Was essen bei Dumpingsyndrom?

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Das Dumpingsyndrom betrifft insbesondere Menschen nach Magenoperationen.

Folgende Symptome können Anzeichen für ein Dumpingsyndrom sein: Allgemeine Schwäche, Schwindel mit Blutdruckabfall, Schweißausbrüche, Schmerzen im Oberbauch, Übelkeit und/oder explosionsartige Durchfälle kurz nach dem Essen.

Die Beschwerden stellen sich als Frühdumping kurz nach dem Essen (15-30 min) ein oder erst nach 1-3 Stunden als Spätdumping.

Wie der Name bereits andeutet (engl. to dump = stürzen), kommt es dabei zu einer sturzartigen Entleerung des Speisebreies in den Dünndarm. Um die Symptome in den Griff zu bekommen, kann durch eine Anpassung der Ernährung sehr viel erreicht werden.4

Inhaltsverzeichnis

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Erste Hilfe: praktische Handlungsschritte bei Dumpingsyndrom

  • Verzehren Sie nur kleine Portionen, aber versuchen Sie dafür 6 – 8x pro Tag zu essen, um ausreichend Energie- und Nährstoffe aufzunehmen.2
  • Halten Sie zwischen Essen und Trinken einen Abstand von ca. 30 Minuten und trinken Sie nur kleinere Mengen (ca. 125 ml) in kleinen Schlucken.7 Ein Mahlzeiten-Trinkplan könnte Sie bei der zeitlichen Planung unterstützen.
  • Essen Sie langsam und kauen Sie gründlich.2 Durch den schnellen Transport der Nahrung, können sonst die Nahrungsbestandteile nicht ausreichend zerkleinert und im Darm aufgenommen werden. 3
  • Sehr zucker- und salzreiche Lebensmittel und Getränke (wie z.B. Limonaden, Kekse und Salzgebäck) sollten Sie lieber weglassen oder nur in Kombination mit Fett und Eiweiß verzehren (z.B. Honig mit Butter auf Mischbrot, Obstmus mit Quark, Obst mit Nüssen).2
  • Legen Sie sich nach dem Essen für 20 – 30 Minuten hin oder essen Sie bei sehr ausgeprägten Beschwerden in einer liegenden Position, um den Transport der Speise zu verlangsamen.4

Wann und wie oft soll ich essen und trinken?

Essen Sie kleine Mahlzeiten über den ganzen Tag verteilt, um die Dehnung des Dünndarms (die durch die sturzartige Entleerung des Speisebreis auftritt), so gering wie möglich zu halten. Es ist empfehlenswert ca. alle 2-3 Stunden eine Kleinigkeit zu essen (ca. 6 – 8 Mahlzeiten/Tag). Kurz nach der Operation, oder wenn Sie starke Beschwerden haben, kann es auch hilfreich sein bis zu 10 Mahlzeiten pro Tag zu essen.2,4 Dies mag sehr viel erscheinen und ist im Alltag schwer umzusetzen. Setzen Sie sich als Ziel, so häufig wie möglich kleine Mahlzeiten zu verzehren

Trennen Sie Essen und Trinken zeitlich voneinander, damit durch Getränke der Transport der Speise nicht noch mehr beschleunigt wird und keine zusätzliche Sättigung ausgelöst wird. Empfohlen wird 30 Minuten vor und nach den Mahlzeiten nichts zu trinken. 3 Dies ist bei einer sehr häufigen Mahlzeitenfrequenz nicht leicht umsetzbar. Probieren Sie, was für Sie möglich ist. Trinken Sie zudem langsam und nur kleinere Mengen (ca. 125 ml).7 Achten Sie aber darauf genügend Energie und Flüssigkeit aufzunehmen. Ein Tagesplan könnte Ihnen helfen, Ihre Mahlzeiten und Flüssigkeitsaufnahme gut einzuteilen. Falls Sie ungewollt Gewicht verlieren oder einen Flüssigkeitsmangel vermuten, kontaktieren Sie bitte Ihr Behandlungsteam, um über weitere Maßnahmen zu sprechen.

Welche Lebensmittel und Getränke helfen?

Protein-, fett- und ballaststoffreiche Lebensmittel werden bei Dumpingsyndrom in der Regel am besten vertragen und sollten daher die Basis Ihres Speiseplans sein. 4 Dazu zählen: gekochtes Gemüse, fein vermahlene Vollkornprodukte, Fleisch, Fisch, Eier, Öle und Fette und ggf. Hülsenfrüchte (bei Verträglichkeit).

Fragen Sie bezüglich einem fein vermahlenen Vollkornbrot bei Ihrem Bäcker nach, oder wenn Sie selbst Brot backen, können Sie dafür z.B. Weizen- oder Dinkelvollkornmehl nehmen und ggf. mit Weißmehl ergänzen. Obst sollte am besten mit fett- und eiweißreichen Lebensmitteln kombiniert werden (z.B. Obst mit griechischem Naturjoghurt, Quark, Haferbrei oder Nüssen, bei Verträglichkeit).

Bevorzugen Sie Lebensmittel und Speisen, die nicht stark gesalzen oder zuckerreich sind und verwenden Sie lieber Süßstoff (z.B. Saccharin, Cyclamat, Stevia) anstelle von Zucker (Achtung: im Handel gibt es Süßstoffe und Zuckeraustauschstoffe (z.B. Sorbit oder Birkenzucker (Xylit). Beide sind zum Süßen geeignet, unterscheiden sich aber in Ihrem chemischen Aufbau. Zuckeraustauschstoffe können in größeren Mengen zu Blähungen und Durchfall führen. Mit diesen sollten Sie also vorsichtig sein).3 Viel Salz und Zucker kann Beschwerden verstärken, da sie einen Einstrom von Wasser in den Darm verursachen und den Darm somit noch stärker dehnen und einen Abfall des Blutdrucks herbeiführen. Zudem bewirkt Zucker einen raschen Blutzuckeranstieg. Verzehren Sie zuckerreiche Speisen, wenn dann in Kombination mit Fett und Eiweiß (z.B. Honig mit Butter und Vollkornbrot, Obst mit Joghurt, Schokolade statt Gummibärchen).

Trinken Sie aus diesen Gründen auch nur zuckerfreie Getränke, wie z.B. Wasser, mildes Mineralwasser, ungesüßter Tee und Kaffee oder mit Süßstoff gesüßte Getränke/Limonaden.2 (Vorsicht: bei größeren Mengen an Zuckeraustauschstoffen, siehe vorheriger Abschnitt)

Probieren Sie aus, flüssigkeitsreiche Speisen mit den Ballaststoffen Pektin oder Guarkernmehl etwas anzudicken. Bei einigen Betroffenen hat dies eine Linderung der Beschwerden gebracht. Hintergrund dafür ist vermutlich die Steigerung der Viskosität der Speisen, wodurch diese langsamer durch den Magen-Darm-Trakt transportiert werden und Blutzuckerspitzen vermindert werden. Auch, wenn diese Ballaststoffe geschmacklich nicht immer gut akzeptiert werden, ist die Anreicherung dennoch einen Versuch wert.4 Erhältlich sind Pektin und Guarkernmehl in manchen Drogeriemärkten, Reformhäusern, Bioläden oder online. Nehmen Sie zuerst nur eine kleine Menge (ca. 1 TL/Speise) und tasten Sie sich an die Veränderung der Konsistenz nach belieben voran.

Essen Sie ca. 15 Minuten vor den Mahlzeiten ein kleines Stückchen leicht verdauliches Brot. Das regt bereits die Verdauungssäfte an und führt dazu, dass diese schneller bereitstehen, wenn die weitere Mahlzeit folgt. Diese Empfehlung ist speziell bei dem sogenannten Frühdumpingsyndrom empfehlenswert (siehe Erklärung weiter unten).3,4

Falls Sie Ihr Gewicht durch normale Nahrung nicht stabil halten können, ist für Sie möglicherweise eine Ergänzung mit speziellen Trinknahrungen oder vollbilanziertem Pulver zur Anreicherung von Speisen empfehlenswert. Halten Sie diesbezüglich Rücksprache mit Ihrem Behandlungsteam. Bei Trinknahrungen sollten am besten Produkte verwendet werden, die nicht so viel Zucker enthalten bzw. jene die den Blutzucker nicht so stark erhöhen (z.B. spezielle Trinknahrungen für Diabetiker). 

Welche Lebensmittel und Getränke können ein Dumpingsyndrom eher auslösen oder verstärken?

Vermeiden Sie zuckerreiche Lebensmittel (wie z.B. Zucker, Konfitüre, Honig, süße Backwaren, Weißmehlprodukte) und mit Zucker gesüßte Getränke (wie z.B. Fruchtsaft, Saftschorlen, Fruchtnektar, Limonaden).5

Sehr salzreiche Lebensmittel sind nicht empfehlenswert (wie z.B. salzreiche Suppen, Salzstangen und Salzheringe).3

Meiden Sie Speisen mit einem hohen Flüssigkeitsgehalt, wie z.B. Suppen oder Eintöpfe, falls Sie diese schlecht vertragen.5

Beobachten Sie, ob Sie von Milchzucker/Laktose verstärkt Blähungen oder auch Durchfall bekommen. Aufgrund des schnellen Nahrungstransportes kann die Laktose bei vielen nicht ausreichend aufgespaltet werden, was zu diesen Beschwerden führen kann.4 Wählen Sie in diesem Fall laktosefreie Produkte aus und achten Sie darauf, dass Milchalternativen (z.B. Sojadrink, Haferdrink) mit Calcium angereichert sind, um einem Caliciummangel entgegen zu wirken. Wenn sich Ihre Dumpingsymptome verbessern, können Sie die Aufnahme von Milchzucker, je nach Verträglichkeit, wieder langsam steigern.3

Verzehren Sie Speisen und Getränke, die weder zu heiß noch zu kalt sind. Diese können Unwohlsein und Durchfall verstärken. 3

Was kann ich sonst noch tun?

Bei Frühdumping

  • Legen Sie sich nach dem Essen für 20-30 Minuten hin. Auch eine Bauchbinde in Hüfthöhe könnte der sturzartigen Entleerung der Speise entgegenwirken. Wenn Ihre Beschwerden sehr ausgeprägt sind, kann es auch hilfreich sein, die Mahlzeit direkt im Liegen einzunehmen, um den Weitertransport der Speisen durch die Schwerkraft zu minimieren.4

Bei Spätdumping

  • Haben Sie stets Traubenzucker dabei und nehmen Sie bei Anzeichen von Unterzucker sofort ein Blättchen ein und verzehren Sie anschließend noch einen weiteren Snack. Symptome eines Unterzuckers sind: Schweißausbrüche, Müdigkeit, Schwindel, Zittern und Heißhunger.6
  • In manchen Fällen kann, nach ärztlicher Rücksprache, eine Behandlung mit Acarbose (orales Antidiabetikum) durchgeführt werden, um Blutzuckerentgleisungen in den Griff zu bekommen.4

Weiteres

  • Haben Sie das Gefühl, dass Sie Fett nach einer Operation am Magen, nicht mehr vertragen und plötzlich übelriechende, glänzende oder klebrige Stühle haben? So genannte Fettstühle können nach Operationen am Magen und der Bauchspeicheldrüse auftreten und müssen mit dem Arzt abgeklärt werden. In diesem Fall sollten Sie Fett keinesfalls reduzieren, da Ihnen Fett wertvolle Kalorien liefert. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, ob in Ihrem Fall die Einnahme von Verdauungsenzymen sinnvoll ist und lesen Sie weitere Informationen in unserem Text “Was essen bei Fettstühlen?”.
  • Besprechen Sie mit Ihrem Arzt, ob die Einnahme von bestimmten Vitaminen und Mineralstoffen bei Ihnen empfehlenswert sind. Vor allem nach einer (totalen) Magenentfernung ist ein Mangel an Vitamin B12, Eisen, Calcium, Vitamin D und Folsäure sehr häufig.2 Nahrungsergänzungsmittel sollten jedoch nicht ohne ärztlicher Rücksprache eingenommen werden.
  • Falls bei Ihnen der Magen komplett oder teilweise entfernt wurde, können durch die fehlende/verminderte Magensäure Keime nicht mehr so gut abgetötet werden. Achten Sie daher besonders auf eine gute Küchen- und Lebensmittelhygiene.3 
  • Falls Sie zusätzlich Sodbrennen oder Appetitlosigkeit haben, lesen Sie unsere Empfehlungen “Was essen bei Sodbrennen?” und “Was essen bei Appetitlosigkeit?”.

Wann zum Arzt?

  • Wenn Sie ungewollt Gewicht verlieren. Bereits ab einem Gewichtsverlust von 5 – 10 % Ihres Ausgangsgewichtes innerhalb von drei Monaten besteht die Gefahr einer Mangelernährung.5 Hier finden Sie weitere Informationen zum Thema Mangelernährung.
  • Wenn Sie starke Beschwerden haben, die Sie durch eine Ernährungsumstellung nicht in Griff bekommen.
  • Wenn bei Ihnen zusätzlich helle, klebrige, glänzende, übelriechende, durchfallartige Stühle auftreten. Dies könnten Anzeichen für eine gestörte Fettverdauung sein, die möglicherweise die Einnahme von Verdauungsenzyme erfordern.4

Hintergrundinformationen - Was ist Dumpingsyndrom?

Definition

Das Dumpingsyndrom beschreibt die sturzartige Entleerung des Speisebreis vom Magen in den Dünndarm. Es werden zwei Arten von Dumpingsyndrom unterschieden: das Frühdumping- und Spätdumpingsyndrom.
  • Frühdumping: tritt innerhalb von 30 Minuten nach dem Verzehr einer Mahlzeit, durch die Dehnung des oberen Dünndarms auf. Die Dehnung wird durch den Speisebrei verursacht, aber auch durch einen Wassereinstrom vom Körper in den Darm (v.a. bei stark zucker- und salzreichen Speisen), der wiederum einen Abfall des Blutdrucks zur Folge hat. Das Frühdumpingsyndrom äußert sich durch Schwindel, Völlegefühl, Übelkeit, allgemeine Schwäche und explosionsartige Durchfälle. 1,4
  • Spätdumping: entsteht 1 – 4 Stunden nach der Nahrungsaufnahme. Beim Verzehr von zuckerreichen Speisen kommt es zu einem zu schnellen Blutzuckeranstieg. Als Reaktion darauf schüttet der Körper zu viel Insulin aus, wodurch 1 – 4 Stunden später  ein Unterzucker entsteht. Die Symptome umfassen Schwäche, Herzklopfen, Schweißausbruch, Schwindel, Zittern und Heißhunger. Beschwerden im Magen-Darm-Bereich sind beim Spätdumpingsyndrom nicht vorhanden. 2,4

Ursachen

Ursache ist die beschleunigte Magenentleerung und Belastung des Dünndarms als Folge einer Magen-OP.

Selten kann dieses Syndrom aber auch entstehen nach Operationen am Darm, der Bauchspeicheldrüse oder anderen Operationen bei denen der Schließmuskel des Magens beeinträchtigt wird.5

Mögliche Folgen

Bei einem Dumpingsyndrom kann Ihr Körper die zugeführten Nährstoffe möglicherweise nicht zur Gänze aufnehmen. Bestehen die Beschwerden über einen längeren Zeitraum können als Folge Gewichtsverlust und ein Mangel an Vitaminen und Mineralstoffen auftreten.4
Für viele Betroffene kann es auch schwierig sein, den Flüssigkeitsbedarf zu decken. Da ein Trink-Ess-Abstand von 30 Minuten empfohlen wird, erfordert dies eine gute Planung.

Zudem kann die Nahrungsaufnahme mit Angst verbunden sein und insbesondere einen Restaurantbesuch oder einen sonstigen außer Haus Verzehr von Speisen erschweren. Die Lebensqualität ist durch ein Dumpingsyndrom bei vielen Betroffenen eingeschränkt.

Die gute Nachricht ist jedoch, dass die Beschwerden des Dumpingsyndroms in der Regel nach einigen Monaten abnehmen!6

Quellenangaben

1 S.W. Ashley. Postgastrectomy complications. UpToDate, Topic 89634, Version 5.0, https://www.uptodate.com/contents/postgastrectomy-complications?search=dumping (letztes Update: 04/2019)

2 H.K. Biesalski, S.C. Bischoff, C. Puchstein: Ernährungsmedizin nach dem neuen Curriculum Ernährungsmedizin der Bundesärztekammer. 5. Auflage. Stuttgart: Thieme Verlag; 2018.

3 E. Höfler und P. Sprengart. Praktische Diätetik Grundlagen, Ziele und Umsetzung der Ernährungstherapie. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, 2012.

4 H. Kasper und W. Burghardt. Ernährungsmedizin und Diätetik. 12. Auflage, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2014.

5 N. Erickson, N. Schaller, A.P. Berling-Ernst, H. Bertz. Ernährungspraxis Onkologie, Schattauer GmbH, Stuttgart, 2017.

6 Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF): Patientenleitlinie, 1 Auflage, 2013, https://www.krebshilfe.de/infomaterial/Patientenleitlinien/Magenkrebs_Patientenleitlinie_DeutscheKrebshilfe.pdf

7Alberta Health Services. Dumping Syndrome. 2011 https://www.albertahealthservices.ca/assets/info/nutrition/if-nfs-
dumping-syndrome.pdf

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Erstellt am: 18. Mai 2020
Überprüft: Dezember 2023
Nächste geplante Aktualisierung: 2025

Autorin: Carina Eckhardt, M.Sc. Diätologin
Recherche, Qualitätssicherung und Inhaltliche Freigabe: Nicole Erickson, M.Sc. Ernährungswissenschaftlerin, Diätassistentin
Redaktion und didaktische Überarbeitung: Sandra Neubauer, Anne Blumers