Was essen bei Verstopfung?

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Unregelmäßiger und harter Stuhlgang ist bei Krebspatienten keine Seltenheit. Verstopfung kann vor allem während der Therapie auftreten, z.B. durch Chemotherapeutika oder Schmerzmedikamente, aber auch in behandlungsfreien Phasen. Verstopfung wird oft von Blähungen begleitet und kann auch im Wechsel mit Durchfall auftreten. 

Was sollte man bei diesen Beschwerden am besten essen? Kann man durch Ernährung einer Verstopfung vorbeugen? Diese Fragen stellen sich viele Betroffene. Nachstehend finden Sie Empfehlungen zur Ernährung und Lebensstil bei Verstopfung.

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Ernährungsempfehlungen bei Verstopfung

Eine Anpassung der Flüssigkeitszufuhr und eine Optimierung der Nahrungszusammensetzung kann Ihren Stuhlgang fördern. Die folgenden Empfehlungen sollen Sie dabei unterstützen.

Erste Hilfe: praktische Ernährungsempfehlungen für einen regelmäßigen Stuhlgang

  1. Wir haben Ihnen eine Einkaufsliste mit Lebensmitteln zusammengestellt, die gegen diese Beschwerde helfen könnten bzw. die Sie während die Beschwerden anhalten, essen können. Hier können Sie die Liste runterladen: Einkaufsliste bei Verstopfung
  2. Essen Sie Mahlzeiten und Snacks zu regelmäßigen Zeiten, um Ihren Magen-Darm-Trakt zu regulieren.
  3. Trinken Sie ca. 2L pro Tag.
  4. Helfen Sie mit getrockneten Pflaumen (3-4 Stück) oder Sauerkrautsaft nach.
  5. Verzehren Sie gesäuerte Milchprodukte, z.B. Buttermilch oder Joghurt
  6. Starten Sie mit einem ballaststoffreichen Frühstück in den Tag, z.B. Vollkornbrot mit Kräuteraufstrich und Tomatenscheiben oder Vollkornflocken mit Joghurt und frischen Früchten.
  7. Essen Sie fünf Portionen Obst und Gemüse täglich.
  8. Bohnen, Nüsse oder Samen sollten ebenfalls täglich auf Ihren Speiseplan stehen, um Ihre Darmtätigkeit anzukurbeln.

Wann und wie oft soll ich essen?

  • Nehmen Sie sich genügend Zeit zum Essen und genießen Sie die Mahlzeit.
  • Kauen Sie die Speisen gründlich– „gut gekaut ist halb verdaut“. Durch das Kauen wird die Verdauung angeregt.
  • Essen Sie regelmäßig und zur gleichen Zeit, damit wird die normale Verdauungstätigkeit gefördert und der Darm trainiert. Somit wird einer Verstopfung auch vorgebeugt.

Welche Lebensmittel sind bei Verstopfung und zur Vorbeugung geeignet?

  • Gestalten Sie Ihre Ernährung so ausgewogen wie möglich. Je abwechslungsreicher und bunter Ihr Speiseplan ist, desto besser.
  • Trinken Sie ausreichend – Flüssigkeit setzt den Darm in Bewegung. Sofern keine ärztliche Einschränkung der Flüssigkeitszufuhr vorliegt können Sie Ihren Bedarf mit dieser Daumenregel berechnen:
    • 30ml pro kg Körpergewicht = Flüssigkeitsbedarf in ml
    • Demzufolge sollte z.B. eine Frau mit 60 kg in etwa 1800 ml über Getränke zuführen. Eine Flüssigkeitsmenge über den Bedarf hinaus bringt keine weitere positive Auswirkung auf die Stuhlbeschaffenheit und –frequenz.
    • Mehr zum Thema ausreichend Trinken und der Vermeidung einer Dehydratation + einen Rechner für Ihren individuellen Flüssigkeitsbedarf finden Sie im Artikel “Wie Trinke ich ausreichend bei Krebs?”.
  • Trinken Sie bereits morgens auf nüchternen Magen ein Glas kaltes oder lauwarmes Wasser.
  • Zudem können Fruchtsäfte die Darmbewegung durch die Fruchtsäure anregen. Für viele hat auch Kaffee eine abführende Wirkung. Kräutertees, wie Pfefferminztee oder Fenchel-Anis-Kümmeltee sind ebenfalls geeignet und werden oft als wohltuend empfohlen.
  • Getrocknete Pflaumen und Pflaumensaft sind ein bewährtes und geschätztes Hausmittel bei Verstopfung. Weichen Sie am besten 3-4 Pflaumen am Vorabend in kaltes Wasser ein und verzehren Sie die Pflaumen und den Saft am nächsten Morgen. Tipp: Die Pflaumen schmecken auch gut im Joghurt oder Müsli.
  • Fruktose und Sorbitol sind Zuckerarten, die die Stuhlausscheidung fördern können. Die benötigte Menge für eine abführende Wirkung ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Enthalten sind Sorbitol und Fruktose in größeren Mengen in Äpfel, Birnen, Pfirsich, Kirschen, Rosinen und Weintrauben. Große Menge dieser abführenden Zuckerarten sind auch vor allem in Säften, aus den genannten Obstsorten, enthalten.
  • Gesäuerte Milchprodukte, wie Naturjoghurt, Buttermilch, Kefir oder Dickmilch könnten durch die enthaltene Milchsäure und Milchzucker (Laktose) abführend wirken. Nebenbei wird auch noch die Darmflora gestärkt.
  • Sauerkraut und Sauerkrautsaft ist ein bewährtes Hausmittel, um die Darmbewegung anzuregen.
  • Vermeiden Sie größere Mengen von stopfenden Lebensmittel, wie weißer, polierter Reis, gekochte Karotten, Bananen oder Blaubeeren, schwarzer Tee. Auch der Schokolade wird eine stopfende Wirkung nachgesagt, die allerdings nicht belegt werden konnte.
  • Testen Sie, ob Sie von einer Steigerung der Ballaststoffzufuhr profitieren. Eine ballaststoffreiche Ernährung wird vielfach bei Verstopfung bei gesunden Personen empfohlen – aber ist nicht für jedermann geeignet. Krebspatientin haben jedoch oft einen empfindlichen Magen-Darm-Trakt und können auf eine Steigerung der Ballaststoffe mit Bauchschmerzen und Blähungen reagieren. Beachten Sie auch, dass eine ballaststoffreiche Ernährung nur das Stuhlvolumen erhöht, aber nicht die Darmtätigkeit anregt. Falls Sie eine Engstelle im Darm oder eine Darmlähmung haben, ist eine ballaststoffreiche Ernährung daher keinesfalls geeignet!

    • Empfehlungen und Möglichkeiten zur Steigerung der Ballaststoffzufuhr:

    • Prinzipiell ist die Verträglichkeit besser, wenn die Ballaststoffzufuhr nur schrittweise und langsam gesteigert wird. Es kann ein paar Wochen dauern, bis sich der Darm an die gesteigerte Ballaststoffzufuhr gewöhnt und sich positiv auf das Stuhlverhalten auswirkt.

    • Bevorzugen Sie die Vollkornvariante von Brot, Reis, Nudeln, Mehl, etc. und planen Sie bei Verträglichkeit regelmäßig Hülsenfrüchte in Ihren Speiseplan ein.

    • Obst und Gemüse enthalten ebenfalls viele Ballaststoffe, die die Darmbewegung anregen. Essen Sie am besten 3 Gemüse- und 2 Obstportionen täglich. Eine Portion entspricht ungefähr Ihrer Handfläche. Ballaststoffhaltige Gemüsesorten sind Knollensellerie, Fenchel, Blumenkohl, Brokkoli, Karotte, Paprika, Kohlsorten, Erbsen, Schwarzwurzel, Artischocken. Ballaststoffreiche Obstsorten sind Birne, Apfel, alle Beeren, Kaki, Feigen, Avocado und Feigen.

    • Rühren Sie kleine Mengen geschrotete Leinsamen, Flohsamenschalen oder Weizenkleie in Ihren Joghurt oder ins Müsli um den Gehalt an Ballaststoffen zu erhöhen. Hier ist jedoch Vorsicht geboten! Bei der Anwendung von diesen Ballaststoffen muss unbedingt die Trinkmenge erhöht werden (1 Glas zusätzlich), da die Ballaststoffe sonst nicht quellen können und eine Verstopfung möglicherweise sogar verstärken. Es können auch Beschwerden, wie Bauchschmerzen und Blähungen auftreten, wenn der Darm nicht langsam genug daran gewöhnt wurde. Die genannten Ballaststoffe dürfen außerdem nicht bei einer mechanischen Verengung des Dickdarms oder einer Darmlähmung eingesetzt werden.

Rezepte bei Verstopfung

Unsere Ernährungsexperten haben für Sie Rezepte zusammengestellt, die gegen Verstopfung helfen können. Zur Rezept-Sammlung.

Was tun, wenn gleichzeitig Blähungen vorliegen?

Eine Steigerung der Ballaststoffzufuhr ist für Sie im Moment nicht empfehlenswert. Versuchen Sie stattdessen Ihrem Darm andere Reize zu setzen (wie oben beschrieben). Ausführliche Ernährungsempfehlungen bei Blähungen finden Sie HIER.

Was tun, wenn sich Verstopfung mit Durchfällen abwechselt?

Richten Sie Ihre Ernährung danach, welche Beschwerde aktuell vorliegt. Wenn Sie Durchfälle haben finden Sie HIER genauere Ernährungsempfehlungen.

Was kann ich sonst noch tun?

Bewegung
Versuchen Sie sich mind. 30 Minuten täglich zu bewegen, soweit es Ihre Fitness zulässt. Steigern Sie Ihre Alltagsaktivität indem Sie die Treppe dem Aufzug vorziehen und erledigen Sie, wenn möglich, kleine Einkäufe zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Machen Sie gemütliche Spaziergänge, Bewegung aller Art bringt auch den Darm in Schwung.

Entspannung
Schaffen Sie sich kleine Entspannungszonen indem sie beruhigende Musik abspielen oder wenn möglich eine kleine Runde Yoga praktizieren. Oft hilft es auch, sich eine Wärmflasche auf den Bauch zu legen. Durch die Wärme beruhigt sich der stressgeplagte Darm und kann entspannen. Schauen Sie, ob dieser Tipp auch bei Ihnen hilft. Auch Darmmassagen haben eine positive Wirkung auf die Verdauung. Am besten direkt morgens mit angewinkelten Beinen den Bauch im Uhrzeigersinn mit leichtem Druck kreisend massieren.

Routine
Unterdrücken Sie keinen Stuhldrang und planen Sie genügend Zeit für den Stuhlgang ein.
Trainieren Sie Ihren Darm und gewöhnen Sie in an bestimmte Zeiten, so wird der Toilettengang nach und nach zur Routine. Setzen Sie sich morgens nach dem Frühstück oder mittags nach dem Mittagessen auf die Toilette, unabhängig davon, ob Sie einen Stuhldrang verspüren. Die Darmbewegung wird durch den Verzehr von Mahlzeiten angeregt und ist in der Früh meist am stärksten.

Abführmittel
Als ersten Schritt in der Behandlung einer chronischen Obstipation sollte immer eine Lifestylemodifikation und Ernährungsumstellung stehen. Falls keine Besserung erreicht werden kann, sprechen Sie mit Ihrem Arzt, ob in Ihrem Fall der Einsatz von Abführmitteln notwendig ist.
Abführmittel sollten jedoch nur, wenn unbedingt notwendig und nur so kurz wie nötig eingenommen werden. Bei längerem Gebrauch kann sich der Darm an die Wirkung des Abführmittels gewöhnen und wird mit der Zeit noch träger. Diese Medikamente sollten daher nicht auf eigene Faust eingenommen werden.

Was ist Verstopfung?

Definition

Bei einer Verstopfung, auch „Obstipation“ genannt, handelt es sich um eine erschwerte Stuhlausscheidung oder verminderte Stuhlfrequenz (weniger als 3 Stuhlentleerungen pro Woche). 

Diese Symptome deuten auf eine Verstopfung hin:

  • Starkes Pressen während des Stuhlgangs
  • Harter Stuhlgang
  • Gefühl der unvollständigen Entleerung
  • Gefühl der Blockade von Enddarm/Mastdarm
  • Manuelle Unterstützung, um eine Darmentleerung zu ermöglichen
  • Weniger als 3 Stuhlentleerungen pro Woche
  • Kein weicher Stuhlgang ohne Hilfe von Abführmitteln

Wenn zwei oder mehr dieser Symptome mindestens drei Monate lang auftreten (oder über ein Jahr verteilt insgesamt für drei oder mehr Monate – auch wenn zwischendurch alles normal ist), spricht man von einer chronischen Verstopfung.

Ursachen
Die Ursachen einer Verstopfung sind so individuell wie der Patient und seine Erkrankung selbst. Oft handelt es sich um Nebenwirkungen der Chemotherapie. Jedoch können auch starke Schmerzmittel, Medikamente gegen Eisenmangel, Tumore, Operationen und Veränderungen im Magen-Darm-Bereich oder verminderte körperliche Bewegung Ursachen für eine Verstopfung sein. Auch eine reduzierte Nahrungsaufnahme, eine zu geringe Trinkmenge, sowie eine ungenügende Ballaststoffzufuhr tragen zu einer Verstopfung bei. Viele Menschen reagieren auch auf eine Abweichung der täglichen Gewohnheit und/oder Umgebung (z.B. durch Urlaub, Reisen, vermehrter Stress, Bettlägerigkeit, Krankenhausaufenthalten) mit einer akuten Verstopfung. Zudem ist die Stuhlausscheidung mit zunehmenden Alter oft erschwert oder vermindert. Dies liegt insbesondere an einer geschwächten Muskulatur und verringerten Defäkationsreflexen. Neben dem Lebensalter spielt auch das Geschlecht eine Rolle – Frauen sind bis zu 3x häufiger von einer Verstopfung betroffen als Männer.

Mögliche Folgen
Als Folgen können Blähungen, Schmerzen im Unterbauch (Darmbereich), Völlegefühl, Appetitlosigkeit und vor allem damit verbundene seelische Beschwerden auftreten. Durch den harten Stuhl bzw. auch das starke Pressen können Hämorrhoiden und kleine Risse entstehen. Die Lebensqualität kann vor allem bei einer chronischen Verstopfung stark beeinträchtigt sein.

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Quellenangaben

Bücher:

H. Bertz und G. Zürcher. Ernährung in der Onkologie: Grundlagen und klinische Praxis, Schattauer GmbH, Stuttgart, 2014.

S.C. Bischoff. Erkrankungen des unteren Gastrointestinaltrakts. In H.C. Biesalski et al. Ernährungsmedizin. Georg Thime Verlag, Stuttgart, 2018, (875-876).

N. Erickson, N. Schaller, A.P. Berling-Ernst, H. Bertz. Ernährungspraxis Onkologie, Schattauer GmbH, Stuttgart, 2017.

H. Hauner, M. Martignoni, et al. Manual: Empfehlungen zur Diagnostik, Therapie und Nachsorge, Ernährung in der Onkologie, Tumorzentrum München (TZM), W. Zuckerschwerdt Verlag, München, 1. Auflage, 2018

E. Höfler und P. Sprengart. Praktische Diätetik: Grundlagen, Ziele und Umsetzung der Ernährungstherapie, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, 2012.

G. Krause-Fabricius. Wie ernähre ich mich bei Krebs? Verbraucherzentrale NRW e.V., Düsseldorf, 1. Auflage, 2012

Internetseiten:
Cancer Dietitian. 7 Daily Habits for Bowel Regularity. 11/2018. https://www.cancerdietitian.com/wordpress/2018/11/7-daily-habits-for-bowel-regularity-preventing-and-managing-constipation.html (letzter Zugriff: 22.11.2018)

Wald Arnold. Management of chronic constipation in adults. UpToDate, Topic 2636 Version 26.0 https://www.uptodate.com/contents/management-of-chronic-constipation-in-adults?search=constipation&source=search_result&selectedTitle=1~150&usage_type=default&display_rank=1 (letzte Aktualisierung: 01/2018)

Wald Arnold. Patient education: Constipation in adults (Beyond the Basics), Topic 2003 Version 18.0
https://www.uptodate.com/contents/constipation-in-adults-beyond-the-basics?topicRef=2636&source=see_link (letzte Aktualisierung: 09/2018)

Wald Arnold. Etiology and evaluation of chronic constipation in adults. UpTo Date, Topic 2637 Version 23.0 https://www.uptodate.com/contents/etiology-and-evaluation-of-chronic-constipation-in-adults?search=constipation&source=search_result&selectedTitle=6~150&usage_type=default& display_rank=6 (letzte Aktualisierung: 09/2018)

Rao SC Satish. Constipation in the older adult. UpToDate, Topic 16133 Version 21.0
https://www.uptodate.com/contents/constipation-in-the-older-adult?search=constipation%20cancer&source=search_result&selectedTitle=1~150&usage_type=default&display_rank=1 (letzte Aktualisierung: 05/2018)

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Aktualisiert am: 21. Juli 2022
Nächste geplante Aktualisierung: 2025

Autorin: Carina Eckhardt, M.Sc. Diätologin
Recherche, Qualitätssicherung und Inhaltliche Freigabe: Nicole Erickson, M.Sc. Ernährungswissenschaftlerin, Diätassistentin
Redaktion und didaktische Überarbeitung: Sandra Neubauer, Anne Blumers