Was essen bei Völlegefühl?

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Essen kann eine Herausforderung sein, wenn sich der Magen ständig voll anfühlt. Eine vorzeitige Sättigung kann auch noch gemeinsam mit Appetitlosigkeit, Blähungen und Übelkeit auftreten. 5, 8 Bei vielen Betroffenen reicht die Nahrungsaufnahme dann nicht mehr aus und es fehlen wichtige Quellen an Energie- und Nährstoffen. Eine gute Planung der Mahlzeitenhäufigkeit und Lebensmittelauswahl sind für eine ausreichende Versorgung oft unerlässlich.

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Was brauche ich?

  • Ein Notizheft (oder unsere Vorlage LINK), in dem Sie sich einen Mahlzeiten- und Trinkplan erstellen.
  • Einen Wecker, der Sie an das Essen erinnert.
  • Eine Liste von Ernährungsempfehlungen bei Völlegefühl uns sonstigen Beschwerden, die Völlegefühl auslösen oder verstärken können (siehe Empfehlungen bei Blähungen, Verstopfung, Appetitlosigkeit, Übelkeit, wenn diese Beschwerden bei Ihnen vorliegen).

7 praktische Handlungsschritte

  1. Essen Sie so häufig wie möglich kleine Mahlzeiten. 5, 8 Nehmen Sie sich für unterwegs kleine Snacks mit.
  2. Bevorzugen Sie energiereiche Lebensmittel, die viel Kalorien aber ein kleines Volumen haben. 1,5 (siehe Energiedichtetabelle)
  3. Trinken Sie am besten 30 Minuten vor bzw. nach dem Essen, da Flüssigkeit den Magen füllt und somit eine Sättigung beschleunigt. 1
  4. Nehmen Sie sich Zeit zum Essen und schaffen Sie eine angenehme Essatmosphäre (z.B. durch einen schön gedeckten Tisch mit frischen Blumen, Servietten und ggf. einer Duftkerze).5
  5. Essen Sie am besten in einer aufrechten Position und kauen Sie gründlich. 1
  6. Machen Sie einen Spaziergang nach einer gehaltvollen Mahlzeit. 5 Durch die Schwerkraft und Körperbewegung wird die Magenentleerung gefördert. 8
  7. Erstellen Sie einen Ernährungsplan. Dieser kann Ihnen helfen Ihre Ziele zu erreichen. Schreiben Sie sich dazu am Vortag einen Zeitplan, um wie viel Uhr sie vor haben was und in welcher Menge zu essen und trinken.

Wann und wie oft soll ich essen?

Versuchen Sie prinzipiell so häufig wie möglich zu essen. Verlassen Sie sich dabei nicht allzu sehr auf Ihren Appetit oder Hungergefühl, sondern Essen Sie lieber zu festgelegten Zeiten (z.B. alle 2-3 Stunden).5 Nehmen Sie sich die Menge auf den Teller, die für Sie realistisch ist zu schaffen. Bitten Sie auch Ihre Angehörigen, Ihnen keine zu große Portion zu servieren und Sie nicht unter Druck zu setzen aufessen zu müssen. Legen Sie größere Mahlzeiten an die Tageszeit, in der das Völlegefühl weniger stark ausgeprägt ist. Für die meisten Patienten ist dies morgens der Fall.4 Für viele ist es hilfreich sich kleine Snacks oder Fingerfood in greifbarer Nähe zu platzieren und sich für unterwegs eine Kleinigkeit mitzunehmen.

Trinken Sie nicht direkt zu den Mahlzeiten, da Getränke eine Sättigung verstärken können. Versuchen Sie vor und nach den Mahlzeiten einen Abstand von 30 Minuten einzuhalten.1

 

Lebensmittel- und Getränkeauswahl bei Völlegefühl

Eine Sättigung wird vor allem durch das Volumen der Nahrung und weniger von der Zusammensetzung der Nahrung ausgelöst. Wenn man jedoch die Zusammensetzung genauer unter die Lupe nimmt, hat sich gezeigt, dass Fett weniger sättigend wirkt als Proteine und Kohlenhydrate und noch dazu mehr als doppelt so viel Kalorien hat. 4 Daher sollten Sie am besten Lebensmittel verzehren, in denen viele Kalorien auf wenig Volumen stecken (LINK zur Energiedichtetabelle). Fettreiche Lebensmittel (insbesondere frittierte und panierte Speisen) werden jedoch nicht von jedem gut vertragen, tasten Sie sich also an Ihre individuelle Toleranz heran. 1

Eine geeignete Lebensmittelauswahl entspricht dem worauf Sie Appetit haben und was Ihnen gut bekommt. Versuchen Sie jedoch Ihren Speiseplan so vielfältig wie gerade möglich zu gestalten. Prinzipiell tendieren Menschen dazu mehr zu essen, wenn eine Vielfalt angeboten wird. 4

Als energiereiche Snacks für zwischendurch eigenen sich z.B. Nüsse, Trockenobst, Cracker, Oliven, Käsewürfel, etc. Wenn Sie Probleme haben Ihr Gewicht zu halten können auch energiereiche Getränke sehr nützlich sein (z.B. Frucht- und Gemüsesäfte, Smoothies, Milchshakes).Besprechen Sie auch mit Ihrem Arzt oder einer qualifizierten Ernährungsfachkraft, ob bei Ihnen der Einsatz von speziellen hochkalorischen Trinknahrungen empfehlenswert ist.

Zwingen Sie sich nicht dazu Lebensmittel zu essen gegenüber die Sie eine Abneigung entwickelt haben. Geschmacksveränderungen und Abneigungen können auch das Sättigungsgefühl verstärken. Kalte Speisen werden meist besser toleriert als heiße Speisen. 4

 

Folgende Lebensmittel/Speisen und Getränke sind in der Regel eher weniger gut geeignet:

  • Lebensmittel mit einem hohen Ballaststoffgehalt (z.B. Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte), weil Sie länger sättigen und Blähungen fördern können 8
  • Getränke mit Kohlensäure (z.B. Limonaden, prickelndes Mineralwasser)

Bei vielen Patienten liegen zusätzlich zur vorzeitigen Sättigung noch andere Beschwerden vor, die das Völlegefühl auslösen oder verstärken können. Bitte beachten Sie daher folgende Ernährungsempfehlungen (sofern diese bei Ihnen vorliegen):

 Hinweis: Achten Sie auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr! Wenn Sie weniger Essen, muss die Flüssigkeitszufuhr gesteigert werden, um keinen Flüssigkeitsmangel zu entwickeln.8 

 

Kontaktieren Sie Ihren Arzt, wenn Sie:

  • anhaltend Probleme haben ausreichend zu essen und mit Übelkeit und Erbrechen zu kämpfen haben. 8
  • in den letzten 3 Monaten ungewollt Gewicht verloren haben (>5% Ihres Körpergewichtes)9

Was versteht man unter Völlegefühl/vorzeitiger Sättigung?

Unter Völlegefühl versteht man ein subjektiv unangenehmes Empfinden eines überfüllten Magens. Eine vorzeitige Sättigung kann mit Appetitlosigkeit oder anderen Beschwerden, die die Nahrungsaufnahme betreffen, einhergehen.5

 

Ursachen einer vorzeitigen Sättigung

  • Motilitätsstörungen oder Engstellen im Magen-Darm-Trakt 5
  • Verzögerte Magenentleerung 4
  • Veränderte neurologische Signale (Neuropathien) 4, 5
  • Wassereinlagerungen im Bauchbereich (Aszites) 1, 5
  • Magenoperation 1
  • Toxische Effekte durch Chemotherapie oder Bestrahlung 9
  • Blähungen, Verstopfung 1,5
  • Übelkeit 5

 

Mögliche Folgen

Eine vorzeitige Sättigung führt bei vielen Betroffenen zu einer verminderten Nahrungsaufnahme. Besteht dies über einen längeren Zeitraum kann es zu einem Gewichtsverlust und einer Mangelernährung kommen. Eine Mangelernährung wiederum kann allgemeine Komplikationen steigern, Krankenhausaufenthalte erhöhen und sich negativ auf die Lebensqualität auswirken. 6, 7, 8 Bei einer vorzeitigen Sättigung ist auch die Gefahr eines Flüssigkeitsmangels erhöht. 4

 

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Quellenangaben

Bücher:

1 BC Cancer Agency. Nutritional Guidelines for Symptom Management: Early Satiety. BC Cancer Agency, Oncology Nutrition, 2005 http://www.bccancer.bc.ca/nutrition-site/Documents/Symptom%20management%20guide
lines/EarlySatiety.pdf

 

2 H. Bertz und G. Zürcher. Ernährung in der Onkologie: Grundlagen und klinische Praxis, Schattauer GmbH, Stuttgart, 2014.

 

3 K. Crowley. Patient education: Gastroparesis. Topic 16403, Version 7.0. https://www.uptodate.com/
contents/gastroparesis-delayed-gastric-emptying-the-basics?search=early%20satiety&topicRef=2638&source
=see_link
(letzter Zugriff: 11/2019)

 

4 M.P. Davis, D. Walsh, R. Lagman, T. Yavuzsen. Early satiety in cancer patients: a common and important but underrecognized symptom. Support Care Cancer, 14, 693-698, 2016.

 

5 N. Erickson, N. Schaller, A.P. Berling-Ernst, H. Bertz. Ernährungspraxis Onkologie, Schattauer GmbH, Stuttgart, 2017.

 

6 (PRIO) (ed.) Improving nutritional care for cancer patients in Germany. Joint position paper from the German Cancer Society‘s (GCS) Working Group on Prevention and Integrative Oncology (PRIO), in collaboration with other associations. Ernahrungs Umschau 63(02): 43–47, 2016

 

7 P. Ravasco, I. Monteiro-Grillo, P. Marques Vidal, P. Camilo P. Dietary counseling improves patient outcomes: a prospective, randomized, controlled trial in colorectal cancer patients undergoing radiotherapy.  J Clin Oncol 23: 1431–1438, 2015.

8 M.A. Shafi, E. Nasser, M. Javle. Malignancy-associated gastroparesis: Pathophysiology and management. Topic 2809, Version 21.0 https://www.uptodate.com/contents/malignancy-associated-gastroparesis-pathophysiology-and-management?search=early%20satiety&source=search_result&selectedTitle=6~137&
usage_type=default&display_rank=6
(letztes Update 04/2019)

 

9 L. Valentini, et al. Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM): DGEM-Terminologie in der Klinischen Ernährung. Aktuel Ernahrungsmed 38: 97–111, 2013.

 

Aktualisiert am: 21. Juli 2022
Nächste geplante Aktualisierung: 2025

Autorin: Carina Eckhardt, M.Sc. Diätologin
Recherche, Qualitätssicherung und Inhaltliche Freigabe: Nicole Erickson, M.Sc. Ernährungswissenschaftlerin, Diätassistentin
Redaktion und didaktische Überarbeitung: Sandra Neubauer, Anne Blumers