwas für Sie tun können. Scheuen Sie sich also nicht um konkrete Hilfestellungen zu bitten: Einkäufe machen, etwas für Sie (vor-)kochen, den Abwasch machen etc. Statt zur Last zu fallen, geben Sie Ihren Lieben so die Möglichkeit, aktiv zu werden und einen Schritt aus ihrer Hilflosigkeit herauszukommen.
  • Auch für Gerichte, Lebensmittel und Getränke, die Sie aktuell gut vertragen und gerne essen, können Sie eine Liste anfertigen und sie z.B. an Freunde oder Familie schicken. Dann wissen Sie, dass Sie nichts vorbeigebracht bekommen, was Sie aktuell gar nicht essen können. Gemeinsam können Sie dann überlegen, wie man mit diesen Lebensmitteln möglichst abwechslungsreich kochen kann.
  • Wenn Ihnen etwas gekocht oder mitgebracht wurde, auf das Sie in dem Moment keinen Appetit (mehr) haben, frieren Sie es ein. Sagen Sie zum Beispiel “Danke, das sieht super lecker aus. Leider habe ich gerade gar keinen Appetit. Das ändert sich im Moment häufig. Ich friere mir das aber ein und das ist dann eine große Erleichterung für mich, wenn ich das schnell verfügbar habe, wenn ich darauf Appetit bekomme.”
  • Anstatt den Fokus darauf zu legen, was aktuell alles nicht geht und was Sie alles nicht essen können, versuchen Sie zu überlegen, was alles geht und was sie essen können. Denken Sie dabei auch an Getränke.

  • Jeder Mensch darf auch mal schwach sein und Hilfe annehmen. Wenn das nicht geht, kann man sich fragen, warum nicht? Auch hier kann es helfen, sich gemeinsam mit Psychotherapeut:innen oder Psychoonkolog:innen zu überlegen, wo das herkommen könnte. Was stecken für eigene Überzeugungen und Glaubenssätze (z.B. aus der Kindheit) dahinter?
    Mit professioneller Unterstützung kann der Zugang zu diesen Überzeugungen evtl. leichter gefunden werden. Im nächsten Schritt kann eine Um- oder Neubewertung vorgenommen werden. Ist es tatsächlich so? Ist es immer so?
  •  

Sie haben Beschwerden beim Essen, die Ihnen unangenehm sind. Vielleicht müssen Sie öfters zur Toilette, Sie können nur noch ganz kleine Portionen essen, Sie wissen vorher nicht, was und wieviel vom Essen Sie wirklich runter bekommen, ob und was Ihnen wirklich schmeckt oder Sie können nur noch sehr langsam essen. Sie essen deshalb nicht mehr so gerne in Gesellschaft und isolieren sich immer mehr.

Was können Sie tun?

  • Wie wäre es für Sie, wenn Sie eine Freundin / einen Freund hätten, der mitten in der Krebsbehandlung steckt und daher weniger essen kann, mehr Zeit benötigt, öfter zur Toilette muss? Fänden Sie das schlimm oder hätten Sie Verständnis? Was bräuchten Sie als Freund / Freundin der Patientin / des Patienten, um gut mit der Situation umgehen zu können?
  • Es kommt sehr häufig vor, dass Patient:innen Angst haben, anderen durch ihre Beschwerden zur Last zu fallen oder sie zu verletzen. Wenn Sie sich dann aber vorstellen, in der anderen Position zu sein, fänden Sie es überhaupt nicht schlimm, wenn der oder die Krebsbetroffene weniger isst, andere Sachen mag oder länger braucht. Vielleicht bräuchte man dafür nur eine Erklärung, mehr nicht. 
  • Wenn Sie das Essen in Gesellschaft gerne vermeiden wollen, gibt es auch ganz praktische Lösungsmöglichkeiten, ohne den Kontakt zu anderen komplett meiden zu müssen: Sie kommen später dazu, wenn die anderen mit dem Essen fertig sind; Sie bringen sich selbst etwas mit, wenn das Problem die Speisenauswahl ist; Sie machen vorher schon klar, dass Sie nichts essen werden; Sie können auch gemeinsame Aktivitäten vorschlagen, die nichts mit Essen zu tun haben, usw.

Freunde oder Angehörige haben sich im Internet informiert und geben Ihnen ständig Tipps, welche Lebensmittel Sie nun ganz besonders oft essen sollen, oder welche Sie am Besten gar nicht mehr essen sollten. Sie wollen sich aber nicht so ernähren und es kommt dadurch zu Konflikten.

Das können Sie tun:

  • Ganz wichtig vorab: Während der Erkrankung ist das für Sie gesund, was Ihre Beschwerden lindert, was Sie gerade vertragen und was Ihnen schmeckt. Was Sie essen lässt den Tumor weder wachsen noch schrumpfen. (Mehr dazu im Artikel Essen für die Seele)
  • Bei ungewollten Ratschlägen können Sie sich kurz bedanken und gleichzeitig aber auch klar sagen, dass Sie sich melden, wenn Sie Tipps brauchen.
  • Ungewollte Ratschläge können Frustration und Enttäuschung auf beiden Seiten auslösen und führen Sie auf diese Weise eher vom Ziel weg.
  • Motivierte Angehörige und Freunde können leider oft nicht unterscheiden, ob eine Empfehlung wirklich seriös ist, oder nicht. Das Internet und die Bücherregale sind voll von Berichten zu Wunderdiäten und angeblich bahnbrechenden neuen Erkenntnissen, an denen aber nichts dran ist. Bitte lassen Sie sich durch diese Tipps nicht verunsichern.
  • Wenn Sie Fragen haben oder eine fundierte Meinung zu einem Ratschlag haben wollen, melden Sie sich gerne jederzeit bei uns. Unser Expert:innen-Team hilft Ihnen bei der Einordnung.
  • Es kann auch helfen, wenn Sie Ihren Freunden und Angehörigen einen Link zu unserer Webseite und zu unserer Broschüre schicken, die kompakt erklärt, worauf es während einer Krebserkrankung bei der Ernährung wirklich ankommt.

Empfehlungen für Angehörige und Freunde

Vielleicht kommt Ihnen eine der folgenden typischen Situationen bekannt vor:

  • Ihre betroffene Person hat kaum noch Appetit und isst nur sehr wenig. Sie machen sich Sorgen, aber Ihre Ermutigungen zum Essen helfen nicht.
  • Ihre betroffene Person mag nicht mehr die gleichen Sachen essen, wie früher. Das bringt Ihre Gewohnheiten und Abläufe durcheinander und bringt Stress in die Familie.
  • Sie haben Ihrer betroffenen Person ihr Lieblingsgericht gekocht oder etwas mitgebracht, das sie immer gerne gegessen hat. Sie isst dann aber gar nichts davon.
  • Ihre betroffene Person hat gesagt, dass sie auf XY Lust hat. Sie haben das extra gekocht oder besorgt und dann hat sie plötzlich keinen Appetit mehr darauf.
  • Sie haben im Internet gelesen oder gehört, was man bei einer Krebserkrankung ganz besonders viel essen soll oder vermeiden soll. Ihre betroffene Person befolgt Ihre Ratschläge aber nicht.

Hier ein paar Anregungen, wie Sie mit diesen Situationen umgehen können:

  • Gehen Sie achtsam miteinander um und haben Sie Geduld miteinander.
  • Reden Sie miteinander. 
  • Bevor Sie einfach Essen mitbringen, oder zubereiten, fragen Sie, was sich die betroffene Person gerade wünscht. Fragen Sie, ob überhaupt gerade etwas zu Essen ein gutes Mitbringsel ist, oder ob Sie auch anderweitig unterstützen können (z.B. einkaufen gehen, Erledigungen machen, Müll runterbringen etc.).
  • Wenn Sie für die Zubereitung der Mahlzeiten und Essensplanung bei Ihnen im Haushalt zuständig sind, seien Sie flexibel. Es ist normal, dass sich der Appetit und der Geschmack der Betroffenen verändern – teilweise auch von Stunde zu Stunde.
    • Anregungen, welche Lebensmittel bei welchen Beschwerden besonders gut vertragen werden, finden Sie im Bereich “Beschwerden lindern” auf dieser Seite.
    • Seien Sie pragmatisch. Worauf gerade kein Appetit besteht, kann eingefroren werden und vergrößert den Vorrat an schnell verfügbarem Essen, wenn Appetit aufkommt.
    • Weder Sie noch die betroffene Person können etwas dafür, wenn sich der Appetit plötzlich ändert. Sehen Sie die Mahlzeiten, die Sie zubereiten immer als Angebot.
  • Auch wenn es schwer fällt: Drängen Sie die betroffene Person nicht zum Essen. Druck erhöht die Wahrscheinlichkeit nicht, dass mehr gegessen wird.

  • Bevor Sie Ratschläge geben, fragen Sie, ob diese gewünscht sind. Stellen Sie außerdem sicher, dass Ihre Informationen aus einer seriösen Quelle stammen. Im Internet und leider auch in einigen Büchern finden sich häufig Fehlinformationen und falsche Versprechungen zum Thema Ernährung.

Weiterführende Links

Kennen Sie schon den Blauen Ratgeber “Hilfen für Angehörige” der Deutschen Krebshilfe? Er beleuchtet viele Aspekte, die für Angehörige und Freunde von Menschen mit Krebs wichtig sind und gibt Hilfestellungen für typische Herausforderungen.

Empfehlungen für Alle

Wenn man mit lieben Menschen über Sorgen und Gefühle spricht, fühlt man sich wahrscheinlich besser. Es fällt aber nicht immer leicht, über die eigenen Gefühle zu sprechen. 

Diese Anregungen können dabei helfen:

  • Reflektion:
    • Wie habe ich es in der Vergangenheit getan? Wann konnte ich mit xy immer gut sprechen? (z.B. beim Essen, im Park, während einer Autofahrt etc.)
    • Wenn mir das Sprechen schwer fällt, kann ich es vielleicht schriftlich besser in Worte fassen?
    • Hilft uns evtl. ein gemeinsames Gespräch bei einer Psychoonkologin oder einem Therapeuten?
  • Formulierung:
    • Welches Gefühl nehme ich aktuell wahr? Wenn kein konkretes Gefühl benannt werden kann, auf Körperempfindungen eingehen (Druck, Spannung, Enge etc. und das dazugehörige Körperteil)
      Wie fühle ich mich in einer konkreten Situation und was könnte an Bedürfnissen dahinterstecken? Was würde ich mir wünschen? Was brauche ich damit es mir besser geht?
    • Wenn all das nicht gelingen will: Warum fällt es so schwer über Emotionen zu sprechen? Was wird befürchtet?

Hier kann auch ein Gespräch mit Psychoonkolog:innen / Psychotherapeut:innen weiterhelfen

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Wie trinke ich ausreichend bei Krebs?

„Versuchen Sie ausreichend zu trinken!“ Diesen Raschlag haben wohl die meisten schon einmal bekommen. Aber wie viel ist ausreichend? Und was kann man tun, wenn das Durstgefühl fehlt oder man durch Durchfall und Erbrechen viel Flüssigkeit verliert? Diesen Fragen gehen wir im folgenden Artikel nach.

Inhaltsverzeichnis

7 praktische Handlungsschritte, wenn Ihnen das Trinken schwer fällt

  • Berechnen Sie Ihren Flüssigkeitsbedarf (siehe unten) und erstellen Sie ggf. einen Trinkplan.2
  • Führen Sie ein Trinkprotokoll, das Sie als Checkliste z.B. an den Kühlschrank heften können.3
  • Legen Sie sich zuhause einen Vorrat an verschiedenen Getränken an.
  • Stellen Sie sich Getränke in sichtbare und greifbarer Nähe.2
  • Nehmen Sie sich vor, zu jeder Mahlzeit ein Glas zu trinken – daheim und auswärts.2 (Hinweis: bei Völlegefühl/schneller Sättigung sollten Sie lieber zuerst Essen und danach erst trinken)
  • Essen Sie zwischendurch wasserreiche Obst und Gemüsesorten (wie beispielsweise Wassermelone, Gurkenscheiben) oder trinken Sie einen Milchshake oder Smoothie. 7
  • Nehmen Sie immer eine volle Trinkflasche mit, wenn Sie aus dem Haus gehen.7
  • Stellen Sie sich einen Wecker, der Sie regelmäßig ans Trinken erinnert.

Warum ist ausreichend trinken wichtig?

Sehr gut und knapp erklärt dies das Team vom WDR Wissenschaftsmagazin Quarks auf Instagram. Deshalb haben wir ihre Animation dazu hier eingebunden (mit freundlicher Erlaubnis): 

Etwas ausführlicher schauen wir uns das Thema in den folgenden Abschnitten an:

Je nach Alter und Geschlecht macht Wasser zwischen 45 – 65 % des Körpergewichts aus. Es hat viele wichtige Funktionen: es reguliert die Körpertemperatur, transportiert Nährstoffe und ist für viele Stoffwechselvorgänge wichtig. Abbauprodukte und Giftstoffe werden durch die Nieren als Urin ausgeschieden.3,11

Wir verlieren täglich Wasser durch Schweiß, Atemluft, Urin und Stuhl. Diese verlorene Flüssigkeit müssen wir durch Getränke und Essen wieder ersetzen.

Wenn der Körper nicht ausreichend mit Flüssigkeit versorgt wird, nennt man das Dehydratation. 

Das passiert bei Abnahme des Gesamtkörperwassers um…:

ca. 0,5% (das sind bei einem 65 kg schweren Mann ca. 0,2 Liter):
Es entsteht ein Durstgefühl. Je mehr Wasser verloren geht, desto stärker wird der Durst. Das Blut wird dickflüssiger. Nährstoffe und Sauerstoff werden langsamer zum Gehirn, den Organen und den Muskeln transportiert. Schadstoffe bleiben länger im Körper. 

ca. 3% (das sind bei einem 65 kg schweren Mann ca. 1,2 Liter):
Die Speichel- und Urinproduktion nimmt ab. Haut und Schleimhäute sind leicht trocken. Der Urin ist dunkel und konzentriert. Konzentration und Reaktionsvermögen lassen nach. Die körperliche Leistungsfähigkeit nimmt ab.

ca. 5% (das sind bei einem 65 kg schweren Mann ca. 2 Liter):
Es können Tachykardien (Herzrasen), eine erhöhte Körpertemperatur und Kreislaufschwächen auftreten. Haut und Schleimhäute sind sehr trocken. Augen können eingesunken aussehen. Die Urinausscheidung ist stark vermindert.

ca. 10% (das sind bei einem 65 kg schweren Mann ca. 4 Liter)
Es kann zu Verwirrtheitszuständen kommen. Der Blutdruck ist niedrig. Es können stehende Hautfalten auftreten: Bildet man mit zwei Fingern eine Hautfalte (etwa am Handrücken) und lässt diese dann los, glättet sich die Falte nicht sofort, sondern erst nach einigen Sekunden.

ca. 20% (das sind bei einem 65 kg schweren Mann ca. 8 Liter):
Gehen mehr als 20% Körperflüssigkeit verloren, kann es zu Bewusstseinsstörungen wie Lethargie, Verwirrtheit und Delirium bis hin zum Koma kommen. Es tritt oft lebensbedrohliches Kreislauf- und Nierenversagen auf.1,2,8,10,11,12 

Eine Dehydratation kann also im schlimmsten Fall tödlich enden und darf daher nicht unterschätzt werden.

Gründe für eine Dehydratation können eine zu geringe Flüssigkeitszufuhr oder übermäßige Flüssigkeitsverluste sein, z.B. durch5,7:
  • Vermindertes Durstempfinden
  • Appetitlosigkeit
  • Verminderte Nahrungsaufnahme
  • Durchfall
  • Übelkeit, Erbrechen
  • Fieber, Infekte
  • verstärktes Schwitzen, hohe Außentemperatur, körperliche Anstrengung
  • Medikamente (z.B. Diuretika)
Viele dieser Ursachen treten besonders häufig bei Betroffenen unter einer Krebstherapie auf. Viele Krebsbetroffene sind zusätzlich mangelernährt und dadurch auch besonders anfällig für eine Störung des Wasserhaushaltes.9

Kontaktieren Sie Ihre Ärztin oder Ihren Arzt, wenn Sie eine leichte oder mittelschwere Dehydratation befürchten und eines der folgenden Symptome auftritt:

  • Häufiges Erbrechen (während einer Chemotherapie oder wenn Sie länger als einen Tag erbrechen)
  • Durchfall (während einer Chemotherapie oder wenn Sie länger als zwei Tage Durchfall haben)
  • Fieber über 38,3°C aber unter 39,4°C
  • Gewichtsverlust
  • Sie produzieren nur wenig Urin
  • Sie fühlen sich schwach

Eine schwere Dehydratation kann lebensbedrohlich sein und erfordert ein sofortiges Handeln (Notaufnahme!). Folgende Symptome können Hinweise auf eine schwere Dehydratation sein2:

  • Fieber über 39,4°C
  • Keine Urinproduktion innerhalb der letzten 12 Stunden
  • Verwirrtheitszuständen, Lethargie, Kopfschmerzen, Ohnmacht
  • Krampfanfälle
  • Schwierigkeiten beim Atmen
  • Brust- oder Bauchschmerzen

Wie viel Flüssigkeit braucht mein Körper am Tag?

Wie viel Flüssigkeit Ihr Körper am Tag braucht, hängt von vielen Faktoren ab: Umgebungstemperatur, Luftfeuchtigkeit, körperlicher Aktivität, besonderen Umständen (z.B. Fieber, Durchfall, Erbrechen), Ihrem Stoffwechsel, wie Sie sich ernähren, etc.

Es spielen so viele Dinge zusammen, dass sich der individuelle Flüssigkeitsbedarf nicht exakt berechnen lässt. Aber das Ergebnis der Berechnung kann Ihnen als Orientierung dienen.

1. Berechnen Sie Ihren generellen Flüssigkeitsbedarf

Zunächst wollen wir berechnen, wie viel Flüssigkeit Ihr Körper generell benötigt, wenn keine besonderen Umstände, Temperaturen oder Anstrengungen herrschen:

Achtung: Wenn Sie Vorgaben zur Trinkmenge von Ihrem Behandlungsteam haben, halten Sie sich auf jeden Fall an diese Vorgaben! Zum Beispiel bei Herzschwäche (Herzinsuffizienz), Nierenkrankheiten oder Leberzirrhose muss die Trinkmenge möglicherweise eingeschränkt werden. Sprechen Sie in diesen Fällen mit Ihrem Behandlungsteam.

Den Gesamtflüssigkeitsbedarf haben wir über diese Formel berechnet16:

Für die ersten 10 kg Körpergewicht: 1000 ml
Für die zweiten 10 kg Körpergewicht: 500 ml
Für jedes weitere kg Körpergewicht: kg mal 15 ml

Um den Flüssigkeitsgehalt der Nahrung zu bestimmen, berechnen wir zunächst aus Gewicht, Größe und Alter mit der Harris-Benedict-Formel17 den Grundumsatz. Um den Gesamtkalorienbedarf zu erhalten multiplizieren wir den Grundumsatz mit dem PAL Wert 1,4 (für wenig körperliche Aktivität). Dann nehmen wir diesen Gesamtkalorienbedarf mal 0,33 ml. Das ergibt den ungefähren Flüssigkeitsanteil in der Nahrung.

Um die empfohlene Trinkmenge zu erhalten ziehen wir den Flüssigkeitsanteil der Nahrung vom Gesamtflüssigkeitsbedarf ab.

2. Trinken Sie mehr, wenn besondere Umstände herrschen

Ihr Flüssigkeitsbedarf steigt, wenn zusätzliche Belastungen für den Körper hinzukommen.

  • Beim Sport verlieren Sie Flüssigkeit durch Schwitzen und schnelleres Atmen
  • Grundsätzlich ist es am besten, wenn man sich beim Sport vom Durstgefühl leiten lässt – auch wenn oft das Gegenteil behauptet wird. Extra viel zu trinken bringt keinen Vorteil, sondern kann sogar Nachteile haben (siehe Abschnitt “Kann man zu viel trinken?”).18
  • Bei schweißtreibender Anstrengung bis zu 60 Minuten reicht es aus, davor und danach zu trinken.18
  • Bei schweißtreibender Anstrengung über 60 Minuten, sollten Sie ein Getränk griffbereit haben und nach Durstgefühl regelmäßig ein paar Schlucke trinken.  
  • Wenn Sie während dem Sport trinken, sollten Sie nach dem Sport nicht mehr wiegen als vorher – das würde bedeuten, dass Sie zu viel getrunken haben.27
  • Wie viel Flüssigkeit Sie brauchen, hängt davon ab, wie stark Sie schwitzen, wie warm es ist und wie groß Sie sind. Pauschale Angaben sind schwierig. Wenn Sie häufig anstrengenden Sport machen, können Sie sich direkt vor und nach dem Sport wiegen. Dann wissen Sie genau, wie viel Flüssigkeit Ihr Körper durch Schwitzen verloren hat und wie viel Sie wieder ersetzen müssen. Es ist ausreichend, wenn Sie während der Belastung nur 80% der ermittelten Flüssigkeitsmenge trinken.18
  • Zur Orientierung nun trotzdem eine Mengenangabe: Für intensive Ausdaueraktivitäten wie Marathonlaufen wird zum Beispiel empfohlen, pro Stunde zwischen 400 und 800 ml zu trinken. Dabei gilt die niedrige Empfehlung für langsame, leichte Athleten bei kühleren Temperaturen und die höhere für schnellere, schwerere Athleten bei warmen Temperaturen. Das wären also alle 15-20 Minuten ca. 100 – 200 ml.18 
  • Am besten geeignet sind während dem Sport natriumreiche Mineralwasser (min. 600 mg Natrium/Liter) oder mit natriumreichem Mineralwasser verdünnte Fruchtsäfte (2 Teile Wasser, 1 Teil Saft).18 Das Natrium (ein Bestandteil von Kochsalz) ist wichtig, um beim Schwitzen verlorene Salze zu ersetzen.
  • Wenn Sie kein natriumreiches Mineralwasser haben, geben Sie 1/3 Teelöffel (= 1,7 g) Salz in 1 Liter Wasser (zu unseren Rezepten für isotone Getränke).
  • Die deutsche Gesellschaft für Nephrologie (Nierenexperten) empfiehlt bei Hitze ca. 500 ml bis 1 Liter mehr am Tag zu trinken.
  • Bei starkem Schwitzen verliert der Körper Flüssigkeit und Mineralstoffe. Natriumreiche Mineralwasser (min. 600 mg Natrium/Liter) und Getränke wie Apfelsaftschorle oder selbstgemachte isotone Getränke (zu den Rezepten) sind deshalb besonders gut, um Mineralstoffverluste auszugleichen.19
  • Wenn Sie kein natriumreiches Mineralwasser haben, geben Sie 1/3 Teelöffel (= 1,7 g) Salz in 1 Liter Wasser.

Sollten Sie aufgrund von Beschwerden nur wenig essen können, erhalten Sie auch weniger Flüssigkeit über die Nahrung – das heißt, Sie müssen mehr trinken. Orientieren Sie sich in diesem Fall eher am oben errechneten Gesamtflüssigkeitsbedarfbedarf Ihres Körpers und nicht an der empfohlenen Trinkmenge.

(Ganz genau betrachtet, müssten Sie zusätzlich zum Gesamtbedarf sogar noch 200 – 300 ml mehr trinken, wenn Sie gar nichts essen. Denn bei der Verstoffwechselung der Nahrung entsteht im Körper sogenanntes Oxidationswasser. Wenn es keine Nahrung zu verstoffwechseln gibt, produziert der Körper auch kein Wasser selbst. Dieses Wasser fehlt dem Körper dann zusätzlich.)20

Je nachdem wie schwer die Symptome sind, verlieren Sie bei Durchfall und Erbrechen mehr oder weniger Flüssigkeit und Mineralstoffe. Leider gibt es für Erwachsene keine konkreten Empfehlungen, wie viel mehr man bei Durchfall und Erbrechen trinken soll.

Sie können sich aber an den Empfehlungen der WHO für Kinder orientieren:

  • Die WHO empfiehlt für Kinder nach jedem Stuhlgang oder Erbrechen mindestens ein Glas (250 ml) Elektrolytlösung, Wasser oder Tee zu trinken.21
  • Bei starkem Durchfall und Erbrechen sind Elektrolytlösung (zum Rezept) und selbstgemachte isotone Getränke (zu unseren Rezepten) am Besten geeignet. Sie enthalten auch Mineralstoffe und sorgen dafür, dass der Körper die Flüssigkeit im Darm besser aufnehmen kann. 
  • Bei Erbrechen trinken Sie in kleinen Schlucken oder teelöffelweise im Abstand von mehrerer Minuten oder lutschen Sie Eiswürfel.22

Wichtig: Bei Durchfall oder Erbrechen in Zusammenhang mit einer Chemotherapie, sagen Sie unbedingt Ihrem Behandlungsteam Bescheid (siehe auch Abschnitt während/nach der Chemotherapie).

Mehr Tipps finden Sie in unseren Artikeln zu Durchfall und Erbrechen.

  • Als Faustregel kann man sagen, dass der Körper am Tag pro 1 °C Körpertemperaturerhöhung ca. 500 ml Flüssigkeit durch Schwitzen verliert.23 Dazu kommt noch Flüssigkeitsverlust durch schnelleres Atmen.
  • Genauer gesagt:  Bei Fieber braucht der Körper am Tag für jedes Grad Celsius über 37,5 Grad zusätzlich ungefähr 10 ml Flüssigkeit pro Kilogramm Körpergewicht.24  (Zum Berechnen für 1° C hängen Sie einfach an Ihr Körpergewicht noch eine Null dran: z.B. bei 82 kg Körpergewicht und einer Körpertemperatur von 38,5 Grad werden ca. 820 ml mehr Flüssigkeit gebraucht.)
  • Da beim Schwitzen auch Salze verloren gehen, eignen sich als Getränke besonders gut natriumreiche Mineralwasser (min. 600 Milligramm Natrium/Liter), Fruchtschorlen (2 Teile natriumreiches Mineralwasser + 1 Teil Saft) oder selbstgemachte isotone Getränke (zu den Rezepten).
  • Achtung: bei Fieber über 38,3°C kontaktieren Sie Ihr Behandlungsteam, um die Ursache abzuklären. 
  • Normalerweise atmen Erwachsene ca. 12 bis 20 mal in der Minute. Wenn es Ihnen schlecht geht, Sie Schmerzen haben oder Sie sich in größerer Höhe befinden, kann die Atemfrequenz erhöht sein (bis zu 100 Atemzüge pro Minute). Dann geht durch die Atmung auch mehr Flüssigkeit verloren.
  • Man rechnet dann pro Verdopplung der Atemfrequenz mit einem zusätzlichen täglichen Flüssigkeitsbedarf von 10 ml Flüssigkeit pro Kilogramm Körpergewicht.26
  • Die meisten giftigen Arzneistoffe einer Chemotherapie werden über den Urin wieder ausgeschieden. Dafür brauchen Nieren und Blase viel Flüssigkeit.28
  • Wenn Sie die Chemotherapie als Infusion erhalten, plant plant Ihr Behandlungsteam den erhöhten Flüssigkeitsbedarf schon mit ein: die Infusionen des Chemotherapeutikums enthalten viel Flüssigkeit und je nach Wirkstoff erhalten Sie davor oder danach auch noch zusätzliche Flüssigkeit als Infusion.28
  • Wie viel zusätzliche Flüssigkeit Sie benötigen, hängt von verschiedenen Faktoren ab: z.B. dem für die Chemotherapie verwendeten Wirkstoff, Ihren individuellen Nieren- und Blutwerten, Ihrem Körpergewicht, eventuellen Begleiterkrankungen etc. Pauschale Empfehlungen sind deshalb nicht möglich. 
  • Besprechen Sie mit Ihrem Behandlungsteam, wie viel Sie in den Tagen nach der Chemotherapie trinken sollen und wie lange es dauert, bis die Medikamente ausgeschwemmt sind. 28 
  • Erkunden Sie sich auch, ob Sie bestimmte Getränke meiden sollten (z.B. Säfte oder Grüntees, die reich an Antioxidantien sind. Diese können eventuell die Wirkung der Therapie beeinflussen).

Bei oraler Chemotherapie (in Tablettenform):

  • Beachten Sie die Empfehlungen im Abschnitt “Wenn Sie Medikamente in Tablettenform einnehmen”

Bei Durchfall oder Erbrechen:

  • Wichtig: Bei Durchfall oder Erbrechen in Zusammenhang mit einer Chemotherapie sagen Sie unbedingt Ihrem Behandlungsteam Bescheid. Es kann sein, dass Sie spezielle Medikamente brauchen, um eine Dehydratation zu vermeiden und weiter ausreichend Flüssigkeit für die korrekte Funktion von Niere und Blase zur Verfügung zu haben.

Wenn Sie längere Zeit einen Mund-Nasen-Schutz tragen, sollten Sie auf regelmäßiges Trinken achten. Häufig wird beim Tragen einer Maske unbewusst durch den Mund oder schneller geatmet, was die Schleimhäute austrocknen und den Flüssigkeitsbedarf erhöhen kann. 

Wie oft und wie viel auf einmal soll ich trinken?

  • Der Körper kann Flüssigkeit nicht lange speichern. Trinken Sie deshalb am Besten gleichmäßig über den Tag verteilt. Zu den Mahlzeiten und auch dazwischen. So ist ihr Körper immer gut versorgt.
    • Beispiel: Trinkplan für 1600 ml = 8 Gläser / Tassen à 200 ml

      Nach dem Aufstehen: 1 Glas Wasser zur Medikamenteneinnahme
      zum Frühstück: 1 Tasse Kaffee / Tee
      im Laufe des Vormittags: 1 Glas Wasser
      zum Mittagessen: 1 Glas Wasser oder Saftschorle
      im Laufe des Nachmittags: 1 Tasse Tee / Kaffee + 1 Glas Wasser
      zum Abendessen: 1 Glas Wasser
      am Abend: 1 Glas Wasser oder eine Tasse Tee

  • Besonders bei Übelkeit, Erbrechen und Durchfall ist es besser, in kleinen Schlucken über einen längeren Zeitraum zu trinken: bei Übelkeit vermeidet dies das Auslösen eines Brechreizes (wenn selbst kleine Schlucke nicht gehen: probieren Sie, Flüssigkeit mit einem Teelöffel aufzunehmen) und bei Durchfall wird vermieden, dass große Flüssigkeitsmengen die Darmbewegung anregen. 

Nehmen Sie Tabletten mit einem ganzen Glas Leitungswasser ein. Der Oberkörper sollte dabei möglichst aufrecht sein.29

  • Wenn Tabletten ohne oder mit nur wenig Flüssigkeit eingenommen werden, können sie in der Speiseröhre kleben bleiben und lösen sich dann dort auf. Das kann die Speiseröhre schädigen und verzögert die Wirkung des Medikaments.
  • Ausreichend Flüssigkeit ist auch wichtig, damit sich die Tablette im Magen oder Dünndarm richtig auflösen kann. Besonders wenn Sie Tabletten nüchtern einnehmen, befindet sich nämlich nur sehr wenig Flüssigkeit im Magen und im Dünndarm. Diese reicht dann nicht aus, um das Medikament ordentlich aufzulösen.

Leitungswasser ist am Besten geeignet.29

  • Es gibt viele Arzneimittel, die z.B. mit Milchprodukten oder Fruchtsäften Verbindungen eingehen und dann nicht richtig wirken können. Nutzen Sie deshalb Leitungswasser für die Einnahme von Medikamenten und beachten Sie genau die Packungsbeilage, was Einnahmezeiten und Abstand zu den Mahlzeiten angeht.
  • Seien Sie besonders Vorsichtig mit Grapefruit(saft) und Pomelo (zum Artikel über Grapefruit).

Empfehlung zum Weiterlesen beim Krebsinformationsdienst: Informationsblatt “Umgang mit Arzneimitteln: Tipps für Krebspatienten” (PDF)

Kann man auch zu viel trinken?

  • Es kommt selten vor, aber man kann auch zu viel trinken: In kurzer Zeit viel Wasser zu trinken, kann den Salzhaushalt des Körpers durcheinanderbringen und in extremen Fällen zu einer Wasservergiftung (Hyperhydratation) führen, die tödlich enden kann. In der Animation von Quarks wird das gut dargestellt:
  • Erste Symptome einer Wasservergiftung sind Unwohlsein, Schwindel, Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen. Die Symptome ähneln leider sehr denen einer Dehydratation (Austrocknung). Manche Betroffene machen deshalb den Fehler und trinken noch mehr.33
  • Wie viel zu viel ist, lässt sich nicht pauschal sagen. Denn die negativen Folgen haben sehr viel mit der gleichzeitigen Mineralstoffversorgung zu tun. Grundsätzlich kein ein gesunder Körper einige Schwankungen im Wasserhaushalt ausgleichen.
  • Etwas anders ist das bei Menschen mit einer Herzschwäche oder Nierenerkrankung: Sie müssen häufig Ihre Trinkmenge einschränken, um Herz und Nieren nicht unnötig zu belasten. Sie sollten sich an die Empfehlungen ihres Behandlungsteams halten.
  • In den USA hat eine Frau bei einem Wettbewerb eines Radiosenders innerhalb von drei Stunden fast acht Liter Wasser getrunken. Wenige Stunden später ist sie daran gestorben.30
  • Unerfahrene Marathonläufer und Triatlethen trinken im Wettkampf oft mehr Wasser, als sie verlieren. Dr. Johannes Scherr, Sportmediziner der TU München, sagt dazu: “Bei einem mittelgroßen Marathon von ungefähr 10.000 Läufern kommt es bei einem Drittel, also 3.000 Leuten, zu messbaren Störungen durch zu viel Wasser. Bei 50 davon kommt es sogar zu lebensbedrohlichen Veränderungen. Manche müssen auf die Intensivstation und künstlich beatmet werden.” 30 Eine Studie beim Boston Marathon hat gezeigt, dass die Läufer*innen, die von einer Hyponatriämie (d.h. eine Untersalzung durch zu viel Trinken) betroffen waren, nach dem Wettkampf ein höheres Körpergewicht hatten als vorher, also mehr getrunken haben, als sie verloren haben. Besonders schlecht ging es den Sportler*innen, die mehr als 3 Liter während des Marathons (ca. 4-5 Stunden) getrunken hatten.31
  • Die Vergiftungs-Notzentrale der Uniklinik Freiburg warnt vor Lebensgefahr durch übermäßiges Trinken im Vergiftungsfall. Immer wieder trinken Personen, die glauben, sie hätten sich vergiftet, in kurzer Zeit mehrere Liter Wasser und landen dann wegen der Wasservergiftung in der Notaufnahme. Beschrieben wird z.B. der Fall eines Mannes, der sich nach dem Verzehr selbst gesammelter Pilze erbrechen musste und darauf eine Pilzvergiftung vermutete. Deshalb trank er innerhalb kurzer Zeit drei Liter Wasser. In den Stunden danach verlor er das Bewusstsein, hatte Krampfanfälle und bekam eine Hirnschwellung. Dieser Zustand war durch die große Wassermenge und nicht durch die vermeintliche Pilzvergiftung ausgelöst werden.32
  • Der Ratschlag “Trinken Sie viel” bedeutet nicht “Je mehr desto besser”. Das zeigt die Geschichte einer Frau in England. Sie trank wegen einer beginnenden Blasenentzündung mehrere Liter Wasser in wenigen Stunden, was zu einer lebensbedrohlichen Hyponatriäme führte. Die Autorin der Studie fordert, dass Ärzt*innen genauere Ratschläge geben.34 Sie selbst empfiehlt Patient*innen, mindestens so viel zu trinken wie sonst auch, wenn sie krank sind. Und sie können noch bis zur halben Menge davon oben drauf packen. Das wäre also 1 Liter mehr, wenn sonst 2 Liter getrunken werden. 36
  • Über einen längeren Zeitraum täglich mehr als 5 Liter zu trinken, kann zu einer Vergrößerung der Nieren, Blase und Harnleiter führen. Das kann schmerzhaft sein. Auch Wasservergiftungen können auftreten.35
  • Fazit: “Viel hilft viel” trifft auf das Thema Trinken nicht zu.  Mehr zu trinken, als ihr Körper braucht, bringt ihnen keine gesundheitlichen Vorteile. Orientieren Sie sich deshalb an ihrem errechneten Flüssigkeitsbedarf und dem Mehrbedarf in bestimmten Situationen

Geeignete Getränke- und Lebensmittel zur Flüssigkeitsaufnahme

Getränke:

  • Ein vielfältiges Getränkeangebot kann die Trinkmenge erhöhen. Variieren Sie mit Geschmacksrichtungen und Temperaturen (z.B. heißer Tee und Eistee) 6,7.
  • Grundsätzlich sind alle Getränke geeignet und Sie können die bevorzugen, die Ihnen am besten schmecken. Eine Ausnahme stellt Grapefruitsaft dar – dieser kann Wechselwirkungen mit manchen Medikamenten haben (weitere Informationen finden Sie hier) 14.
  • Entgegen der weitläufigen Meinung, werden auch Kaffee und andere koffeinhaltige Getränke zur Flüssigkeitszufuhr gezählt. Mehr als vier Tassen pro Tag sollten es jedoch nicht sein3,7.
  • Bei Gewichtsverlust sind vor allem kalorienreiche Getränke (z.B. Säfte, Smoothies, Milchshakes, Limonaden) empfehlenswert, da Ihnen diese helfen Ihr Gewicht zu halten7.
  • Sorgen Sie für ein neues Geschmackserlebnis indem Sie Wasser aufpeppen. Geben Sie z.B. Zitronensaft, Gurkenscheiben, frische Minze, Ingwer oder tiefgekühlte Beeren ins Glas und lassen Sie die Mischung kurz ziehen3
  • Wenn Sie gerne in der Küche kreativ sind und etwas mehr Zeit und Kraft aufbringen können, probieren Sie originelle, selbstgemachte Durstlöscher aus.
  • Beim Sport oder bei Hitze eignen sich am Besten natriumreiche Mineralwasser (min. 600 mg Natrium/Liter) oder mit natriumreichem Mineralwasser verdünnte Fruchtsäfte (2 Teile Wasser, 1 Teil Saft).18 Wenn Sie kein natriumreiches Mineralwasser haben, geben Sie 1/3 Teelöffel (= 1,7 g) Salz in 1 Liter Wasser 
  • Zum Ausgleich von größeren Flüssigkeitsverlusten (z.B. bei Durchfall, Erbrechen) eignen sich insbesondere isotone Getränke (Rezepte zum Selbermachen finden Sie hier), WHO-Lösung oder sonstige orale Elektrolytlösungen aus der Apotheke 1,2,8.

Lebensmittel:

  • Auch Lebensmittel tragen dazu bei Ihren Flüssigkeitsbedarf zu decken7.
  • Wählen Sie besonders flüssigkeitsreiche Lebensmittel aus, wenn Ihnen das Trinken schwer fällt.
  • Lebensmittel mit einem hohen Wassergehalt sind z.B.6,11:
    • Suppen, Kaltschalen
    • Kompott, Fruchtpüree
    • Wassermelone, Beerenobst, Orangen, Weintrauben
      Salatgurken, Tomaten
    • Milch, Buttermilch
    • Wasser- und Milcheis
  • Hinweis: Viele dieser Lebensmitteln sind eher energiearm. Wenn Sie Gewicht verlieren, wäre es daher sinnvoll, diese Lebensmitteln mit zusätzlichen Kalorien anzureichern. Geben Sie z.B. Sahne oder Crème fraîche in Suppen, Schokosauce über Obst, etc. Es gibt auch spezielle Pulver zur Energieanreicherung, die in breiige und flüssige Speisen eingerührt werden können.

Trinktipps zur Vorbeugung von Flüssigkeitsmangel / Dehydratation

Wenn Sie kein richtiges Durstgefühl mehr haben, oder ansonsten Schwierigkeiten haben, ihr Flüssigkeitsziel zu erreichen, probieren Sie diese Hilfestellungen aus:

  • Erstellen Sie einen Trinkplan, auf dem Sie festlegen, wann Sie wie viel von welchem Getränk trinken, um auf Ihre empfohlene Trinkmenge zu kommen3.
  • Verbinden Sie Ihre Gewohnheiten mit Trinken. Beispiel: Sie gehen am Vormittag üblicherweise eine Runde spazieren? Dann nehmen Sie eine kleine Trinkflasche mit, die bis zum Ende des Spaziergangs ausgetrunken werden soll.
  • Führen Sie Trinkrituale ein: Wie wäre es zum Beispiel mit einem Nachmittagskaffee oder einem beruhigenden Fencheltee nach dem Abendessen?
  • Verteilen Sie zuhause Trinkgläser/Getränkeflaschen in Reichweite an verschiedene Plätzen, an denen Sie sich üblicherweise länger aufhalten (z.B. auf dem Couchtisch, auf dem Esstisch, in der Küche)3.
  • Stellen Sie auch ein Getränk auf Ihren Nachttisch, damit Sie gleich in der Früh vor dem Aufstehen etwas trinken können – so kommt der Kreislauf gut in Schwung.
  • Besorgen Sie sich eine Flasche mit Uhrzeitangaben (oder machen Sie selbst Markierungen). So können Sie sich Ihre Trinkmenge in Etappen einteilen.
  • Bringen Sie eine Trinkprotokoll am Kühlschrank an oder verwenden Sie eine App zum Protokollieren Ihrer Flüssigkeitszufuhr. Sobald Sie ein Glas getrunken haben, können Sie dies von Ihrem Protokoll abhaken. So haben Sie Ihre Trinkmenge im Blick und es steigert die Motivation ausreichend zu trinken3.
  • Machen Sie ein „Trink-Training“ – Trinken kann trainiert werden. Wenn Sie häufig das Trinken vergessen, weil z.B. Ihr Durstgefühl vermindert ist, stellen Sie sich eine Woche lang stündlich einen Wecker. Das erinnert Sie an das Trinken und kann Sie dabei unterstützen einen Trinkrhythmus zu verinnerlichen.
  • Falls bei Ihnen Schluckstörungen vorliegen, können für Sie geeignete Trinkbecher die Flüssigkeitsaufnahme erleichtern7. Es kann auch sein, dass Sie Flüssigkeiten andicken müssen. Sprechen Sie dies bitte mit einer Logopädin oder einem Logopäden ab.
  1. H. Bertz und G. Zürcher. Ernährung in der Onkologie: Grundlagen und klinische Praxis, Schattauer GmbH, Stuttgart, 2014.
  2. C.P. Davis und M.C. Stöppler. Dehydration in Adults. Emedicinehealth, https://www.emedicinehealth.com/dehydration_in_adults/article_em.htm (abgerufen 02/2021)
  3. DGE. Wasser trinken – fit bleiben. Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V., 3. Überarbeitete Auflage, 2020. https://www.dge-medienservice.de/wasser-trinken.html
  4. DGE. Referenzwerte, Wasser. Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V., https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/wasser/ (abgerufen 09/2019)
  5. European Hydration Institute. Dehydratation. https://www.europeanhydrationinstitute.org/dehydration (abgerufen 02/2021)
  6. European Hydration Institute. Nutrition and Beverages. https://www.europeanhydrationinstitute.org/nutrition_and_beverages (abgerufen 02/2021)
  7. N. Erickson, N. Schaller, A.P. Berling-Ernst, H. Bertz. Ernährungspraxis Onkologie, Schattauer GmbH, Stuttgart, 2017.
  8. S. Freedman. Oral rehydration therapy. UpToDate. Topic 6129 Version 32.0. https://www.uptodate.com/contents/oral-rehydration-therapy (abgerufen 02/2021)
  9. E. Höfler und P. Sprengart. Praktische Diätetik: Grundlagen, Ziele und Umsetzung der Ernährungstherapie, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, 2012.
  10. L.H. Huang, K.R. Anchala und D.L. Ellsbury et al. Dehydratation. Medscape, https://emedicine.medscape.com/article/906999-overview (abgerufen 02/2021)
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  18. Mosler S, Braun H, Carlsohn A, Großhauser M, König D, Lampen A, Nieß A, Oberritter H, Schäbethal K, Schek A, Stehle P, Virmani K, Ziegenhagen R, Heseker H (2019) Fluid replacement in sports. Position of the working group sports nutrition of the German Nutrition Society (DGE). Ernahrungs Umschau 66(3): 52–59  https://www.ernaehrungs-umschau.de/fileadmin/Ernaehrungs-Umschau/pdfs/pdf_2019/03_19/EU03_2019_M152-M159.pdf
  19. Deutsche Gesellschaft für Nephrologie. Pressemitteilung: Eindringliche Empfehlung der Nierenexperten: Bei der Hitze genügend trinken! (2018) https://www.dgfn.eu/pressemeldung/eindringliche-empfehlung-der-nierenexperten-bei-der-hitze-genuegend-trinken.html
  20. = 11.
  21. The Mother and Child Health and Education Trust, Rehydration Project. Rehydration. https://rehydrate.org/rehydration/index.html (abgerufen 02/2021)
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  26. S. Andreae: EXPRESS Pflegewissen Gesundheits- und Krankenpflege. Georg Thieme Verlag, 2009, S. 136 f
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  34. Lee, L. C., & Noronha, M. (2016). When plenty is too much: water intoxication in a patient with a simple urinary tract infection. BMJ case reports2016, bcr2016216882. https://doi.org/10.1136/bcr-2016-216882
  35. Hew-Butler, T., Smith-Hale, V., Pollard-McGrandy, A., & VanSumeren, M. (2019). Of Mice and Men-The Physiology, Psychology, and Pathology of Overhydration. Nutrients, 11(7), 1539. https://doi.org/10.3390/nu11071539
  36. Siddiq, H.: Drinking too much water when ill can be harmful, finds study. The Guardian. https://www.theguardian.com/environment/2016/dec/01/drinking-too-much-water-when-ill-can-be-harmful-finds-study (abgerufen 04/2021)

Erstellt am: 15. April 2021
Nächste geplante Aktualisierung: 2024

Autorin: Carina Eckhardt, M.Sc. Diätologin
Recherche, Qualitätssicherung und Inhaltliche Freigabe: Nicole Erickson, M.Sc. Ernährungswissenschaftlerin, Diätassistentin
Redaktion und didaktische Überarbeitung: Sandra Neubauer, Anne Blumers

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Wie kann ich mein Immunsystem (nicht nur) während einer Krebserkrankung unterstützen?

Das Immunsystem stärken – um weniger krank oder schneller gesund zu werden – das wünschen sich Viele. Wundermittel, Superfoods oder „Immunbooster“ aus Werbung und Medien brauchen Sie dafür nicht – Sie können eine ganze Menge selbst tun, um Ihr Immunsystem zu unterstützen!

Was sollten Sie über das Immunsystem wissen?

Bevor wir uns die verschiedenen Empfehlungen anschauen, ist es wichtig, ein paar Grundlagen zum Immunsystem zu klären:

Es besteht aus Hunderten verschiedenen Zellen, die unterschiedlichste Aufgaben erfüllen: Eindringlinge erkennen, Botschaften überbringen, Keime unschädlich machen, für die Zukunft lernen, etc. Wir verstehen noch lange nicht alle Abläufe.21

Es wehrt Krankheitserreger wie Viren, Bakterien, Pilze und Fremdstoffe ab. Wenn wir doch krank werden, sorgt es dafür, dass wir die Krankheit überstehen und uns wieder erholen. Es beseitigt auch fehlerhaft gewordene körpereigene Zellen und ist an der Wundheilung beteiligt.21

  • Ist das Immunsystem geschwächt, sind wir anfälliger für Infektionen und Krankheiten, die dann auch heftiger ausfallen und länger andauern können.
  • Ist das Immunsystem zu aktiv und reagiert zu heftig oder unspezifisch: Dann zerstört es auch gesunde Zellen und richtet selbst Schaden im Körper an (z.B. bei schweren Verläufen von COVID-1945). Auch Allergien sind eine übertriebene Reaktion des Immunsystems auf eigentlich harmlose Stoffe aus der Umwelt und Autoimmunerkrankungen (z.B. Typ-1 Diabetes, Morbus Crohn oder Multiple Sklerose) entstehen, wenn das Immunsystem sich gegen körpereigene Strukturen richtet.3

Speziell zum Thema Immunsystem und Krebs sind diese Punkte besonders wichtig:

Das Immunsystem kann Krebszellen durchaus erkennen und vernichten. Tumorzellen können sich allerdings tarnen oder die Immunantwort manipulieren, um der Abwehr zu entgehen. Deshalb kann man das Immunsystem auch nicht einfach stärken, um eine Krebserkrankung zu vermeiden oder Krebs zu bekämpfen.19
Der Krebsinformationsdienst hat dazu einen sehr ausführlichen und informativen Artikel verfasst.

  • Bei einer Krebserkrankung kann das Immunsystem durch die Erkrankung selbst oder durch operative Eingriffe und Therapien vorübergehend geschwächt sein (z.B. durch Chemo- oder Strahlentherapien, besonders wenn die Produktion von Immunzellen im Rückenmark beeinträchtigt wird).7
  • Auch Gewichtsverlust und Mangelernährung, der Stress durch die Erkrankung und Schlafmangel können die Abwehrfunktionen während einer Krebserkrankung negativ beeinflussen.20
  • Ältere Menschen haben ebenfalls oft ein schwächeres Immunsystem.2

Was ist ein „gutes“ Immunsystem?

  • Wenn davon gesprochen wird, das Immunsystem zu stärken, ist demnach das Ziel, eine normale Immunfunktion zu erhalten oder wiederherzustellen. Ein allgemeiner „boost“ über die normale Funktion hinaus macht keinen Sinn und ist zum Glück auch gar nicht so einfach möglich. Bei Patienten mit bestimmten Lymphom-Formen könnte eine ungezielte Stärkung des Immunsystems sogar gefährlich sein, da die Immunzellen selbst Träger der Krebserkrankung sind. 8
  • Übrigens: Auch ein intaktes Immunsystem schützt nicht 100% vor allen Erkrankungen! So bekommen Erwachsene im Durchschnitt zwei bis vier Erkältungen im Jahr. Bei Kindern sind sechs bis zehn nicht ungewöhnlich.18 Auch wenn das Immunsystem mit besonders aggressiven oder bisher unbekannten Krankheitserregern konfrontiert wird (z.B. dem Coronavirus SARS-CoV-2), kann es zu einer Erkrankung kommen, obwohl das Immunsystem gut arbeitet.

Die Empfehlungen - was Sie konkret für Ihr Immunsystem tun können

Weil das Immunsystem so komplex ist, gibt es nicht das eine universelle Wundermittel. Stattdessen gibt es viele einzelne Bereiche, in denen Sie Ihr Immunsystem unterstützen können:

1. Schützen Sie sich vor dem Kontakt mit Krankheitserregern

Während der Krebstherapie, oder wenn Ihr Immunsystem aus anderen Gründen geschwächt ist, sind Hygiene- und Verhaltensmaßnahmen zum Schutz vor Krankheitserregern besonders wichtig.16

1. Halten Sie Ihre Hände sauber.

  • Waschen Sie häufig Ihre Hände. Mit Seife und ca. 20 Sekunden lang.
  • Gewöhnen Sie sich Routinen zum Händewaschen an:
    • direkt nach dem Betreten der Wohnung (das sollten auch Besucher tun!)
    • vor dem Kochen und vor dem Essen – auch im Restaurant
    • nach dem Toilettengang
    • vor und nach der Pflege von Wunden
    • Unterwegs können Sie Handdesinfektionsmittel nutzen, nachdem Sie z.B. einen Einkaufswagen angefasst haben oder bevor Sie einen Snack essen.

2. Meiden Sie den Kontakt zu Personen mit einer ansteckenden Erkrankung – dazu zählen auch einfache Erkältungen.

3. Meiden Sie Menschenansammlungen.

4. Beachten Sie Hygieneregeln in der Küche und beim Kochen (zum Artikel).

Viele weitere und ausführliche Tipps und Anleitungen zum Infektionsschutz finden Sie auf der Seite Infektionsschutz.de, die wir Ihnen sehr ans Herz legen wollen.

2. Unterstützen Sie die Barrierefunktionen Ihres Körpers

Die Barrieren sollen dafür sorgen, dass Erreger erst gar nicht in den Körper eindringen oder ihn möglichst schnell wieder verlassen.21 Einige dieser Barrieren können Sie aktiv unterstützen:
  • Die Haut ist unser größtes Organ und schützt uns vor Umwelteinflüssen. Bei Operationen wird die Haut verletzt, Chemotherapien und Bestrahlung können Haut und Schleimhäute angreifen und empfindlicher machen. Achten Sie deshalb auf gute Hautpflege! (Empfehlungen zur Hautpflege bei Krebs vom Krebsinformationsdienst)
  • Schleimhäute haben eine wichtige Funktion beim Schutz vor Krankheitserregern. Wenn sie austrocknen, geht ihre Schutzfunktion verloren.
    • Trinken Sie ausreichend!
    • Sorgen Sie für eine relative Luftfeuchtigkeit im Raum zwischen 40 und 60%.
    • Probieren Sie unsere Empfehlungen gegen Mundtrockenheit aus.
    • Wenn Sie häufig unter trockenen Schleimhäuten leiden, lassen Sie sich von Ihrem Behandlungsteam beraten.
  • In den Atemwegen bindet Schleim die Erreger und die Flimmerhärchen transportieren ihn ab.
    • Rauchen Sie nicht und trinken Sie ausreichend!
  • Eine intakte Darmflora wehrt Bakterien ab.
    • Essen Sie – soweit Sie es vertragen – reichlich Ballaststoffe, Joghurt, und Fermentiertes!40
  • Harntrakt: Regelmäßiges Entleeren transportiert potentielle Erreger aus dem Körper.
    • Trinken Sie ausreichend und gehen Sie regelmäßig zur Toilette.26

3. Bilden Sie Ihr Immunsystem fort: halten Sie Ihre Impfungen aktuell

Dank Impfungen kennen wir heute viele gefährliche Krankheiten kaum noch (z.B. Pocken, Kinderlähmung, Diphtherie, Tetanus…).1,2 Laut Krebsinformationsdienst können sich Krebspatienten meist bedenkenlos impfen lassen – für sie können Impfungen sogar besonders sinnvoll sein, denn bei ihnen können Infektionskrankheiten schwerer verlaufen. (Mehr dazu beim Krebsinformationsdienst)

Besprechen Sie deshalb mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt, ob all Ihre Impfungen aktuell sind und ob für Sie noch weitere Impfungen empfehlenswert sind (z.B. jährliche Grippeimpfung, Pneumokokken).

Ausführliche Informationen zum Thema Impfen finden Sie auch hier: www.impfen-info.de

Sollten Sie aus irgendwelchen Gründen nicht geimpft werden können, ist es besonders wichtig, dass Ihre Angehörigen und Freunde auf einen ausreichenden Impfschutz achten, damit diese Sie nicht durch eine Ansteckung gefährden. 25

Ein Hinweis (besonders für Eltern): für die Krebsprävention empfiehlt der Europäischen Kodex zur Krebsbekämpfung, dass Kinder gegen Hepatitis B und Humanes Papillomavirus (HPV) geimpft werden.44

4. Versorgen Sie Ihr Immunsystem mit allem, was es braucht

Hier sind wir nun im Bereich der Ernährung angelangt. 

Die Basis jeglicher Körperfunktion ist eine ausreichende Energieversorgung. Auch das Immunsystem kann nur funktionieren, wenn es genügend Energie (= Kalorien) bekommt.² Ein stabiles Körpergewicht ist dafür ein gutes Erkennungszeichen.

Sollten Sie untergewichtig sein, ungewollt Gewicht verlieren oder bereits verloren haben, ist für Sie nun die Stabilisierung Ihres Gewichts die wichtigste Maßnahme zur Stärkung Ihres Immunsystems. Nutzen Sie dafür die Empfehlungen im Artikel Was essen bei Gewichtsverlust und Mangelernährung? und unsere Empfehlungen zur Linderung einzelner Beschwerden.

Die Abwehrzellen, Enzyme und andere Immunfaktoren bestehen zu einem großen Teil aus Proteinen (Eiweiß). Damit das Immunsystem gut funktionieren kann, muss der Körper also ausreichend mit Eiweiß versorgt sein.5

Wie viel Eiweiß Sie täglich zu sich nehmen sollten und alles was Sie sonst noch zum Thema Eiweiß wissen müssen, erfahren Sie in unserem Artikel „Proteine (Eiweiß) bei Krebs“.

Zur Aufrechterhaltung einer normalen Immunfunktion ist eine Deckung des Bedarfs an Vitaminen (A, D, E, B6, B12, Folsäure und C) und Spurenelementen (Selen, Zink, Kupfer und Eisen) notwendig.2

Diese Nährstoffe erhalten Sie durch eine abwechslungsreiche Lebensmittelauswahl aus allen Lebensmittelgruppen9:

  • Gemüse (täglich mindestens 3 Portionen (400 g) – z.B. 300 g gegartes Gemüse und 100 g Rohkost/Salat oder 200 g gegartes Gemüse und 200 g Rohkost/Salat)
  • Obst (täglich mindestens 2 Portionen (250 g))
  • Kohlenhydrate: Getreide, Getreideprodukte, stärkehaltige Lebensmittel (z.B. Kartoffeln)
  • Eiweißquellen: Hülsenfrüchte, tierische Produkte (Eier, Milchprodukte, Fleisch / Fisch)
  • Fette / Öle, Nüsse

Für eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D empfiehlt die DGE zusätzlich einen täglichen Aufenthalt von 5 bis 25 Minuten in der Sonne.22

  • Tipp: probieren Sie jede Woche eine neue Obst oder Gemüse Sorte, die Sie lange nicht mehr (oder sogar noch nie) gegessen haben.
  • Tipp: die meisten Leute essen unter der Woche immer das gleiche Frühstück. Überlegen sich sich, wie Sie Abwechslung durch neue Zutaten in Ihr tägliches Frühstück bringen können.

Normalerweise ist es möglich, alle nötigen Nährstoffe über eine abwechslungsreiche Ernährung zu erhalten – auch wenn in der Werbung für Nahrungsergänzungsmittel und Vitaminpräparate oft das Gegenteil behauptet wird.

Es gibt auch keine Hinweise aus unabhängigen und guten Studien darauf, dass eine Zufuhr von Mikronährstoffen über den Tagesbedarf hinaus weitere Vorteile bringt.2 Nährstoffe funktionieren nicht nach dem Prinzip “Viel hilft viel”!

Hohe Dosierungen von Vitaminen, Antioxidantien und anderen Nährstoffen können sogar schädlich sein – besonders während einer Krebstherapie28! Sie können die Wirksamkeit von Bestrahlung, Chemotherapie und Medikamenten schwächen29 oder zu teils lebensbedrohlichen Wechselwirkungen führen.

Nehmen Sie also keine Nahrungsergänzungsmittel und Vitaminpräparate in Eigenregie! Wenn Sie befürchten, dass Sie über Ihre Ernährung nicht ausreichend Vitamine und Mineralstoffe aufnehmen, sprechen Sie unbedingt mit Ihrer Ärztin / Ihrem Arzt oder einer qualifizierten Ernährungsfachkraft. Diese können einen eventuellen Mangel diagnostizieren und Ihnen geeignete Präparate und Zusatznahrung empfehlen, die Ihre Therapien nicht gefährden.

Sehr gute weiterführende Informationen zum Thema Nahrungsergänzungsmittel finden Sie in diesem Artikel der Verbraucherzentrale und auf der tollen Internetseite Klartext Nahrungsergänzung.

Es gibt kein einzelnes Lebensmittel, das das Immunsystem pauschal stärken oder “boosten” kann, auch wenn man das immer wieder über Knoblauch, Ingwer, Zitrone, Kurkuma und viele andere liest.

  • Gute Studien gibt es zu den Empfehlungen leider so gut wie nie.1 Meist werden Lebensmittel empfohlen, die reich an einem bestimmten Nährstoff oder sekundären Pflanzenstoff sind, oder denen traditionell bestimmte Wirkungen nachgesagt werden. Wenn unser Bedarf an einem Stoff gedeckt ist, bringt uns ein “extra viel” aber nichts.
  • Wir brauchen eine breite Palette an verschiedensten Nährstoffen, die ein Lebensmittel alleine nicht liefern kann. Deshalb bleibt auch eine bunte und vielfältige Ernährung die beste Empfehlung.2 In diese können Sie dann nach Herzenslust auch die angepriesenen “Superfoods” integrieren, wenn sie ihnen schmecken. Aber es ist nicht nötig irgendein Lebensmittel in riesigen Mengen zu verzehren, viel Geld für exotische “Superfoods” auszugeben oder sich zu zwingen, etwas zu essen, was einem gar nicht schmeckt.
  • Es macht auch wenig Sinn, dass ein Lebensmittel pauschal für jeden die gleichen Wirkungen haben soll: nicht alles wird von jedem gleich gut vertragen und verdaut, der Bedarf an Nährstoffen ist von Person zu Person etwas verschieden.
  • Auch wenn wir uns nochmal in Erinnerung rufen, wie komplex das Immunsystem ist, erkennt man schnell, dass es gar nicht logisch und wünschenswert ist, dass ein einzelnes Lebensmittel das Immunsystem pauschal stärken kann.
  • Zum Thema Kurkuma wollen wir Ihnen noch dieses tolle Video empfehlen.
  • Und zum Thema Superfoods haben wir einen extra Artikel.

Mehr als die Hälfte aller Immunzellen befinden sich im Darm und die Billionen von Darmbakterien helfen bei der Abwehr schädlicher Bakterien und Krankheitserreger.30

Generell tun Sie Ihrem Darm bzw. Ihren Darmbakterien etwas Gutes, wenn Sie pro Tag ca. 30 g Ballaststoffe essen.31 Diese sind z.B. in Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Obst, Gemüse, Samen und Nüssen reichlich enthalten. Auch eine möglichst abwechslungsreiche Ernährung ist gut für die Vielfalt der Darmbakterien.40, 42

Hinweis: Wenn Sie es nicht gewohnt sind, viele Ballaststoffe zu essen, steigern Sie die Menge langsam. Es kann sonst zu Verdauungsbeschwerden kommen. Vergessen Sie nicht, auch mehr zu trinken, wenn Sie mehr Ballaststoffe essen.

Achtung: Bei Krebspatient*innen kann die Darmflora (= die Darmbakterien) leider durch die Krankheit selbst oder die Therapien und Medikamente gestört sein. Dann tun Sie Ihrem Darm etwas Gutes, wenn Sie zunächst angepasst an Ihre momentanen Beschwerden essen (Entsprechende Empfehlungen finden Sie hier auf der Seite im Menüpunkt “Was essen bei”) – auch wenn das vielleicht bedeutet weniger Ballaststoffe zu essen. Wenn sich Ihre Verdauung erholt hat, können Sie langsam den Verzehr von ballaststoffreichen Lebensmitteln steigern.

5. Der Antrieb: Bewegen Sie sich regelmäßig

Bewegung wird dabei übrigens von der World Health Organization sehr weit gefasst: dazu gehört jegliche körperliche Betätigung (z.B. auch das Erledigen von Haus- oder Gartenarbeit, Bewegung von A nach B, Einkaufen, Spazieren gehen, etc.)

Die WHO empfiehlt: 32

  • Insgesamt min. 150 Minuten moderate Bewegung (z.B. flottes Spazierengehen, Tanzen, anstrengende Hausarbeit), oder min. 75 Minuten intensive Bewegung (z.B. Laufen, schnelles Schwimmen oder Radfahren) über die Woche verteilt – oder eine Mischung aus beidem
  • Für zusätzliche Gesundheitsvorteile kann die moderate Aktivität auf 300 Minuten pro Woche ausgedehnt werden.
  • Muskeltraining für alle großen Muskelgruppen sollte an zwei oder mehr Tagen pro Woche durchgeführt werden.

Auch als Krebspatient*in können Sie sich an diesen Empfehlungen orientieren – natürlich angepasst an Ihren momentanen körperlichen Zustand (die Deutsche Krebsgesellschaft hat dazu ein paar Hinweise veröffentlicht).

Für das Immunsystem hat vor allem die Kombination aus Muskeltraining und Ausdauertraining eine positive Wirkung.14 Durch die Anregung des Körperkreislaufs wird der kontinuierliche Austausch verschiedener Immunzellen zwischen Körperkreislauf und Gewebe beschleunigt, was langfristig die Immunabwehraktivität verbessern kann.33

Vermeiden Sie aber eine Überanstrengung! Es ist nicht nötig, an die Belastungsgrenze zu gehen. Das schwächt nämlich eher die Immunabwehr für einige Zeit nach dem Training34 (Deshalb soll man z.B. auch nach einer Impfung keinen Sport machen).

Wer sich auch während der Therapie viel bewegt, hat auch sonst viele Vorteile:43

  • Erhalt von Muskelmasse und Leistungsfähigkei
  • Therapienebenwirkungen sind weniger und nicht so ausgeprägt.
  • Schnellere Erholung nach der Chemotherapie.
  • Weniger Stress, bessere Stimmung und Konzentrationsfähigkeit.
  • Besserer Schlaf.

All das wirkt sich indirekt auch auf das Immunsystem aus:20 so bedeuten z.B. weniger Therapienebenwirkungen, dass Sie besser und ausgewogener Essen können. Konkrete Übungen und Links zum Thema Bewegung finden Sie in unserem Artikel „Kräftig trotz Krebs“.

6. Die Regeneration: Schlafen Sie ausreichend

Empfohlen sind zwischen 7 und 8 Stunden Schlaf pro Nacht.3 Diese sind für das Immunsystem sehr wichtig. So werden zum Beispiel verschiedene Immunzellen durch Schlafmangel unterdrückt, was anfälliger für Infekte macht.35 Auch Impfungen sind weniger effektiv, wenn man danach nicht ausreichend schläft.36

Leider ist gut und ausreichend zu schlafen für Krebspatient*innen oft besonders schwierig. Rund zwei Drittel leiden an Schlafstörungen. Die Deutsche Krebsgesellschaft gibt Tipps, was Sie dagegen tun können

Wenn Sie sich ständig müde und abgeschlagen fühlen, könnten Sie auch an Fatigue leiden. Dazu finden Sie hier mehr Infos.

7. Vermeiden Sie Dinge, die das Immunsystem schwächen

Länger anhaltender Stress schwächt die Immunabwehr.37 Stress zu minimieren ist aber während einer Krebserkrankung, die viele Sorgen, Emotionen und Belastungen mit sich bringt, nicht so einfach.2, 3
  • Eine gute Anlaufstelle sind Krebsberatungsstellen. Dort erhalten Sie nicht nur psychoonkologische Unterstützung sondern auch Informationen über praktische Hilfestellungen, wenn Sie z.B. Hilfe im Haushalt benötigen.
  • Weitere gute Informationen zum Thema Stress und Krebs allgemein bietet der Krebsinformationsdienst.
  • Entspannungsübungen, Bewegung und Programme zur Stressbewältigung können auch hilfreich sein.,41
Übrigens: Auch wenn das viele Menschen glauben, ist bisher kein direkter Zusammenhang zwischen Stress und einem erhöhten Krebsrisiko belegt (indirekt schon: durch Rauchen, mehr Alkohol und einseitige Ernährung).

Wenn Sie Alkohol trinken, dann sollten Sie das nur in moderaten Mengen tun.3 Bereits zwei Gläser Alkohol bei Frauen und drei Gläser bei Männern bringen das Immunsystem aus dem Gleichgewicht und Infekte können nicht mehr so gut abgewehrt werden.23

Ab und an etwas Alkohol zu trinken, ist unbedenklich. Zwei Dinge sind aber mittlerweile unbestritten: Gesundheitliche Vorteile hat Alkohol nicht und je mehr Alkohol man trinkt, desto schädlicher ist er.38

Der World Cancer Research Fund empfiehlt zur Krebsprävention möglichst keinen Alkohol zu trinken, da Alkohol die Entstehung vieler Krebsarten begünstigt. Wenn man Alkohol trinkt, sollten nationale Mengenempfehlungen nicht überschritten werden.46

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung und die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen empfehlen:

  • für Frauen: höchstens 10 – 12 Gramm Alkohol pro Tag: zum Beispiel ein kleines Bier (0,3 Liter) oder ein kleines Glas Wein (0,125 Liter).
  • für Männer: höchstens 20 – 24 Gramm Alkohol pro Tag: zum Beispiel ein großes Bier (0,5 Liter) oder ein großes Glas Wein (0,25 Liter).
  • an mindestens zwei Tagen in der Woche keinen Alkohol zu trinken.
  • Hinweis: Diese Angaben sind nicht als Aufforderung zu verstehen, um Alkohol zu trinken. Es gibt keine Alkoholmenge, die bei einem regelmäßigen Konsum absolut unbedenklich ist. 17

Vorsicht ist auch während der Krebstherapie und bei der Einnahme von Medikamenten geboten: hier kann bereits eine geringe Menge Alkohol ungünstig sein und zu teilweise gefährlichen Wechselwirkungen mit Medikamenten führen oder deren Wirkung verändern (daher am besten Rücksprache mit dem behandelnden Arzt oder Apotheker halten).

Ausführliche und gute Infos zu Alkohol und Gesundheit allgemein finden Sie auf Gesundheitsinformation.de.

Mehr speziell zum Thema Alkohol und Krebs gibt es beim Krebsinformationsdienst und beim World Cancer Research Fund (auf Englisch).

In unserem Rezeptbereich finden Sie Rezeptideen für schmackhafte alkoholfreie Cocktails.

Rauchen schädigt die Schleimhäute in den Atemwegen, wodurch Erreger nicht mehr so gut abgefangen und abtransportiert werden können. Und auch Immunzellen selbst werden direkt durch Inhaltsstoffe von Zigarettenrauch negativ beeinflusst und das Immunsystem wird geschwächt.39 Bei Rauchern treten daher zum Beispiel häufiger Atemwegsinfekte und Lungenentzündungen auf.24

Schlussbemerkung

Wir konnten Ihnen in diesem Artikel hoffentlich zeigen, dass es zwar nicht das eine Wundermittel für ein gutes Immunsystem gibt, dafür aber viele einzelne Bereiche, in denen Sie aktiv werden können.

Starten Sie in dem Bereich, in dem Sie bei sich den größten Bedarf sehen, oder nehmen Sie sich für jeden Bereich einen kleinen Schritt zur Verbesserung vor. Das tolle ist, dass sich eine positive Veränderung in einem Bereich auch positiv auf andere Bereiche auswirken kann (z.B. besserer Schlaf durch mehr Bewegung, oder mehr Kraft im Alltag durch eine bessere Kalorienversorgung und dadurch mehr Freude an Bewegung).

Quellen

  1. A.C. Macedo, A.O.V de Faria and P. Ghezzi. Boosting the Immune System, From Science to Myth: Analysis the Infosphere With Google. Front Med (Lausanne), 6:165, 2019 doi: 10.3389/fmed.2019.00165
  2. A. Azar and Z. Ballas. Immune function in older adults, UpToDate, Topic 13568 Version 16.0 https://www.uptodate.com/contents/immune-function-in-older-adults?search=immunsystem
    &source=search_result&selectedTitle=7~150&usage_type=default&display_rank=7 (letztes Update: 09/2018)
  3. Harvard Medical School. How to boost your immune system. Harvard Health Publishing, 2014 https://www.health.harvard.edu/staying-healthy/how-to-boost-your-immune-system
  4. The American Cancer Society. Risks and side effects of dietary supplements. https://www.cancer.org/treatment/treatments-and-side-effects/complementary-and-alternative-medicine/dietary-supplements/risks-and-side-effects.html (letztes Update: 03/2015)
  5. P. Li, Y.L. Yin, S.W. Kim, G. Wu. Amino acids and immune function. Br J Nutr. 98(2):237-52, 2007.
  6. Verbraucherzentrale. Lebensmittel mit Gesundheitsversprechen. https://www.verbraucherzentrale.
    de/wissen/lebensmittel/kennzeichnung-und-inhaltsstoffe/lebensmittel-mit-gesundheitsversprechen-11035 (Stand: 02/2020)
  7. Canadian Cancer Society. The immune system. https://www.cancer.ca/en/cancer-information/cancer-101/what-is-cancer/the-immune-system/?region=on (letzter Zugriff 03/2020)
  8. Krebsinformationsdienst. Immunsystem – Bedeutung bei Krebs. Deutsches Krebsforschungszentrum. https://www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/grundlagen/immunsystem.php (letzte Aktualisierung 05/2017)
  9. A. Bechthold. Presseinformation – Deutschland ist kein Vitaminmangelland. Deutsche Gesellschaft für Ernährung. 02/2012 https://www.dge.de/presse/pm/deutschland-ist-kein-vitaminmangelland/
  10. Synthetische oder natürliche Mikornährtstoffe? Klartext Nahrungsergänzung (ein Angebot der Verbraucherzentrale) https://www.klartext-nahrungsergaenzung.de/faq/projekt-klartext-nem/synthetische-oder-natuerliche-mikronaehrstoffe-22914 (letzter Zugriff 03/2020)
  11. Fachgesellschaft für Ernährungstherapie und Prävention. Nahrungsergänzungsmittel: das sollte ich wissen. FETeV Redaktion, 11/2017 https://fet-ev.eu/nahrungsergaenzungsmittel/
  12. Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit. Schnellwarnungen RASFF: Lebensmittelsicherheit/Meldungen 2019 https://www.bvl.bund.de/DE/Arbeitsbereiche/
    01_Lebensmittel/01_Aufgaben/04_Schnellwarnsystem/02_rasff_meldungen_vergangener_Jahre/04_LM/lm_schnellwarnsystem_rasff_zusammenstellung_lm_2019.pdf?__blob=publicationFile&v=3
  13. Bundesinstitut für Risikobewertung. Nährstoffversorgung? Teller statt Tablette! Fragen und Antworten des BfR zu Nahrungsergänzungsmitteln. 12/2018 https://www.bfr.bund.de/
    cm/343/fragen-und-antworten-zu-nahrungsergaenzungsmitteln.pdf
  14. J. Wiskemann, C. Hedrich and M. Bannasch, Krafttraining, in Sport und körperliche Aktivität in der Onkologie. Springer Berlin Heidelberg, 2012
  15. I. Baik, G.C. Curhan, E.B. Rimm, et al. A prospective study of age and lifestyle factors in relation to community-acquired pneumonia in US men and women. Archives of Internal Medicine, 2000. 160(20): p. 3082-3088.
  16. Krebsinformationsdienst. Coronavirus: Was Krebspatienten beachten sollten. Deutsches Krebsforschungszentrum. https://www.krebsinformationsdienst.de/aktuelles/2020/news012-coronavirus-ansteckungsgefahr-bei-krebs.php (letzte Aktualisierung 03/2020)
  17. Deutsche Gesellschaft für Ernährung. Alkoholkonsum – welche Mengen sind gesundheitlich verträglich? 04/2018 https://www.dge.de/presse/pm/alkoholkonsum-welche-mengen-sind-gesundheitlich-vertraeglich/
  18. Erkältung. Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) https://www.gesundheitsinformation.de/erkaeltung.2642.de.html [letzte Aktualisierung 09/2017]
  19. Krebsinformationsdienst. Immunsystem und Krebs. Deutsches Krebsforschungszentrum www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/grundlagen/immunsystem.php [letzte Aktualisierung 05/2017]
  20. Voeding & Kanker info. Wie kann ich meine Krebsresistenz verbessern? https://www.voedingenkankerinfo.nl/hoe-kan-ik-mijn-weerstand-verbeteren-bij-kanker/
  21. P. Buddiga. Immune System Anatomy. Medscape https://emedicine.medscape.com/article/1948753-overview [letztes Update 11/2013]
  22. Deutsche Gesellschaft für Ernährung. e.V. Ausgewählte Fragen und Antworten zu Vitamin D. 10/2012 https://www.dge.de/wissenschaft/weitere-publikationen/faqs/vitamin-d/#sonnenexposition
  23. Loyola Medicine Doctor Urges Alcohol Moderation During Pandemic to Maintain a Healthy Immune System. Loyola Medicine, 04/2020 https://www.newswise.com/coronavirus/loyola-medicine-doctor-
    urges-alcohol-moderation-during-pandemic-to-maintain-a-healthy-immune-system/?article_id=729215
  24. S. Gibis. Immunsystem stärken gegen Erkältungen. Apotheken Umschau. https://www.apotheken-
    umschau.de/Immunsystem/Immunsystem-staerken-gegen-Erkaeltungen-553331.html [letzte Aktualisierung: 12/2019]
  25. Krebsinformationsdienst. Immunsystem und Krebs: Häufige Fragen zu Impfungen, Immunschwäche, Immunstimulation und Immuntherapie. Deutsches Krebsforschungszentrum https://www.krebsinformationsdienst.de/behandlung/immuntherapie/immunsystem-faq.php#inhalt15 [letzte Aktualisierung: 08/2017]
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  27. Das angeborene und das erworbene Immunsystem. Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) https://www.gesundheitsinformation.de/das-angeborene-und-das-erworbene-immunsystem.2255.de.html [letzte Aktualisierung 04/2020]
  28. Vitaminprodukte: Viel hilft viel – stimmt das? Verbraucherzentrale https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/nahrungsergaenzungsmittel/vitaminprodukte-viel-hilft-viel-stimmt-das-8589 [Stand: 05/2020]
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  32. Physical activity. World Health Organization. 02/2018. https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/physical-activity
  33. Aktiv gegen akute Atemwegsinfektionen – kann körperliche Betätigung schützend wirken? Cochrane Deutschland Stiftung (CDS), 05/2020. https://wissenwaswirkt.org/aktiv-gegen-akute-atemwegsinfektionen
  34. Nieman DC, Wentz LM. The compelling link between physical activity and the body’s defense system. Journal of Sport and Health Science 2019; 8(3): 201-17.
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  39. Fakten zum Rauchen: Gesundheitsrisiko Nikotin. Deutsches Krebsforschungszentrum, 2015. https://www.dkfz.de/de/tabakkontrolle/download/Publikationen/FzR/FzR_Gesundheitsrisiko_Nikotin_web.pdf
  40. A. Jefferson. Give your friendly gut bacteria a helping hand. The Association of UK Dietitians, 09/2019. https://www.bda.uk.com/resource/give-your-friendly-gut-bacteria-a-helping-hand.html
  41. Faktenblatt: Supportive Therapie, Prävention und Integrative Onkologie eine Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Krebsgesellschaft und Stiftung Perspektiven für Menschen. 12/2019. https://www.stiftung-perspektiven.de/.cm4all/uproc.php/0/Faktenbl%C3%A4tter%202019/Supportive%20Therapie%20mit%20komplement%C3%A4ren%20Methoden_Faktenblatt_Fachleute_2019.pdf?_=16f298fd650&cdp=a
  42. M.L. Heimann and F.L. Greenway. A healthy gastrointestinal microbiome is dependent on dietary diversity. Molecular Metabolism, 2016;5(5):317-320.
  43. P. Prien. Sport bei Krebs: So wichtig wie ein Medikament. Onko Internetportal, deutsche Krebsgesellschaft https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/basis-informationen-krebs-allgemeine-informationen/sport-bei-krebs-so-wichtig-wie-.html [letzte Aktualisierung: 08/2018]
  44. Europäische Kodex zur Krebsbekämpfung https://cancer-code-europe.iarc.fr/index.php/de/
  45. Deutschlandfunk. Warum das Immunsystem gefährlich werden kann. https://www.deutschlandfunk.de/covid-19-warum-das-immunsystem-gefaehrlich-werden-kann.676.de.html?dram:article_id=473688
  46. World Cancer Research Fund https://www.wcrf.org/dietandcancer/recommendations/limit-alcohol-consumption

Erstellt am: 3. Dezember 2020
Nächste geplante Aktualisierung: 2023

Autorin: Carina Eckhardt, M.Sc. Diätologin
Recherche, Qualitätssicherung und Inhaltliche Freigabe: Nicole Erickson, M.Sc. Ernährungswissenschaftlerin, Diätassistentin
Redaktion und didaktische Überarbeitung: Sandra Neubauer, Anne Blumers

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Kräftig trotz Krebs – Ungewollten Muskel- und Gewichtsverlust vermeiden

Gastbeitrag von Christian Bitzer, M.A. Sportwissenschaft

Wer mit dem Krebs kämpft, kämpft oft auch mit zwei Begleiterscheinungen: ungewolltem Gewichtsverlust und Muskelabbau. Diese können sich negativ auf den Verlauf der Erkrankung auswirken und die Lebensqualität stark einschränken. Doch Sie können mit einfachsten Mitteln selbst dazu beitragen, dass Ihre Muskulatur erhalten bleibt – sogar während einer Chemotherapie. Wie das geht, zeigt Ihnen unser Gastautor und Sporttherapeut Christian Bitzer.

Christian Bitzer, M.A. Sportwissenschaft, ist Sporttherapeut (DVGS) für innere Medizin und Orthopädie sowie für Onkologie und betreibt eine Praxis für Trainingstherapie.

Warum der Körper Muskeln verliert

Viele kennen es vom Freizeit- und Breitensport: Wer nicht trainiert, verliert garantiert Muskeln. Jeden Muskel, der nicht ausreichend bewegt wird, baut der Körper nach und nach zurück. Der Körper macht das im Grunde gut und überlegt: Was nicht gebraucht wird, wird abgebaut. Das spart Nährstoffe.

Das gilt auch und insbesondere während jeder längeren Erkrankung. Wenn man an Krebs leidet ist man aber nicht nur weniger körperlich aktiv, sondern es kommen noch weitere Faktoren hinzu, die einen ungewollten Gewichts- und Muskelverlust begünstigen: Durch Stoffwechselveränderungen braucht der Körper mehr Eiweiß und teilweise auch mehr Kalorien. Gleichzeitig fällt es Krebspatienten oft schwer, ausreichend zu essen. Gewichtsverlust ist die Folge.  Die Muskeln leiden besonders, wenn nicht genug Eiweiß aufgenommen wird. Denn das Eiweiß ist der Hauptbaustoff, aus dem sie bestehen. Wenn nun Bewegungsmangel und Eiweißmangel zusammenkommen, baut der Körper die Muskulatur ab und nutzt das so gewonnene Eiweiß an anderer Stelle. 

Was Sie tun können: Vorsorge ist besser als Nachsorge

Viele denken sich: Wenn ich wieder gesund bin, trainiere ich mir die verlorenen Muskeln einfach wieder an! Das jedoch erweist sich in der Regel als sehr schwierig. Denn es ist sehr viel einfacher, Muskelmasse zu erhalten, als sie wieder zurückzugewinnen. Was einmal verloren ist, kommt nicht so schnell wieder.

Das heißt: Auch und gerade während einer Krebserkrankung und/oder Chemotherapie lohnt es sich immens, etwas für die eigenen Muskeln zu tun. Niemand muss dabei Überforderung fürchten: Es geht nicht um Bodybuilding! Es reicht, dem eigenen Körper mit einigen wenigen Übungen zu sagen, dass seine Muskeln auch weiterhin gebraucht werden. Wer diese Übungen macht, profitiert dauerhaft davon: Der Muskelerhalt bringt nicht nur akut während der Krankheit etwas, sondern auch langfristig, indem er die Leistungsfähigkeit erhält, die Knochen fester macht und das Immunsystem stärkt.

Hinweis: Zusätzlich zu den Bewegungsübungen sollten Sie natürlich ausreichend Energie und Eiweiß aufnehmen. Empfehlungen dazu finden Sie in den Artikeln “Was essen bei Gewichtsverlust und Mangelernährung?” und “Proteine (Eiweiß) bei Krebs“.

Ihr Trainingsprogramm

Um Ihnen die Möglichkeit zu geben, etwas für Ihre Muskeln zu tun habe ich Ihnen hier ein kleines Trainingsprogramm zusammengestellt. Dazu habe ich Übungen ausgewählt, die möglichst viele Muskeln gleichzeitig ansprechen, sodass Sie mit nur drei Übungen die allermeisten Muskeln in Ihrem Körper erreichen. Dadurch sind nur wenige Minuten nötig, um einen Effekt auf den ganzen Körper zu erzielen.
Falls Ihre Ärztin oder Ihr Arzt Sie nicht bereits von sich aus auf so ein nützliches Muskelprogramm angesprochen hat: Sprechen Sie vor Beginn des Programms mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt und holen Sie deren Okay ein.

Wann Sie nicht trainieren sollten

Bitte beachten Sie, dass es auch Gründe gibt nicht zu trainieren:

  • in den ersten 24 Stunden nach der Chemotherapie
  • bei Fieber und Infekten
  • bei Übelkeit, Erbrechen oder Schwindel
  • bei Blutplättchen unter 10 000
  • bei Kreislaufbeschwerden

Auch wenn Sie sich anderweitig körperlich schlecht fühlen: Machen Sie Trainingspause! 

Doch wenn es „nur“ ein mentales Tief ist, bedenken Sie: Gerade an solchen Tagen fühlen Sie sich mit hoher Wahrscheinlichkeit nach gezielter Bewegung besser und optimistischer. Denn Bewegung wirkt nicht nur auf die Muskeln, sie ist auch ein starkes Anti-Depressivum und verleiht gute Laune und neue Energie.

Übung 1: Kniebeugen

Wählen sie eine der drei Varianten. A ist ganz leicht, B mittelschwer und C für Fortgeschrittene. Alle drei Varianten kräftigen Ihre Oberschenkel, die Gesäßmuskulatur und die untere Hälfte Ihres Rückens.

Variante A: Aufstehen vom Stuhl

Setzen Sie sich auf einen Stuhl – und stehen Sie einfach wieder auf. Wiederholen Sie das so lange, bis Sie eine deutliche Anstrengung spüren. Durch das Gefühl der Anstrengung signalisiert Ihnen Ihr Körper, dass eben durch diese Anstrengung der Muskel erhalten wird.

Wenn Sie Variante A ohne Probleme und größere Anstrengungen mehr als 20 Mal schaffen – gehen Sie zu Variante B.

Variante B: Kniebeuge mit Zusatzgewicht

Nehmen Sie eine Tasche vor die Brust, legen Sie je nach Wahl eine oder mehrere Flaschen Mineralwasser hinein. Die meisten meiner Patient*innen wählen ein Gewicht zwischen 5 und 10 Kilo. Zum Vergleich: Eine normal gefüllte Einkaufstasche, die Sie vom Discounter zum Auto tragen, wiegt schnell mal ihre 10 Kilo und mehr.

Wieder gilt: Machen Sie so viele Wiederholungen, bis Sie eine deutliche Anstrengung verspüren. Gehen Sie dabei nur so tief, bis Ihre Oberschenkel annähernd waagerecht stehen. Wählen Sie Ihr Zusatzgewicht so, dass Sie mindestens zehn Wiederholungen schaffen. Achten Sie darauf, dass Sie bei jeder Kniebeuge den Oberkörper leicht nach vorne neigen, Wirbelsäule aber aufrecht halten, das heißt im leichten, physiologischen Hohlkreuz. Die Knie sollten nicht über die Fußspitzen hinaus geschoben werden – das belastet die Kniescheibe zu sehr. 

Gehen Sie zu Variante C, wenn Sie mit 10 Kilo mehr als 15 Wiederholungen schaffen.

Variante C: Kniebeuge im Ausfallschritt

Halten Sie sich seitlich an einem stabilen Möbelstück (Tisch, Schrankwand, Sofa …) fest. Machen Sie einen großen Schritt nach vorn und gehen Sie in die Kniebeuge. Wiederholen Sie diese Kniebeuge. Achten Sie darauf, dass Ihr Oberkörper sich nur auf und ab bewegt und nicht nach vorne oder hinten (das würde die Knie zu sehr belasten). Sie werden feststellen: Das vordere Bein bekommt gegenüber Variante B jetzt sehr viel mehr Trainingsreiz ab. Machen Sie Wiederholungen bis zur deutlichen Anstrengung – dann wechseln Sie das Bein: das hintere nach vorn und umgekehrt.

Übung 2: Liegestütze

Wieder gilt: Wählen Sie jene der folgenden Varianten, die Ihrer aktuellen Form entspricht. Wenn Sie kürzlich eine Operation im Brustbereich hatten, sprechen Sie vorher mit Ihrem Arzt. Alle drei Varianten kräftigen die Muskeln, die Ihre Arme strecken, Schultern, Brust und ein wenig die Bauchmuskulatur (wenn Ihre Haltung dabei korrekt ist, also die Wirbelsäule weder ins Hohlkreuz noch in den Rundrücken rutscht).

Variante A: Liegestütze an der Wand

Stellen Sie sich mit parallelen Füßen im Abstand von 50 bis 70 Zentimetern vor eine stabile Wand oder eine geschlossene Tür (stellen Sie sicher dass Sie die Türe sich nicht während der Übung öffnen kann). Stützen Sie sich mit beiden Händen auf Schulterhöhe an der Wand ab, die Hände etwas breiter als schulterbreit. Beugen Sie Ihre Arme, bis Ihre Stirn fast die Wand berührt. Strecken Sie Ihre Arme wieder. Streben Sie 15 Wiederholungen an. Wenn Sie deutlich mehr schaffen, nehmen Sie die Füße weiter weg von der Wand; damit wird die Übung automatisch anspruchsvoller. 

Wenn Sie auch mit gefühlt großem Abstand zur Wand diese Übung mehr als 15 mal ohne Anstrengung meistern, wechseln Sie zu Variante B.

Variante B: Liegestütze am Tisch

Stellen Sie sicher, dass der Tisch stabil steht und nicht wegrutschen kann. Stützen Sie sich mit den Händen auf der Tischkante ab. Ihre Füße sollten so weit vom Tisch entfernt stehen dass ein Winkel von etwa 45 Grad zwischen den Beinen und dem Boden entsteht. Ihr Körper sollte eine Linie bilden und Ihr Gesäß weder nach oben noch nach unten ausweichen. Wieder sind die Hände etwas mehr als schulterbreit abgestützt. 

Wenn Sie auf diese Weise mehr als 15 Wiederholungen schaffen, gehen Sie zu Variante C.

Variante C: Liegestütze auf den Knien

Knien Sie auf den Boden und nehmen Sie die Hände unter den Schultern zum Boden, etwas mehr als schulterbreit. Wenn nötig, unterlegen Sie Ihre Knie mit einem Handtuch. Halten Sie den Rücken gerade (kein Hohlkreuz oder Rundrücken) und machen Sie Ihre Wiederholungen. 

Sollten Sie mehr als 20 Wiederholungen schaffen, wechseln Sie zur nächsten Variante.

Variante D: Klassischer Liegestütz

Machen Sie ganz normale Liegestütze. Fangen Sie mit wenigen Wiederholungen an und steigern Sie sich von Woche zu Woche.

Übung 3: Aufrechtes Rudern

Diese Übung kräftigt Schultern, Bizeps und Nackenmuskulatur. Kraftsportler nennen sie „Die Herkules-Übung“, weil sie so viele Muskeln gleichzeitig erreicht und dadurch so viel Kraft verleiht. Diesen Effekt machen wir uns jetzt ebenfalls zunutze.

Stehen Sie aufrecht, Beine schulterbreit, halten Sie eine Tasche mit Zusatzgewichten in den Händen. Wählen Sie ein Gewicht zwischen 3 und 5 Kilo, um die korrekte Bewegungsausführung zu erlernen. Wenn Sie viel Kraft haben, können Sie auch mehr Gewicht verwenden. Halten Sie die Tasche mit gestreckten Armen vor dem Körper, die Hände liegen auf den Oberschenkeln, Handflächen zeigen zum Körper. Ziehen Sie jetzt die Tasche nach oben, die Ellbogen gehen dabei nach außen oben. Wichtig: Nehmen Sie die Ellbogen nur bis zu den Schultern hoch, nicht höher. Heben Sie die Tasche so weit an, dass Ihre Hände nur bis zur Unterkante des Schlüsselbeins reichen ( wenn man höher geht kann das Ihre Schultern zu sehr belasten). Bei dieser Übung benötigen wir keine Zusatzvarianten, die Schwierigkeit steuert sich über das Gewicht.

Wenn Sie die Übung 15 Mal ohne große Anstrengung schaffen, legen Sie eine weitere Flasche Mineralwasser in die Tasche.

Hinweis: Falls Sie vor kurzem zum Beispiel an der Brust operiert wurden und ein Arm in der Bewegung eingeschränkt ist, können Sie diese Übung auch einarmig machen.

Wie oft sollten Sie trainieren?

Am besten alle zwei Tage, damit Ihr Körper sich dazwischen erholen kann. Wenn Sie sehr motiviert sind, können Sie gerne auch täglich trainieren – außer Sie bekommen Muskelkater. An Tagen mit Muskelkater machen Sie trainingsfrei und zum Beispiel einen schönen Spaziergang, gehen schwimmen, radeln oder machen eine andere Bewegung, die Ihnen guttut und Freude bereitet. Jede Bewegung hilft und stärkt. Alle Bewegungen, die Ihnen Spaß machen und keine Verletzungsgefahr mit sich bringen, sind gut.

Trainingserfolg

Wenn Sie Ihre Trainingserfolge schwarz auf weiß sehen wollen, können Sie Ihre erreichten Wiederholungen und das Zusatzgewicht in einem Trainingstagebuch oder auf dem Smartphone notieren. Wenn meine Patient*innen üben, stelle ich immer wieder fest: Wer einfach nur drauflos trainiert und nicht dokumentiert, tut zwar auch schon etwas für sich, doch wer strukturiert trainiert und dokumentiert, was er und sie an jedem Trainingstag an Gewicht und Wiederholungen erreicht hat, erzielt deutlich größere Erfolge. Dafür lohnt es sich doch! 

Lust auf mehr?

Manchmal finden Patient*innen so viel Spaß, Gefallen und Nutzen an diesem kleinen Kompakt-Programm, dass sie mehr wünschen. Dann lohnt es sich, wenn Sie sich von einem Sporttherapeuten einen auf ihre persönlichen Wünsche und Bedürfnisse abgestimmten individuellen Trainingsplan erstellen lassen. 

Wenn Sie bei sich vor Ort keinen passenden Therapeuten finden,  erreichen Sie mich unter Bitzer-Sporttherapie.de. Ich unterstütze Sie gerne auch telefonisch.

Weiterführende Links zum Thema Bewegung

Auf was-essen-bei-krebs.de:

Extern: