Grundtheorie - Was essen bei Krebs (während der Erkrankung)?

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Sie sind an Krebs erkrankt und wollen sich informieren, wie Sie Ihre Therapie mit Ernährung unterstützen können?  Aufgrund der vielen Erfahrungen und Meinungen zum Thema gesunde Ernährung ist es häufig schwierig zwischen gutgemeinten Ratschlägen, laienhaften Fehlinformationen und wissenschaftlich gesicherten Empfehlungen von Fachkräften zu differenzieren.

Grundsätzlich gilt: die für jeden gültige und einzig wahre Krebsernährung gibt es nicht. Die Ernährung bei Krebs ist so individuell, wie die Krankheit bei jedem Patienten auch. Deshalb erhalten Sie von uns Empfehlungen, die zu Ihrem persönlichen Ernährungszustand und zu Ihren Beschwerden passen. Heilen können Sie den Krebs mit Ernährung nicht, aber Sie können Ihrem Körper die Kraft geben, die er im Kampf gegen die Krankheit dringend braucht und damit bessere Therapievoraussetzungen schaffen.

In den folgenden Abschnitten erfahren Sie mehr zu den Grundlagen von was-essen-bei-krebs.de.

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Warum kategorisieren wir nach Gewicht?

Ihr Gewicht spielt eine elementare Rolle im Kampf gegen den Krebs. Während der Therapie hat fast jeder Patient Probleme mit dem Gewicht. Manche nehmen ungewollt zu, die meisten Patienten verlieren jedoch durch die Krankheit und therapiebedingte Nebenwirkungen und Beschwerden an Gewicht. So verzweifelt Patienten, die zunehmen, darum kämpfen ihr Gewicht zu halten, so wenig sehen oft Patienten, die abnehmen, den Gewichtsverlust als Problem. Dabei stirbt etwa jeder Vierte der 220 000 Krebstoten in Deutschland im Jahr nicht am Tumor selbst, sondern an den Folgen einer Mangelernährung. Sie sollten Gewichtsverlust also keinesfalls als normal und ungefährlich akzeptieren. 

Aus diesem Grund haben wir beschlossen unsere Hilfestellungen individuell auf Ihren Gewichtszustand anzupassen. Grundsätzlich unterscheiden wir in drei Kategorien:

  1. den beschwerdefreien Patienten, der keinerlei Beschwerden und Nebenwirkungen hat und dessen Gewicht stabil ist: hier ist die Grundempfehlung langsam auf eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung umzustellen, insofern es Ihnen keinen Stress verursacht (Was essen bei keinen Beschwerden und keinem Gewichtsverlust?).
  2. den Patienten, der unter Nebenwirkungen und Begleiterscheinungen der Krankheit leidet und bereits an Gewicht verloren hat: hier empfehlen wir eine hochkalorische Ernährung, um den Gewichtsverlust zu stoppen, sowie gezielte Maßnahmen, um einzelne Beschwerden zu lindern (Was essen bei Gewichtsverlust und Mangelernährung?).
  3. den Patienten, der durch die Therapie oder Medikamente an Gewicht zugenommen hat (Was essen bei ungewollter Gewichtszunahme?) und gezielte Maßnahmen benötigt um gegen die stetige Gewichtszunahme vorzugehen.

Kann Ernährung Krebs heilen?

Nein, Ernährung kann Krebs nicht heilen, aber Ihren Körper für den Kampf gegen den Krebs stark halten. Es gibt zwar Lebensmittel, die einigen Studien zu Folge krebshemmende Wirkstoffe enthalten. Häufig sind diese Studien aber nur im Reagenzglas oder mit Mäusen durchgeführt worden und werden sofort in den Medien als Sensation präsentiert. Die Forschung zeigt leider, dass der menschliche Körper meist anders reagiert, als Zellen in einem Reagenzglas oder der einer Maus.

Außerdem nimmt jeder menschliche Körper Nährstoffe anders auf, daher wissen wir nicht, welche Nährstoffe bei jedem Einzelnen am besten wirken. Wir wissen auch noch nicht genug darüber, inwiefern bestimmte Lebensmittel nur in Wechselwirkung mit anderen Lebensmittel eine positive Wirkung entfalten. Sicher ist aber, dass alternative oder einseitige Ernährungsformen weder das Wachstum der Krebszellen verzögern noch die Metastasenbildung verhindern können.

Eine möglichst abwechslungsreiche Ernährung erhöht hingegen die Chance alle notwendigen Nährstoffe zu erhalten. Das alles bedeutet nicht, dass Ernährung keine Auswirkungen auf Ihre Krebserkrankung haben kann! Mit einer auf ihre Situation und Bedürfnisse angepassten Ernährung können Sie Ihre Therapievoraussetzungen und damit Ihre Prognose verbessern.

Was passiert, wenn Sie ungewollt Gewicht verlieren?

Viele denken es kann doch nicht schaden ein paar Kilos zu verlieren, vor allem, wenn sie schon das eine oder andere Wohlstandskilo auf den Rippen haben.

Hier ein entschiedenes DOCH, es kann schaden! Etwa 25% der 220 000 Krebstoten im Jahr sterben nicht am Tumor sondern an den Folgen einer Mangelernährung. Mangelernährung bei Krebs beginnt bereits bei einem ungewollten Gewichtsverlust von 5% in 3 Monaten, egal bei welchem Ausgangsgewicht oder BMI! Das sind bei 80 Kilogramm gerade mal 4 Kilo. Oft haben Patienten schon bei der Diagnose so viel Gewicht verloren und drohen in die Mangelernährung zu rutschen.

Die meisten Patienten unterschätzen das Risiko einer Mangelernährung und werden oft nicht ausreichend informiert, beziehungsweise können diese Information in der Flut, die scheinbar über Sie hereinbricht, nicht aufnehmen.

Aber Mangelernährung hat weitreichende Folgen: Abbau der Muskulatur, mehr Infekte, mehr Nebenwirkungen, schlechteres Immunsystem, Therapieunterbrechungen, längere Krankenhausaufenthalte und eine schlechtere Prognose.

Ausführliche Informationen und unser Erklärvideo zum Thema finden Sie im Kapitel Gewichtsverlust/ Mangelernährung.

Was passiert, wenn Sie ungewollt Gewicht zunehmen?

Es gibt bestimmte Krebsarten, wie Brustkrebs oder Prostatakrebs, bei denen die Patienten eher mit ungewollter Gewichtszunahme zu kämpfen haben. Deswegen gilt auch hier der Grundsatz: Gewicht möglichst stabil halten. Beobachten Sie deshalb Ihr Gewicht und dokumentieren Sie den Verlauf regelmäßig, damit Sie Veränderungen im Blick haben und mit Ihrem Arzt oder einer staatlich anerkannten Ernährungsfachkraft besprechen können. Mehr zum Thema Gewichtszunahme finden Sie im Kapitel ungewollte Gewichtszunahme.

Was sollen Sie essen?

Das ist von der Situation und vor allem dem Zustand des eigenen Körpers abhängig. Deshalb machen Sie jetzt den Selbsttest und finden Sie heraus, was für Sie die richtige Ernährung bei Krebs ist.

 

Quellenangaben

H. Bertz und G. Zürcher. Ernährung in der Onkologie: Grundlagen und klinische Praxis, Schattauer GmbH, Stuttgart, 2014.


N. Erickson, N. Schaller, A.P. Berling-Ernst, H. Bertz. Ernährungspraxis Onkologie, Schattauer GmbH, Stuttgart, 2017.


J. Arends, H. Bertz, C.S. Bischof, et al. DGEM Steering Committee. Klinische Ernährung in der Onkologie. S3-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) in Kooperation mit AKE, DGHO, ASORS. Aktuel Ernahrungsmed 40: e1–e74, 2015.


Arbeitsgemeinschaft Prävention und Integrative Onkologie (PRIO) (ed.). Improving nutritional care for cancer patients in Germany. Joint position paper from the German Cancer Society‘s (GCS) Working Group on Prevention and Integrative Oncology (PRIO), in collaboration with other associations. Ernahrungs Umschau 63(02): 43–47, 2016. https://www.ernaehrungs-umschau.de/fileadmin/Ernaehrungs-Umschau/pdfs/pdf_2016/02_16/
EU02_2016_M089-M093.pdf


H. Hauner, M. Martignoni, et al. Ernährung in der Onkologie, Manual: Empfehlungen zur Diagnostik, Therapie und Nachsorge, Tumorzentrum München, W. Zuckerschwerdt Verlag, München, 2018.

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Aktualisiert am: 21. Juli 2022
Nächste geplante Aktualisierung: 2025

Autorin: Carina Eckhardt, M.Sc. Diätologin
Recherche, Qualitätssicherung und Inhaltliche Freigabe: Nicole Erickson, M.Sc. Ernährungswissenschaftlerin, Diätassistentin
Redaktion und didaktische Überarbeitung: Sandra Neubauer, Anne Blumers