Was essen bei Bauchkrämpfen

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Bauchkrämpfe sind nicht nur sehr unangenehm und schmerzhaft. Sie sind ein Symptom, dem oft eine Erkrankung zugrunde liegt. Die Ursache von Bauchkrämpfen sollte daher immer mit dem behandelnden Arzt abgeklärt werden.

Die Ernährungsempfehlungen sind von der Diagnose abhängig und sind teilweise auch sehr individuell. Durch eine angepasste Ernährung kann keine Heilung der Erkrankung erreicht werden, aber Beschwerden gelindert werden.1 Bis die Ursache abgeklärt ist, sollten bei Bauchkrämpfen leicht verdauliche Lebensmittel ausgewählt werden, um den Verdauungstrakt so wenig wie möglich zu belasten / Beschwerden zu lindern und Ihr Wohlbefinden zu steigern. Generell gilt: “Gegessen werden kann bzw. soll, was vertragen wird!”² 

Inhaltsverzeichnis

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Ernährungsempfehlungen bei Bauchkrämpfen

Erste Hilfe: praktische Handlungsschritte bei Bauchkrämpfen

  1. Lassen Sie bei Ihrer Ärztin / Ihrem Arzt die Ursache der Bauchkrämpfe abklären, damit diese entsprechend behandelt werden können. Der Verlauf von Bauchkrämpfen und die Auswirkungen durch die Nahrungszufuhr kann sehr individuell sein.
  2. Nehmen Sie sich Zeit zum Essen und kauen Sie gründlich (“gut gekaut ist halb verdaut”).7
  3. Kaufen Sie möglichst frische, gering verarbeitete und für Sie gut verträgliche Lebensmittel ein.7 Unsere Einkaufsliste Bauchkrämpfe, kann für Sie eine gute Hilfestellung sein.
  4. Alle Lebensmittel- und Speisen, die Sie vertragen, dürfen Sie auch Essen.²
  5. Versuchen Sie Lebensmittel zu identifizieren, die Ihre Beschwerden verstärken. Das Führen eines Ernährungsprotokolls über einen Zeitraum von einer Woche, könnte für Sie hilfreich sein, um diese Lebensmittel herauszufinden.
  6. Fettige Lebensmittel und Speisen (z.B. fettreichen Käse und Wurst, Frittiertes und Paniertes), Hülsenfrüchte sowie starker Kaffee und Alkohol, werden meist nicht gut vertragen und sollten daher eher gemieden werden.1
  7. Gekochte Speisen sind meist bekömmlicher als Rohkost. Wählen Sie nährstoffschonende Garmethoden, wie z.B. kochen, dünsten, dämpfen.3, 7
  8. Probieren Sie, ob Ihnen krampflösende Tees eine Linderung der Bauchkrämpfe bringen (z.B. Kamillentee, Fencheltee, Melissentee).4
  9. Vermeiden Sie Stress und versuchen Sie zur Ruhe zu kommen (z.B. durch Yoga, Meditation, einem angenehmen Vollbad oder mit einer Wärmflasche auf dem Bauch).

Wann und wie oft soll ich essen und trinken?

Essen Sie am besten viele kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt, da kleine Mahlzeiten in der Regel besser vertragen werden.3, 5 Planen Sie dazu vormittags und nachmittags Zwischenmahlzeiten ein und stellen Sie sich kleine Snacks in Ihre unmittelbare Nähe. Nehmen Sie Ihre Mahlzeiten in Ruhe ein.7 Trinken Sie kleine Schlucke über den Tag verteilt.

Welche Lebensmittel und Getränke helfen bei Bauchkrämpfen?

Grundsätzlich gilt: “Erlaubt ist, was vertragen wird”.² Die Verträglichkeit von Lebensmitteln, Speisen und Getränken ist individuell und muss daher ausgetestet werden.

 

Die nachstehende Lebensmittel- und Getränkeauswahl, wird von den meisten Personen gut vertragen, wobei es auch hier Ausnahmen geben kann (z.B. durch individuelle Unverträglichkeiten): 3, 7

  • Brot, Getreide- und Getreideprodukte:
    • Weiß-, Misch- und Knäckebrot, Sauerteigbrot aus Roggenmehl, evtl. fein vermahlenes Vollkornbrot (bei Verträglichkeit)
    • Brot vom Vortag ist bekömmlicher als frisches Brot
    • Hafer, Reis, Teigwaren, Kartoffeln, Quinoa, Amaranth und sonstige Beilagen sind gut verträglich, wenn diese fettarm und röststoffarm zubereitet werden.
    • Reiswaffeln, Zwieback, Butterkekse, Salzstangen
    • Biskuitrolle mit Konfitüre, Rührteig
  • Obst und Gemüse:
    • Reifes Obst (z.B. Bananen, Erdbeeren, Heidelbeeren, Melonen) oder gekochtes Obst (z.B. Fruchtmus, Kompott aus Apfel, Beeren, Mandarinen, Aprikose)
    • Diverse Gemüsesorten, am besten gedämpft oder gedünstet (z.B. Karotten, rote Rüben, Spinat, Spargel, Zucchini, Kürbis) oder Salate mit milder Marinade (z.B. Chinakohl, Kopfsalat, Feldsalat, gekochte Gemüsesalate)
  • Fleisch und Fisch / Meeresfrüchte:
    • mageres Fleisch, Fisch und Meeresfrüchte, bekömmlich / röststoffarm zubereitet (z.B. Dämpfen, Dünsten, in Folie oder Römertopf gegart), fettarme Fleisch- und Wurstwaren (z.B. gekochter Schinken, Corned Beef, kalter Braten, Lyoner, Geflügelwurst)
  • Milch und Milchprodukte / Milchalternativen und Eier:
    • fettarmer Käse, bis 45 % Fett i. Tr. (z.B. körniger Frischkäse, Butterkäse, Schnittkäse, Parmesan, Mozzarella) und Joghurt, Kefir, Buttermilch (ohne weitere Zusätze)
    • Milch (laktosefrei bei Laktoseunverträglichkeit)
    • Sojadrink, Haferdrink, Sojapudding, etc. (Milchalternativen sollten mit Calcium angereichert sein)
    • Rührei, Omelette, Eierstich, Ei-Milch-Gemisch für Aufläufe
  • Fette und Öle:
    • Rapsöl, Olivenöl, Leinöl
    • Margarine und Butter in moderaten Mengen
  • Kräuter und Gewürze
    • viele Kräuter und Gewürze fördern die Bekömmlichkeit von Speisen
    • Petersilie, Dill, Basilikum, Thymian, Oregano, Zitronenmelisse
    • Kümmel, Fenchel, Kurkuma, Muskat (evtl. Pfeffer und Paprikapulver in üblicher Dosierung, Schärfe vermeiden)
  • Getränke:
    • stilles oder kohlensäurearmes Wasser, gut verdünnte Frucht- und Gemüsesäfte (z.B. Karotte, rote Bete), Sirup (z.B. Holunder)
    • Kräuter- und Früchtetee, grüner und schwarzer Tee
    • mild gerösteter Kaffee (durch Zugabe von etwas Milch wird die Bekömmlichkeit gesteigert)
Wir haben Ihnen ein paar Gerichte als Anregung für Ihre Mahlzeitengestaltung zusammengestellt: Beispielgerichte bei Bauchkrämpfen.pdfEinige der Beispielgerichte finden sie bereits in unserer Rezeptdatenbank.

Welche Lebensmittel und Getränke können Bauchkrämpfe auslösen oder verstärken?

Führen Sie am besten ein Ernährungstagebuch, um weniger gut verträgliche Lebensmittel und Getränke zu identifizieren.7

Lebensmittel, die bei Ihnen Beschwerden hervorrufen, sollten Sie vorerst meiden. Wenn Ihre Bauchkrämpfe abgeklungen sind, können Sie versuchen kleine Mengen dieser Speisen erneut auszutesten.³

Wir möchten Ihnen einen kurzen Überblick über Lebensmittel geben, die erfahrungsgemäß eher weniger gut vertragen werden. Bitte bedenken Sie, dass Sie aber nur Lebensmittel weglassen sollten, die Sie tatsächlich schlecht vertragen und keinesfalls ganze Lebensmittelgruppen weglassen sollten. Achten Sie auf eine abwechslungsreiche Ernährung.

Lebensmittel, die erfahrungsgemäß eher weniger gut vertragen werden sind:³

 

  • Brot, Getreide- und Getreideprodukte:
    • grobe Vollkornbrote, frisch gebackene Brote
    • frisches Hefegebäck und fettige Backwaren (z.B. Blätterteig, Krapfen)
  • Obst und Gemüse:
    • blähende Gemüsesorten (z.B. Kohl, Lauch, Zwiebel, Knoblauch) und Hülsenfrüchte (z.B. Bohnen, Erbsen, Kichererbsen)
    • Hartes, eher unreifes Obst (vor allem Steinobst, z.B. Pflaumen, Kirschen), bei einer Fruchtzuckerunverträglichkeit (Fruktosemalabsorption) werden meist auch Äpfel und Birnen nicht gut vertragen.
  • Fleisch und Fisch / Meeresfrüchte:
    • fettes, geräuchertes, gepökeltes und scharf angebratenes Fleisch, sowie fettige und geräucherte Wurstwaren
    • Fettfische (z.B. Aal, Makrele, Hering)
  • Milch und Milchprodukte und Eier:
    • Sahne, Mascarpone, sehr fettreicher Käse, Eiscreme5
    • Milch und andere laktosereiche Produkte (bei Laktoseintoleranz)5
    • hartgekochte Eier, fettige Eierspeisen
  • Fette und Öle
    • Rapsöl, Olivenöl, Leinöl
    • Margarine und Butter in moderaten Mengen
  • Kräuter und Gewürze
    • scharfe Gewürze (z.B. Chili, Cayennepfeffer, Curry), Bärlauch, Meerrettich
  • Getränke:
    • eisgekühlte, kohlensäurereiche Getränke
    • alkoholische Getränke

Bei manchen Betroffenen sind Bauchkrämpfe auf Nahrungsmittelunverträglichkeiten bzw. -Intoleranzen zurückzuführen.

    • Falls Sie den Verdacht auf eine Unverträglichkeit haben (z.B. gegenüber Laktose (Milchzucker), Fruktose (Fruchtzucker) oder Sorbit), sollten Sie zur Abklärung einen sogenannten H2-Atemtest durchführen lassen.
    • Während einer Chemotherapie oder Bestrahlung des Darms haben einige Krebsbetroffene vorübergehend eine Unverträglichkeit gegenüber Laktose (Milchzucker). Dies ist darauf zurückzuführen, dass durch die Therapie die Schleimhäute im Darm strapaziert werden und dadurch möglicherweise zu wenig Laktase (Enzym zur Aufspaltung des Milchzuckers) gebildet wird.6 Sobald sich die Schleimhaut wieder regeneriert, kann auch wieder mehr Laktase gebildet werden. Auch Operationen im Magen-Darm-Bereich können die Verträglichkeit von Lebensmitteln verändern.

Was kann ich sonst noch tun?

Zubereitung von Speisen:3, 7

  • Wählen Sie leicht verdaulich Zubereitungsarten (dünsten, dämpfen, kochen, blanchieren, grillen, garen im Bratschlauch oder Römertopf.
  • Achten Sie auf eine nur leichte Bräunung von Speisen, um die Röststoffbildung gering zu halten.
  • Verwenden Sie zum Kochen beschichtete Pfannen für eine fettarme Zubereitung
  • Bevorzugen Sie die Naturvariante von Fleisch und Fisch gegenüber panierten Speisen.
  • Weichen Sie Haferflocken und andere Getreideflocken vor dem Verzehr ein.
  • Bevorzugen Sie gekochtes Obst und Gemüse (z.B. Mus, Püree, leichte Cremesuppen).
  • Würzen Sie Ihre Speisen eher mild.
  • Verzehren Sie Speisen und Getränke weder zu heiß noch zu kalt.

Tragen Sie lockere Kleidung:

  • Enge Kleidung (vor allem im Magen-Darm-Bereich) kann Druck ausüben und Unwohlsein verstärken. Wählen Sie daher am besten Kleidungsstücke, die locker sitzen. Hosenträger können eine mögliche Hilfestellung sein.

Holen Sie sich weitere Informationen:

  • Bauchkrämpfe können durch andere Symptome verstärkt oder sogar ausgelöst werden.

Lesen Sie unsere Ernährungsempfehlungen bei Verstopfung, Durchfall, Völlegefühl und Blähungen, falls bei Ihnen diese Beschwerden zusätzlich zu den Bauchkrämpfen vorliegen.

 

Wann zum Arzt?

Lassen Sie die Ursache für Ihre Bauchkrämpfe unbedingt von Ihrem Arzt abklären.

Zudem sollten Sie zum Arzt gehen, wenn:5

  • Sie blutigen Stuhl haben, oder Blut erbrechen
  • Ihr Schmerz sehr stark ist, länger als eine Stunde andauert oder über einen Zeitraum von 24 Stunden immer wieder auftritt
  • Sie stundenlang nichts essen oder trinken können
  • Sie > 39°C Fieber haben
  • Sie ungewollt Gewicht verlieren

Theorie: Was sind Bauchkrämpfe?

Definition

Bauchkrämpfe beschreiben ein subjektiv unangenehm empfundenes Gefühl im Magen-Darmbereich. Sie können akut (für wenige Tage) oder chronisch über Monate oder sogar Jahre auftreten und von niedriger oder starker Intensität sein.8

Ursachen

Die Ursachen von Bauchkrämpfen sind sehr vielfältig. Bauchkrämpfe können durch Tumorerkrankungen im Magen-Darm-Trakt ausgelöst werden oder als Therapienebenwirkung auftreten. Zytostatika können Schleimhäute im Verdauungstrakt angreifen und so Beschwerden verursachen.10 Bauchkrämpfe können aber auch mit anderen Erkrankungen (z.B. chronische entzündliche Darmerkrankungen, Gastritis, Divertikulitis, Bauchspeicheldrüsen- oder Gallenblasenentzündungen), Nahrungsmittelunverträglichkeiten (z.B. gegenüber Milchzucker, Fruchtzucker, Sorbit, Gluten) oder Stress im Zusammenhang stehen und als Nebenwirkung von Medikamenten (z.B. Schmerzmittel) auftreten. Viele Frauen erleben Bauchkrämpfe auch während ihrer Menstruation oder in den Wechseljahren. Um die Ursache festzustellen sind eine umfassende ärztliche Anamnese und ggf. weitere Untersuchungen notwendig.8, 9

Mögliche Folgen

Bauchkrämpfen können ernst zu nehmende Erkrankungen zu Grunde liegen. Die Ursache sollte daher auf jeden Fall ärztlich abgeklärt und entsprechend behandelt werden, um eine Verstärkung der Symptome und das Auftreten von weiteren Beschwerden zu vermeiden.

Im Hinblick auf die Ernährung besteht bei vielen Betroffenen eine zu geringen Nahrungsaufnahme und eine einseitige Lebensmittelauswahl, wodurch das Risiko einer Mangelernährung verstärkt wird.

Downloads

Quellenangaben

1 H. Kasper und W. Burghardt. Ernährungsmedizin und Diätetik. Urban & Fischer Verlag, 12. Auflage. 2014.

² H. Hauner, E. Beyer-Reiners, G. Bischoff, et al. Leitfaden Ernährungstherapie in Klinik und Praxis (LEKuP). Aktuel Ernahrungsmed, 2019, 44: 384-419

³ E. Höfler und P. Sprengart. Praktische Diätetik Grundlagen, Ziele und Umsetzung der Ernährungstherapie. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, 2012.

4 M. Spaeth. Tee: Gesund trinken: Beliebtes Getränk mit gesundem Genuss. Bundeszentrum für Ernährung, 2017. https://www.bzfe.de/inhalt/tee-gesund-trinken-28491.html

5 K. Crowley and K. A. Martin, Patient education: Stomach ache and stomach upset (The Basics), UpToDate, Topic 15388, Version 7.0. https://www.uptodate.com/contents/authors-and-editors/patient-education

6 FETeV. Laktoseintoleranz – Therapierelevante Aspekte des Krankheitsbildes. Fachgesellschaft für Ernährungstherapie und Prävention. 2019 https://fet-ev.eu/laktoseintoleranz-krankheitsbild/

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Erstellt am: 14. Juli 2020
Überprüft: Dezember 2023
Nächste geplante Aktualisierung: 2025

Autorin: Carina Eckhardt, M.Sc. Diätologin
Recherche, Qualitätssicherung und Inhaltliche Freigabe: Nicole Erickson, M.Sc. Ernährungswissenschaftlerin, Diätassistentin
Redaktion und didaktische Überarbeitung: Sandra Neubauer, Anne Blumers