Was essen bei Übelkeit und Erbrechen?

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Wir haben Ihnen hier die wichtigsten Informationen zum Thema Übelkeit und Erbrechen zusammengestellt und geben Ihnen Tipps und Ernährungsempfehlungen, die sich in der Praxis gegen Übelkeit und Erbrechen bewährt haben.  

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Was kann ich gegen Übelkeit und Erbrechen tun?

Welche Ernährungsziele gelten bei Übelkeit und Erbrechen?

  • Genügend Energie und Nährstoffe aufnehmen
  • Dehydration entgegenwirken

Erste Hilfe: die ersten praktischen Handlungsschritte bei Übelkeit und Erbrechen

  1. Wir haben Ihnen eine Einkaufsliste mit Lebensmitteln zusammengestellt, die gegen diese Beschwerde helfen könnten bzw. die Sie während die Beschwerden anhalten, essen können. Hier können Sie die Liste runterladen: Einkaufsliste
  2. Essen Sie kleinen Mengen, aber dafür öfter. Fünf bis sechs Mahlzeiten wären ideal.
  3. Versuchen Sie ausreichend zu Trinken, damit kein Flüssigkeitsmangel auftritt. Nehmen Sie am besten kleine Schlucke über den Tag verteilt zu sich.
  4. Bevorzugen Sie Lebensmittel mit wenig Eigengeschmack und Eigengeruch. Minimieren Sie Essensgerüche (z.B. durch Lüften) oder überdecken Sie unangenehme Gerüche (z.B. mithilfe von Duftkerzen).
  5. Lassen Sie sich Zeit beim Essen und Trinken. Entspannen Sie nach dem Essen, aber legen Sie sich nicht flach hin.
  6. Seien Sie flexibel bei der Art, Menge und Einteilung Ihrer Mahlzeiten.

Wann und wie oft soll ich essen?

  • Legen Sie die Nahrungsaufnahme auf eine Tageszeit, zu der Ihr Wohlbefinden am größten ist.
  • Essen Sie fünf bis sechs kleine Mahlzeiten, anstelle von drei großen. Erfahrungsgemäß wird Übelkeit bei leerem Magen stärker empfunden, wodurch regelmäßige Zwischenmahlzeiten für Sie empfehlenswert sind.
    • Legen Sie sich morgens schon eine Kleinigkeit zu essen ans Bett (zum Beipsiel eine Banane).
    • Lassen Sie sich Zeit beim Essen und Trinken.
    • Trinken Sie ausreichend über den Tag verteilt, damit kein Flüssigkeitsmangel (Dehydratation) auftritt.
    • Nehmen Sie eine Trinkflasche mit, wenn Sie unterwegs sind, und versuchen Sie in kleinen regelmäßigen Abständen kleine Schlucke zu sich zu nehmen.
    • Trinken Sie während dem Essen nur wenig, um ein mögliches Völlegefühl zu reduzieren.
  • Achten Sie beim Essen und bis mind. 1 Stunde danach auf eine erhöhte Oberkörperposition

Während der Therapie:

  • Testen Sie aus, ob bzw. wieviel Sie vor der Krebstherapie (Chemo-, Strahlentherapie) Essen oder Trinken können. Manche Patienten fühlen sich wohler, wenn Sie kurz vor der Therapie nichts essen, anderen geht es besser, wenn Sie eine Kleinigkeit zu sich nehmen.
  • Warten Sie am besten nach der Therapie 1 Stunde mit dem Essen.

Welche Lebensmittel helfen bei Übelkeit und Erbrechen?

  • Wählen Sie leicht verdauliche Lebensmittel und leicht gewürzte, kühle Speisen. Vermeiden Sie würzige, fettige und blähende Speisen.
  • Bevorzugen Sie Lebensmittel mit wenig Eigengeschmack und Eigengeruch, wie z.B. Kompotte, Naturjoghurt, Kartoffelpüree, Rührei. Kalte Speisen sind generell geruchsärmer. Vermeiden Sie gebundene Suppen und Saucen.
  • Insbesondere trockene, kohlenhydratreiche Lebensmittel werden meist gut vertragen. Beispiele dafür sind Butterkekse, Zwieback, Cracker, Crissini, Brezeln, Knäckebrot, Salzstangen, Toast, etc.
  • Zitronenbonbons oder andere saure Drops zum Lutschen können Ihnen dabei helfen unangenehmen Geschmack zu mindern. Auch Wassereis und Zitronensorbets können erfrischend und kühlend wirken.
  • Ingwer hat sich als besonders gutes Hausmittel bei Übelkeit erwiesen. Sie können diesen z.B. als Tee konsumieren, frische Ingwerstücke ins Wasser geben, frischen Ingwer reiben oder als Pulver zum Essen geben, oder als Bonbons lutschen.
  • Bei häufigem Erbrechen kann es zu Dehydration und Kaliumverluste kommen. Folgende Lebensmittel sind besonders reich an Kalium und können Ihnen dabei helfen die Verluste auszugleichen: Trockenobst, Bananen, Aprikosen, Karotten, Avocado und Nüsse.
  • Zur Flüssigkeitszufuhr eignen sich vor allem kühles, stilles Wasser und leicht gesüßter Tee (z.B. Kamille, Fenchel, Ingwer, Schwarztee). Bei Verträglichkeit können Ihnen energiereiche Getränke, wie z.B. Obst- und Gemüsesäfte und Limonaden, dabei helfen ausreichend Kalorien aufzunehmen. Bei Anzeichen eines Flüssigkeitsmangels eignen sich besonders isotone Getränke, die WHO-Elektrolytlösungen oder andere Rehydratationslösungen aus der Apotheke (ein Rezept finden Sie hier im Kapitel zu Durchfall).
  • Mehr zum Thema ausreichend Trinken und der Vermeidung einer Dehydratation finden Sie im Artikel “Wie Trinke ich ausreichend bei Krebs?”.

Praktische Tipps gegen Übelkeit und Erbrechen

  • Erzwingen Sie die Nahrungsaufnahme nicht.
  • Vermeiden Sie Ihr Lieblingsgericht, um keine Abneigung zu entwickeln.
  • Identifizieren Sie individuelle Reize und Auslöser für die Übelkeit (z.B. bestimmte Gerüche, Nahrungsmittel, Umgebungen) und meiden Sie diese bestmöglich.
  • Haben Sie Lebensmittelvorräte zuhause und kochen Sie auf Vorrat, um Speisen griffbereit zu haben, wenn es Ihnen schlechter geht.
  • Seien Sie flexibel bei der Art, Menge und Einteilung der Mahlzeiten. Wenn Sie z.B. Nachts aufwachen und Hunger oder Appetit verspüren, greifen Sie zu.
  • Nehmen Sie Medikamente zur Vorbeugung einer Übelkeit wie von Ihrem Arzt verschieben ein, auch wenn zu diesem Zeitpunkt keine Beschwerden bestehen.
  • Gehen Sie an der frischen Luft spazieren.
  • Machen Sie langsame Bewegungen.
  • Tragen Sie lockere Kleidung, der Hals und Bauch sollten nicht eingeengt werden.
  • Entspannen Sie nach dem Essen, aber legen Sie sich nicht flach hin.
  • Probieren Sie aus, ob Ihnen Entspannungsübungen oder Akupunktur helfen.

Gerüche stören mich – was hilft?

Viele Betroffene berichten von einem erhöhten Empfinden gegenüber Gerüchen, insbesondere gegenüber Essensgerüchen. Dies kann dazu führen, dass einzelne Lebensmittel oder ganze Mahlzeiten abgelehnt werden.¹ Zudem kann Übelkeit durch bestimmte Gerüche ausgelöst oder verstärkt werden.³ Das können Sie tun:

  • Wählen Sie Lebensmittel und Speisen aus, die wenig Eigengeruch haben.¹ Kalte Speisen, riechen in der Regel weniger intensiv.²
  • Versuchen Sie Gerüche zu identifizieren, die für Sie unangenehm sind und versuchen Sie diese bestmöglich zu vermeiden.³
  • Minimieren Sie die Verbreitung von Essensgerüche bei der Zubereitung. Versuchen Sie, die Gerüche durch das Kochen in der Küche zu halten, indem Sie die Türe schließen und das Fenster öffnen.²
  • Wenn Ihnen Gerüche unangenehm sind, fragen Sie Familienmitglieder oder Freunde, ob sie Sie unterstützen können Speisen zuzubereiten.
  • Falls Sie sich im Krankenhaus befinden, bitten Sie am besten darum, dass der Deckel Ihrer Speise vor dem Servieren abgenommen wird, damit der stärkste Essensgeruch entweichen kann bevor das Essen vor Ihnen steht.¹
  • Lüften Sie das Speisezimmer vor dem Essen gut durch. Verzehren Sie die Speisen möglichst nicht in der Küche, wenn dort die Essensgerüche intensiv sind.¹
  • Räumen Sie nach dem Essen alle Lebensmittel/Speisen schnell weg, damit Sie zu einem späteren Zeitpunkt nicht mehr mit dessen Gerüchen konfrontiert werden.²
  • Vermeiden Sie auch sonstige starke Gerüche, z.B. Parfum. Wenn jedoch Ihre Geruchsempfindlichkeit auf Speisen beschränkt ist, kann es für Sie hilfreich sein, Essensgerüche z.B. durch eine Duftkerze oder eine erfrischende Handcreme zu überdecken. Auch Massageöl, das Sie mit Entspannung verbinden, kann von anderen unangenehmen Gerüchen ablenken.
  • Auch das lutschen von erfrischenden Bonbons oder das riechen an einer Zitronenscheibe oder anderen erfrischenden Gerüchen wird von Vielen als angenehm empfunden.
  1. H. Bertz und G. Zürcher. Ernährung in der Onkologie: Grundlagen und klinische Praxis, Schattauer GmbH, Stuttgart, 2014.
  2. DKG und DKH. Die blauen Ratgeber: Ernährung bei Krebs. Stiftung Deutsche Krebshilfe https://www.krebshilfe.de/infomaterial/Blaue_Ratgeber/Ernaehrung-bei-Krebs_BlaueRatgeber_DeutscheKrebshilfe.pdf (Stand 10/2017)
  3. N. Erickson, N. Schaller, A.P. Berling-Ernst, H. Bertz. Ernährungspraxis Onkologie, Schattauer GmbH, Stuttgart, 2017.

Achtung! Kontaktieren Sie Ihren Arzt umgehend, wenn:

  • Sie keinerlei Nahrung oder Flüssigkeiten bei sich behalten können.
  • Sie die Medikamente erbrechen, die Ihnen Ihr Arzt zur Übelkeitsprophylaxe gegeben hat.
  • Sie Blut erbrechen.

Was ist Übelkeit und Erbrechen?

Definition

Übelkeit beschreibt ein subjektives und unangenehmes Gefühl, das auch als “flaues” Gefühl in der Magengegend oder Brechreiz beschrieben wird. Übelkeit führt aber nicht immer dazu, dass es auch tatsächlich zum Erbrechen kommt. Bei Übelkeit ist meist das Zusammenspiel der Hirnfunktion und des Verdauungstrakts gestört oder der Magen-Darm-Trakt ist irritiert. Auch Ängste, Gedanken, Erinnerungen oder der Anblick bestimmter Lebensmittel können Übelkeit oder einen Brechreiz auslösen. Oftmals sind die Beschwerden mit Appetitlosigkeit und Verstopfung verbunden.

Ursachen

Übelkeit und Erbrechen sind häufige Nebenwirkungen von Radio- und Chemotherapie. Die Beschwerden treten meist innerhalb weniger Stunden auf, können sich aber auch erst 1-5 Tage nach der Therapie zeigen. Üblicherweise halten die Beschwerden bis 1 bis 2 Tage nach der Therapie an, manchmal aber auch 3 oder 4 Tage. Dies ist abhängig von der Art der Chemotherapie, Dosierung und Frequenz.

Es ist heute üblich, dass Sie bereits vor der ersten Chemo- oder Strahlentherapie vorbeugende Medikamente gegen Übelkeit erhalten (Ihr Arzt kann Ihnen sagen, ob das in Ihrem Fall sinnvoll ist). Diese wirken in der Regel gut und reduzieren auch das Risiko, dass in späteren Zyklen Übelkeit und Erbrechen auftreten. Der Körper merkt sich nämlich sonst die Verbindung von Therapie und Übelkeit und die reine Erwartungsangst kann beim nächsten Mal schon Beschwerden auslösen.

Weitere Ursachen von Übelkeit und Erbrechen sind:

  • Veränderungen im Magen-Darm-Trakt z.B. Gastritis, Darmverschluss, Magenlähmung, Beeinträchtigung durch Operationen
  • Veränderungen im Stoffwechsel (Nierenversagen, Hyperkalziämie)
  • Seelische Belastungen (Angst und Stress)
  • Schmerzen
  • Medikamente (Schmerzmittel, Opiate, Antibiotika, Antidepressiva)
  • Falsch liegende Sonde, zu schnell verabreichte Sondennahrung
  • Dehnung des Magen-Darm-Traktes bei Verstopfung
  • Infektionen
  • zu schnelles Trinken von Trinknahrung

 Mögliche Folgen

Übelkeit und Erbrechen geht häufig mit einer verminderten Nahrungsaufnahme einher. Dies kann zu Gewichtsverlust führen und die Entstehung einer Mangelernährung begünstigen oder eine bereits bestehende Mangelernährung verstärken. Neben einem Kalorienmangel können auch Defizite von bestimmten Nährstoffen auftreten (z.B. Kalium durch häufiges Erbrechen).

Auch ein Flüssigkeitsdefizit ist eine häufige Folge von Übelkeit und Erbrechen aufgrund einer verminderte Nahrungs- und Flüssigkeitszufuhr, sowie Flüssigkeitsverluste durch Erbrechen. Wenn Sie zu wenig Flüssigkeit aufnehmen äußert sich dies z.B. in einem dunkelgelben, konzentrierten Urin, Durstgefühl, Müdigkeit und Verwirrtheit.

Des Weiteren kann häufige Übelkeit und Erbrechen das Aktivitätsniveau beeinträchtigen und die Lebensqualität einschränken. Empfehlungen, wie Sie die Beschwerden mit der Ernährung lindern können, finden Sie im folgenden Text.

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Quellenangaben

H. Bertz und G. Zürcher. Ernährung in der Onkologie: Grundlagen und klinische Praxis, Schattauer GmbH, Stuttgart, 2014.
DKG/DKH. Die blauen Ratgeber: Ernährung bei Krebs. Deutsche Krebshilfe und deutsche Krebsgesellschaft. https://www.krebshilfe.de/infomaterial/Blaue_Ratgeber/Ernaehrung-bei-Krebs_BlaueRatgeber_Deutsche
Krebshilfe.pdf [Stand 10/2017]


N. Erickson, N. Schaller, A.P. Berling-Ernst, H. Bertz. Ernährungspraxis Onkologie, Schattauer GmbH, Stuttgart, 2017.


H. Hauner, M. Martignoni, et al. Manual: Empfehlungen zur Diagnostik, Therapie und Nachsorge, Ernährung in der Onkologie, Tumorzentrum München (TZM), W. Zuckerschwerdt Verlag, München, 1. Auflage, 2018.


P.J. Hesketh. Pathophysiology and prediction of chemotherapy-induced nausea and vomiting. UpToDate Topic 1150 Version 18.0. https://www.uptodate.com/contents/pathophysiology-and-prediction-of-chemotherapy-induced-nausea-and-vomiting?search=vomiting&source=search_result&selectedTitle=5~150&usage_type
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E. Höfler und P. Sprengart. Praktische Diätetik: Grundlagen, Ziele und Umsetzung der Ernährungstherapie, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, 2012.


G.F. Longstreth. Approach tot he adult with nausea and vomiting. UpToDate Topic 2537 Version 24.0. https://www.uptodate.com/contents/approach-to-the-adult-with-nausea-and-vomiting?search=vomiting
&source=search_result&selectedTitle=2~150&usage_type=default&display_rank=2 [Letztes Update 09/2018]


G. Zürcher, J. Arends, M. Pirlich. Tumorkachexie und Ernährungstherapie bei Krebserkrankungen. In H.C. Biesalski et al. Ernährungsmedizin. Georg Thime Verlag, Stuttgart, 2018 (748-775).

Aktualisiert am: 21. Juli 2022
Nächste geplante Aktualisierung: 2025

Autorin: Carina Eckhardt, M.Sc. Diätologin
Recherche, Qualitätssicherung und Inhaltliche Freigabe: Nicole Erickson, M.Sc. Ernährungswissenschaftlerin, Diätassistentin
Redaktion und didaktische Überarbeitung: Sandra Neubauer, Anne Blumers