Was essen bei Durchfall?

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Durchfall ist eine der häufigsten Beschwerden, während einer Krebserkrankung. Er kann viele verschiedene Ursachen haben – von Infektionen über Therapienebenwirkungen bis zu falscher Medikamenteneinnahme. In diesem Artikel haben wir zusammengestellt, was vielen Patienten in der Praxis gegen Durchfälle hilft: Probieren Sie aus, welche Tipps für Sie die richtigen sind! 

Inhaltsverzeichnis

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Erste Hilfe: die ersten praktischen Handlungsschritte bei Durchfall

  1. Leicht verdauliche und stopfende Lebensmittel einkaufen. Hier finden Sie eine Einkaufsliste bei Durchfall
  2. Probieren Sie geriebenen Apfel oder geschlagenen Banane (mehrmals täglich).
  3. Isotonen Tee oder andere isotone Getränke machen/kaufen.
  4. Bei starkem Durchfall Elektrolytlösung kaufen (kann der Darm besser aufnehmen als Wasser).
  5. Apfelpektin und Flohsamenschalen in der Apotheke kaufen (wirken stopfend). Apfelpektin: 5-8 mal pro Tag je einen Portionsbeutel (je 5g getrocknetes Apfelpulver) lt. Packungsbeilage. Flohsamenschalen: ca. 1 Teelöffel Flohsamenschalen (ca. 5g) mit 200 ml Wasser, Fruchtsaft oder Suppe vermischen, 3x am Tag anwenden. Zusätzlich je 1 Glas Wasser Trinken. Nicht anwenden, wenn Verdacht auf Darmverschluss besteht oder Verengung der Speiseröhre. Flohsamenschalen nehmen viel Wasser aus dem Darm auf, stellen Sie sicher, dass Sie weiterhin Flüssigkeit aufnehmen (ca. 2 Liter pro Tag).
  6. Häufig tritt bei einer geschädigten Darmschleimhaut auch eine Laktoseintoleranz auf. Es sollten daher vorübergehend laktosefreie Produkte konsumiert werden. Auch Fruchtzucker wird schlechter aufgenommen, wodurch größere Mengen (z.B. in Säften) vermieden werden sollen.

Was kann ich gegen Durchfall tun?

Welche Ernährungsziele gelten bei Durchfall?

  1. Dehydration vermeiden.
  2. Dem Körper genügend Energie und Nährstoffe geben – um möglichst fit zu bleiben für die Therapie.

Wann und wie oft soll ich essen und trinken?

  • Trinken Sie regelmäßig jede Stunde um einer möglichen Dehydrierung entgegenzuwirken. 
  • Essen Sie viele kleine Mahlzeiten und testen Sie, was Sie besser und schlechter vertragen.
  • Vermeiden Sie es, während den Mahlzeiten zu trinken.

Was soll ich trinken?

  • Bei leichtem Durchfall und wenig Flüssigkeitsverlust sind stilles Mineralwasser und verschiedene Tees (z.B. Grüner Tee, Fenchel- und Kamillentee, Kümmeltee, Heidelbeertee, Schwarztee (10-15 min ziehen lassen)) geeignete Getränke.
  • Bei stärkerem Durchfall eignen sich isotone Getränke sehr gut zum Ausgleich des Flüssigkeitsverlustes. Diese können Sie entweder selbst herstellen (PDF: Rezepte Isotone Getränke) oder sogenannte isotone Sportlergetränke aus dem Supermarkt beziehen.
  • Bei sehr starken Durchfällen sind Rehydratationslösungen / Elektrolytlösungen aus der Apotheke empfehlenswert (siehe auch Rezept der WHO).
  • Fleisch- und Gemüsebrühen eigenen sich ebenfalls zum Elektrolytausgleich.
  • Vermeiden Sie Limonaden (Cola), Energydrinks, stark zuckerhaltige und kohlensäurehaltige Getränke und Alkohol. Diese Getränke können den Durchfall verstärken.
  • Mehr zum Thema ausreichend Trinken und der Vermeidung einer Dehydratation finden Sie im Artikel “Wie Trinke ich ausreichend bei Krebs?”.

Welche Lebensmittel helfen mir bei Durchfall?

  • Wählen Sie ballaststoffarme und leicht verdauliche Lebensmittel:
    • Eiweißreiche Lebensmittel: Gedämpftes, eher mageres Fleisch wie Huhn, Pute, mageres Rind, mageres Schwein, Kalb, magerer Fisch, weichgekochte Eier, fettarmes Rührei oder Omelette
    • Kohlenhydratreiche Lebensmittel: min. einen Tag lang abgelagertes Weißbrot, Brötchen und Zwieback, Nudeln aus hellem Mehl, weißer Reis, Haferflocken und Gries (gerne als Brei), Kartoffeln (auch als Brei)
    • Gemüse: am besten immer gekocht, als Suppe oder Brei. Karotten, Pastinake, Zucchini, Kürbis, Fenchel
    • Obst: am besten gut gereift oder als Kompott oder Brei, Banane (evtl. geschlagen), geriebener Apfel (mit Schale), Apfelmus, getrocknete Heidelbeeren (z.B. eingeweicht in Joghurt oder Haferschleim, einfach gekaut, als Tee oder Heidelbeermus)
  • Lösliche Ballaststoffe, z.B. Pektine, Flohsamenschalen, wirken als Bindemittel und können den Stuhl eindicken. Pektine sind zum Beispiel enthalten in Heidelbeeren, Apfel (gerieben oder gekocht wie im Apfelmus), Karotten (idealerweise als Suppe). Alternativ kann Guar- und Johannisbrotkernmehl, sowie Apfel Pektin über die Apotheke bezogen werden. Achten Sie bei der Anwendung auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr (ca. 2 Liter pro Tag). Blähungen können eine unerwünschte Begleiterscheinung der Einnahme sein.
  • Probiotische Lebensmittel können die Darmflora möglicherweise stärken und sich somit positiv auf Ihr Stuhlverhalten auswirken. Auch, wenn bisher keine eindeutige Empfehlung ausgesprochen werden kann, können Sie versuchen, ob Ihnen die Einnahme von probiotischen Lebensmitteln (z.B. einmal täglich ein Naturjoghurt) gut tut.

Welche Lebensmittel und Stoffe sollte ich bei Durchfall meiden?

  • Meiden Sie stark fetthaltige oder gewürzte Speisen, wie fettes Fleisch, fette oder scharfe Soßen, frittierte/panierte/gegrillte Speisen, Fertiggerichte oder Fast Food
  • Identifizieren Sie Lebensmittel, die Sie schlecht vertragen (z.B. Milchprodukte, fettige Speisen, Kern- und Steinobst, etc.). Ein Ernährungs-Beschwerde-Protokoll kann Ihnen dabei helfen, diese Lebensmittel zu erkennen. (Eine Vorlage dafür veröffentlichen wir in Kürze.)
  • Meiden Sie Zuckeraustauschstoffe. Diese haben häufig eine blähende und abführende Wirkung und sind vor allem in zuckerfreien Getränken und Lebensmitteln zu finden. Zu den Zuckeraustauschstoffen zählen z.B. Xylit (E967) (auch bekannt als Birkenzucker), Mannit (E421), Maltit (E965), Isomalt (E953), Lactit (E966), Sorbit (E420).
  • Vermeiden Sie Kaffee, koffeinhaltige Limonaden (Cola), Energydrinks, stark zuckerhaltige und kohlensäurehaltige Getränke und Alkohol. Diese Getränke können den Durchfall verstärken.
  • Die früher übliche Kombination aus Cola und Salzgebäck wird nicht mehr empfohlen. Cola enthält achtmal so viel Zucker, wie von der WHO für die Rehydrationslösung empfohlen. Das ist ungünstig, denn dadurch wird Wasser im Darm gebunden und nicht in den Körper transportiert. Das verstärkt häufig den Durchfall. Zusätzlich wird das eh schon verschobene Elektrolytgleichgewicht im Körper verschärft.

Was kann ich noch gegen Durchfall tun?

  • Wählen Sie leicht verdauliche Zubereitungsarten (z.B. Dünsten, Dämpfen, Garen, etc.)
  • Trinken Sie Getränke in Zimmertemperatur. Sehr kalte und schnell getrunkene Flüssigkeiten können die Darmbewegung verstärken.
  • Holen Sie sich, wenn möglich, Unterstützung beim Einkauf und der Speisenzubereitung. Im nächsten Abschnitt finden Sie geeignete Rezepte. 
  • Lassen Sie sich Zeit beim Essen und kauen Sie sorgfältig. Je besser Sie kauen, desto leichter verdaulich ist die Mahlzeit und desto höher ist die Verträglichkeit.
  • Geben Sie nur kleine Portionen auf Ihren Teller. Sie können immer ein zweite Portion als Nachschub holen.
  • Sorgen Sie für eine entspannte Atmosphäre und vermeiden Sie Stress.

Rezepte bei Durchfall

Rezepte, die bei Durchfall helfen, finden Sie hier: Rezeptsammlung bei Durchfall

Achtung! Kontaktieren Sie Ihren Arzt, wenn:

  • Sie über mehr als 48 Stunden keine feste Nahrung zu sich nehmen können
  • Blut im Stuhl haben
  • Sie zwei oder mehr Tage unter Krämpfen oder Schmerzen leiden
  • Für 12 Stunden oder mehr nicht urinieren können
  • Sie nicht trinken können
  • Sie Fieber haben
  • Ihr Unterleib plötzlich extrem aufgebläht ist
  • Sie unter Verstopfung mit kurzen Durchfällen leiden
  • Der durchfallartige Stuhl eine kontinuierlich ungewöhnliche Farbe oder Geruch haben
  • Unverdaute Lebensmittelrest im durchfallartigen Stuhl auftauchen

Was ist Durchfall?

Definition

Von Durchfall, oder auch Diarrhoe genannt, spricht man bei einer erhöhten Stuhlfrequenz, mit mehr als dreimal täglich dünnflüssigen Stühlen.

Unterteilen lässt sich Durchfall in zwei Kategorien:

  1. akute Diarrhoe: dauert weniger als 3-4 Wochen
  2. chronische Diarrhoe: dauert länger als 3-4 Wochen

Zusätzlich kommt es bei manchen Patienten (insbesondere bei Bauchspeicheldrüsen- und Magenkrebs) zu Fettstühlen (ein Kapitel dazu befindet sich in Arbeit).

Ursachen

Ursachen für Durchfälle können so vielfältig sein, wie die Erkrankung selbst:

  • Oft handelt es sich um eine Nebenwirkung der Chemotherapie oder Bestrahlungen im Bauchbereich, bei der die Darmschleimhaut beschädigt wird.
  • Ebenso können operative Eingriffe am Magen-Darm-Trakt,
  • Medikamente wie Antibiotika,
  • die fehlerhafte Einnahme von Kreon (mehr dazu im extra Kapitel “Was essen bei Fettstuhl?”)
  • oder Infektionen Durchfälle hervorrufen.
  • Chemotherapien können auch Nahrungsmittelunverträglichkeiten hervorrufen: Aufgrund der beschädigten Darmschleimhaut, kann die Produktion von Laktase unzureichend sein, wodurch bei manchen Patienten vorübergehend eine Laktoseintoleranz auftreten kann. Als Folge können Durchfälle nach dem Verzehr von laktosereichen Lebensmitteln, wie z.B. Milchprodukten, auftreten.
  • Frühdumping-Syndrom nach Magenoperationen (mehr dazu im Kapitel “Was essen bei Dumpingsyndrom?“).

Mögliche Folgen

Bei Durchfall verliert der Körper viel Flüssigkeit, Salze und Mineralstoffe. Je nach Stärke und Häufigkeit des Durchfalls kann dies zur gefährlichen Austrocknung ( Dehydration) des Körpers führen. Um ein Kreislaufversagen und andere schwerwiegende Folgen zu vermeiden, sollten Sie bei starkem, wässrigem Durchfall oder wenn Symptome einer Dehydration auftreten ärztlichen Rat einholen. 

Dies sind einige Symptome, die auf eine Dehydration hindeuten können:  

  • Kopfschmerzen, Schwindel, Benommenheit und Übelkeit. 
  • Atmung oder Herzschlag sind schneller als normal.
  • Unelastische Haut: Zieht man mit zwei Fingern an der Haut (zum Beispiel am Handrücken, Arm oder Bauch), bleibt eine Hautfalte stehen und glättet sich erst nach einigen Sekunden.
  • Starker Durst, dunkler Urin (Vorsicht: Urinfarbe kann auch durch Medikamente verändert sein) und fehlender Harndrang.

Downloads und weiterführende Links

Quellenangabe

H. Bertz und G. Zürcher. Ernährung in der Onkologie: Grundlagen und klinische Praxis, Schattauer GmbH, Stuttgart, 2014.


P. Bonis und J. T. Lamont. Approach to the adult with chronic diarrhea in resource-rich settings. Topic 2591 Version 25.0. https://www.uptodate.com/contents/approach-to-the-adult-with-acute-diarrhea-in-resource-rich-settings?search=diarrhea&source=search_result&selectedTitle=1~150&usage_type=default&display
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N. Erickson, N. Schaller, A.P. Berling-Ernst, H. Bertz. Ernährungspraxis Onkologie, Schattauer GmbH, Stuttgart, 2017.


C. Ganz. Hausmittel bei Magen-Darm-Beschwerden: Vergessene Mittel aus der Hausapotheke und vom Wegesrand. Schweiz Z Ganzheitsmed 2017, 29:150-153 https://www.karger.com/Article/PDF/475574


E. Höfler und P. Sprengart. Praktische Diätetik: Grundlagen, Ziele und Umsetzung der Ernährungstherapie, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, 2012.


R. LaRocque. Approach to the adult with acute diarrhea in resource-rich settings. Topic 2717 Version 40.0. https://www.uptodate.com/contents/approach-to-the-adult-with-acute-diarrhea-in-resource-rich-settings?search=diarrhea&source=search_result&selectedTitle=1~150&usage_type=default&display_rank=1 [letztes Update 06/2019]


Onko Internetportal. Ernährungsempfehlungen für Darmkrebspatienten – Was tun bei Durchfall? https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/darmkrebs/ernaehrungsempfehlungen-fuer-darmkrebspatienten-was-tun-bei-d.html [letzte Aktualisierung 10/2019]


DKG/DKH. Die blauen Ratgeber: Ernährung bei Krebs. Deutsche Krebshilfe und deutsche Krebsgesellschaft. https://www.krebshilfe.de/infomaterial/Blaue_Ratgeber/Ernaehrung-bei-Krebs_BlaueRatgeber_Deutsche
Krebshilfe.pdf [Stand 10/2017]

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Aktualisiert am: 21. Juli 2022
Nächste geplante Aktualisierung: 2025

Autorin: Carina Eckhardt, M.Sc. Diätologin
Recherche, Qualitätssicherung und Inhaltliche Freigabe: Nicole Erickson, M.Sc. Ernährungswissenschaftlerin, Diätassistentin
Redaktion und didaktische Überarbeitung: Sandra Neubauer, Anne Blumers