Was essen bei stabilem Gewicht und keinen ernährungsrelevanten Beschwerden?

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Sie haben durch die Krankheit und mögliche Beschwerden kein Gewicht verloren und fühlen sich momentan so stark, dass Sie beschlossen haben Ihre Ernährung aktiv für den Kampf gegen den Krebs zu optimieren. Leider müssen wir aus  unsere Erfahrung heraus auch an diesem Punkt wieder den Zeigefinger heben. Bitte halten Sie ihr Gewicht stabil, solange Sie sich Therapien gegen den Krebs unterziehen! (Warum schon wenige Kilos Gewichtsverlust gefährlich sein können, lesen Sie hier LINK)

Auch wenn Sie momentan keine Beschwerden haben und Ihr Gewicht stabil ist, kann eine radikale Ernährungsumstellung oder Diät Ihren Körper unnötig belasten und Beschwerden wie Durchfall, Verstopfung, Krämpfe, Kopfschmerzen und Migräne und damit einhergehenden Gewichtsverlust verursachen. So eine Umstellung ist auch ein enormer Stressfaktor – dafür ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt. Wir empfehlen Ihnen deshalb Ihre gewohnte Ernährung weitgehend beizubehalten, bis Sie Ihre Behandlung abgeschlossen haben. Dabei müssen Sie kein schlechtes Gewissen haben. Die folgenden Empfehlungen gelten eigentlich für die Prävention und Nachsorge von Krebs. Da wir aber wissen (auch aus eigener Erfahrung), dass man als Krebspatient lieber sofort aktiv wird, haben wir Ihnen die Empfehlungen im Folgenden zusammengestellt und auch wie Sie diese langsam und achtsam umsetzen.

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Was ist Ernährung in der Prävention und Nachsorge?

Wieso die Abgrenzung?

Wir haben hier bewusst den Ausdruck “Ernährung in der Prävention und Nachsorge” gewählt, weil Fachleute vor einer Ernährungsumstellung warnen, während sich ein Patient in der akuten Therapiephase und im Kampf gegen den Krebs befindet. In dieser Phase muss Ihr Körper so viel Stress ertragen und sollte möglichst fit sein.

Eine Ernährungsumstellung ist nicht immer positiv

Eine Ernährungsumstellung sei immer positiv, ist leider ein Irrglaube, der sich in unseren Gehirnen festgesetzt hat. Der Kampf gegen den Krebs ist eine Ausnahmesituation, die nur nachvollziehen kann, wer es selbst oder aus nächster Nähe erlebt hat. In dieser Ausnahmesituation sollten Sie alles dafür tun Ihren Körper möglichst fit zu halten und das bedeutet: Halten Sie ihr Gewicht stabil und vermeiden Sie jeglichen Stress. Nahrungsumstellungen gehören deshalb eigentlich in die Prävention und Nachsorge. Da sind sie sinnvoll und auch wirksam. Unser Körper ist ein Gewohnheitstier, er kann sich an Umstellungen nur langsam gewöhnen. Stressen Sie sich und ihn nicht.

Sie fühlen sich stark genug für eine Umstellung

Sollten Sie das Gefühl haben Sie befinden sich in einer Situation, die man mit der Prävention und Nachsorge vergleichen könnte – sie erhalten gerade keine anstrengenden Therapiemaßnahmen, fühlen sich stark und haben vor allem nicht schon mehr als 5% ihres Ursprungsgewichts verloren – können Sie eine langsame und schrittweise Anpassung Ihrer Ernährung vornehmen. Wir nennen Sie der perfekte Teller. Genaueres dazu finden Sie in den praktischen Tipps im Folgenden.

Was tun Sie in der Praxis?

  1. Gewicht weiterhin stabil halten.
  2. Stellen Sie Ihre Essgewohnheiten langsam auf eine möglichst ausgewogene, bunte und abwechslungsreiche Ernährung um.
  3. Haben Sie Spaß und sehen Sie diese Umstellung nicht als Einschränkung sondern als Eroberung neuer Essenwelten.

In Tipps: Probieren Sie neue Lebensmittel, neue Geschmacksrichtungen und neue kulinarische Ideen und Küchen.

Wann und wie oft soll ich essen?

  • Essen Sie langsam, kauen Sie gut und genießen Sie Ihr Essen. Versuchen Sie es mal mit einer Achtsamkeitsübung. Nehmen Sie das Essen mit verschiedenen Sinnen wahr. Richten Sie das Essen schön und ansprechend an, riechen Sie daran und versuchen Sie durch langsames Kauen alle Geschmacksknospen zu aktivieren. Vorteil: Sie merken eher, wenn Sie satt sind. Plus “Gut gekaut ist halb verdaut.”
  • Nehmen Sie sich Zeit fürs Essen, Essen Sie bewusst und mit Genuss und nicht nebenher oder Zwischendurch.
  • Beobachten Sie wann Ihre Essenzeiten sind und planen Sie Ihre Mahlzeiten entsprechend damit Sie keine Heißhungeranfälle bekommen oder Ihr Essen runterstürzen müssen.
  • Manche Menschen brauchen mehrere kleinere Mahlzeiten über den Tag verteilt, für andere ist es besser drei Hauptmahlzeiten einzuplanen. Wichtig ist am Ende eine ausgewogene Balance zu finden, die den Körper optimal versorgt.

Was ist die Basis einer bunten ausgewogenen Ernährung?

Grundsätzlich gilt: 5 am Tag, das heisst 2 Portionen Obst und 3 Gemüse am Tag. Eine Portion ist immer ungefähr eine Hand voll. Vorteil: Gemüse und Obst versorgen Sie mit Nährstoffen, Ballaststoffen und sekundären Pflanzenstoffen und tragen zur Sättigung bei.

  • Bevorzugen Sie Vollkornprodukte. Vorteil: längere Sättigung, mehr Nährstoffe.
  • Greifen Sie auf Hülsenfrüchte wie Linsen, Kichererbsen und Bohnen als Eiweißquelle zurück. Vorteil: sehr gute Eiweißquellen mit vielen Ballaststoffen und Vitaminen, gute Alternative zu Fleisch.
  • frische statt verarbeitete Lebensmitteln. Vorteil: kein versteckter Zucker, Salz und unnötige Zusatzstoff.
  • Pflanzliche Fette, wie Olivenöl, Rapsöl, Walnussöl, Leinöl. Vorteil: enthalten gesunde Fettsäuren, Walnuss und Leinöl haben viele Omega-3 Fettsäuren, die eine entzündungshemmende Wirkung haben.
  • Essen Sie täglich Milch und Milchprodukte wie Jogurt und Käse. Vorteil: Gerade für eine gesunde Darmflora sind Milchprodukte sehr förderlich. Eine gesunde Darmflora fördert ein gesundes  Immunsystem. Milch und Milchprodukte liefern gut verfügbares Protein, Vitamin B2 und Calcium.
  • Ein bis zweimal in der Woche sollten Sie Fisch essen. Vorteil: Seefisch versorgt Sie mit Jod und fetter Fisch mit wichtigen Omega-3-Fettsäuren.
  • Nutzen Sie die Vielfalt frischer Kräuter und Gewürze. Vorteil: ersetzen teils Zucker oder Salz, enthalten wertvolle pflanzliche Inhaltsstoffe.
  • Trinken Sie viel Wasser. Vorteil: Gesunder Flüssigkeitshaushalt gleich gesunde Verdauung.

Was sollten Sie  allgemein beachten?

  • Essen sollte immer auch Genuss darstellen. Sehen Sie Essen jetzt noch mehr denn je als einen Faktor, der Ihnen Lebensqualität bringen soll
  • Gönnen Sie sich öfter mal etwas (z.B. Eis essen gehen, Kuchen genießen) und lassen Sie Essen auf keinen Fall zum Stressfaktor werden
  • Falls Ihre Ernährung sich momentan sehr von der hier aufgeführten unterscheidet, stressen Sie sich und ihre Verdauung nicht mit einer radikalen Umstellung.
  • Stellen Sie Ihre Ernährung nur Schritt für Schritt um. Am Besten mit der Unterstützung einer persönlichen Beratung.

kleine Tipps zur Umsetzung einer gesunden Ernährung in die Praxis:

  • Essen Sie zusätzlich einen kleinen Salatteller zur Hauptmahlzeit.
  • Streuen Sie Leinsamen, gehackte Sonnenblumen,- oder Kürbiskerne sowie Früchte oder Beeren übers Joghurt/Müsli.
  • Essen Sie Milch- und Milchprodukte täglich, zum Beispiel auch als Zwischenmahlzeit.
  • Ergänzen Sie Süßspeisen, zum Beispiel durch frisches Obst oder Tiefkühlbeeren.
  • Haben Sie stets einen Vorrat an Hülsenfrüchte zuhause (getrocknet oder in Dosen).
  • Planen Sie die Mahlzeiten im Vorhinein, dann haben Sie einen guten Überblick wie oft Sie Fleisch, Fisch oder vegetarisch essen.
  • Erhöhen Sie die Zufuhr von qualitativ hochwertigen Fetten in dem Sie zum Kochen pflanzliche Öle verwenden und regelmäßig Fisch und ungesalzene Nüsse essen.
  • Versuchen Sie Ihre Fleisch- oder Fischportionen etwas zu verkleinern und den Gemüseanteil auf dem Teller zu vergrößern.
  • Wenn Sie sich erst an Gemüse gewöhnen müssen, “verpacken” Sie das Gemüse zum Beispiel in Soßen und Suppen.
  • Um Zeit zu sparen, sollten Sie tiefgekühltes Gemüse vorrätig haben. Auch gekochter Reis, Nudeln und Quinoa lassen sich gut einfrieren.
  • Verwenden Sie zum Backen Vollkornmehl anstatt Weißmehl, oder ersetzen Sie erstmals nur die Hälfte, um die Umgewöhnung zu erleichtern.
  • Verwenden Sie statt Salz beim Kochen viele Kräuter und Gewürze.
  • Haben Sie immer etwas zu Trinken in Reichweite (am besten Wasser).
  • Lassen Sie sich Zeit beim Essen und achten Sie auf Ihr Sättigungsgefühl.

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Quellenangaben

J. Arends, H. Bertz, C.S. Bischof, et al. DGEM Steering Committee. Klinische Ernährung in der Onkologie. S3-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) in Kooperation mit AKE, DGHO, ASORS. Aktuel Ernahrungsmed 40: e1–e74, 2015.


H. Bertz und G. Zürcher. Ernährung in der Onkologie: Grundlagen und klinische Praxis, Schattauer GmbH, Stuttgart, 2014.


N. Erickson, N. Schaller, A.P. Berling-Ernst, H. Bertz. Ernährungspraxis Onkologie, Schattauer GmbH, Stuttgart, 2017.


H. Hauner, M. Martignoni, et al. Ernährung in der Onkologie, Manual: Empfehlungen zur Diagnostik, Therapie und Nachsorge, Tumorzentrum München, W. Zuckerschwerdt Verlag, München, 2018.


DGE. 10 Regeln der DGE, deutsche Gesellschaft für Ernährung, 10. Auflage, 2017. http://www.dge.de/fileadmin/public/doc/fm/10-Regeln-der-DGE.pdf

Aktualisiert am: 21. Juli 2022
Nächste geplante Aktualisierung: 2025

Autorin: Carina Eckhardt, M.Sc. Diätologin
Recherche, Qualitätssicherung und Inhaltliche Freigabe: Nicole Erickson, M.Sc. Ernährungswissenschaftlerin, Diätassistentin
Redaktion und didaktische Überarbeitung: Sandra Neubauer, Anne Blumers