Wenn Sie es nicht schaffen, Ihr Gewicht stabil zu halten und Sie ungewollt abnehmen, wenn Beschwerden einfach nicht besser werden oder es Ihnen schwerfällt, ausreichend Eiweiß zu essen, dann holen Sie sich unbedingt professionelle Unterstützung! Eine fundiert geschulte Ernährungsfachkraft kann Ihnen ganz gezielt dabei helfen, Ihre Ernährung so umzustellen, dass Beschwerden gelindert werden und Sie Ihr Gewicht stabil halten können.
Welche Unterstützungsmöglichkeiten gibt es im Bereich Ernährung?
Trinknahrung und Eiweißpulver
Sogenannte vollbilanzierte Trinknahrung (auch Astronautennahrung genannt) enthält alle lebensnotwendigen Kalorien und Nährstoffe, die Sie brauchen, und eine extra Portion Eiweiß. (Bitte nicht mit Trinknahrung aus der Drogerie verwechseln). Sie ist flexibel einsetzbar: als Ergänzung oder sogar als vollständiger Ersatz für normale Lebensmittel. Es gibt die Trinknahrung mittlerweile nicht nur in flüssiger Form, sondern auch als Pulver oder als Pudding, sowie in zahlreichen Geschmacksrichtungen. Ihre Ärztin oder Ihr Arzt kann Ihnen medizinische Trinknahrung oder Eiweißpulver verschreiben und prüfen, ob bei Beschwerden Medikamente helfen können oder eine Umstellung in der Therapie sinnvoll ist.
Enterale Ernährung / Ernährung über eine Sonde
Wenn Sie über einen längeren Zeitraum keine Nahrung zu sich nehmen können , dann kann eine Ernährung über eine Sonde in Erwägung gezogen werden. Man spricht dann von einer enteralen Ernährung. Am häufigsten werden Magensonden verwendet, die über die Nase in den Magen gelegt werden. Dies kann in manchen Phasen der Therapie eine sehr hilfreiche Unterstützung sein. Der Einsatz dieser Ernährung ist zeitlich begrenzt und bedeutet nicht, dass Sie nicht mehr normal essen werden. Wie, wie viel, wann, was und in welcher Frequenz die Nahrung gegeben wird, wird vom Behandlungsteam entschieden und genau berechnet.
Parenterale Ernährung / Ernährung über die Vene
Wenn der Magendarmtrakt nicht intakt ist (z.B. bei einer starken Mukositis, einer Entzündung der Schleimhaut, die häufig im Rahmen einer Chemo- oder Strahlentherapie auftritt) oder andere Einschränkungen vorliegen, warum Sie nicht mehr oral oder enteral ernährt werden können, dann kann als Überbrückung die parenterale Ernährung herangezogen werden. “Parenteral” bedeutet “unter Umgehung des Magendarmtraktes”. Das heißt, dass die Ernährung nicht in den Magen gegeben wird, sondern in aufgespalteter Form über einen Venenkatheter (Port, Broviac oder Hickman) direkt ins Blut. So wird der Magen und der Darm entlastet und muss die Aufspaltung der Kohlenhydrate, Fette und Eiweiße nicht mehr übernehmen.
Wer bietet qualifizierte Ernährungstherapie?
Ein wichtiger Hinweis vorab: Der Begriff „Ernährungsberater“ ist nicht geschützt! Das bedeutet, dass jeder Laie sich auch ohne fundierte Ausbildung so nennen darf. Zudem können beliebige Kurse angeboten und Zertifikate mit dem Titel „Ernährungsberater“ vergeben werden. Diese Kurse vermitteln jedoch nicht das nötige Wissen, um Krebspatient:innen ernährungstherapeutisch zu begleiten! Solche Ernährungsberater:innen dürfen eigentlich sogar vom Gesetz her nur gesunde Menschen beraten – was jedoch viele nicht davon abhält, trotzdem mit Krebspatient:innen zu arbeiten. Eine solche Beratung kann für Sie gefährlich sein!
Verlässliche Beratung bzw. Therapie bieten die folgenden Berufsgruppen:
Diätassistent:innen
Der Begriff „Assistent“ täuscht! Diätassistent:innen haben eine staatlich anerkannte dreijährige Ausbildung absolviert und sind die einzige Berufsgruppe in Deutschland, die nach abgeschlossener Ausbildung eigenverantwortlich diättherapeutische und ernährungsmedizinische Maßnahmen durchführen dürfen.Ernährungswissenschaftler:innen und Ökotropholog:innen
Diese Berufsgruppen haben ein abgeschlossenes Hochschulstudium (Bachelor/Master). Sie dürfen mit Patient*innen auf ärztliche Anordnung arbeiten oder wenn sie eine gültige Zusatzqualifikation der Verbände VDOE, QUETHEB, VFED oder DGE haben.Ernährungsmediziner:innen
Halten Sie also nach diesen Bezeichnungen Ausschau und fragen Sie nach, wenn sich jemand nur als „Ernährungsberater“ bezeichnet. Es ist zusätzlich hilfreich, wenn der jeweilige Spezialist auch onkologisch fortgebildet ist. Die Kosten für eine qualifizierte Ernährungstherapie werden meist teilweise von den Krankenkassen übernommen.
Wo finde ich eine qualifizierte Ernährungstherapie?
Fragen Sie Ihr Behandlungsteam:
Die großen Krebszentren verfügen meist über eine gut ausgestattete ernährungstherapeutische Abteilung und bieten Ernährungssprechstunden an.
Erkundigen Sie sich bei Ihrer Krankenkasse:
Ihre Krankenkasse kann Ihnen Adressen von qualifizierten Ernährungsfachkräften nennen.
Webseiten dieser Organisationen:
- Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE): www.dge.de
- Verband der Diätassistenten (VDD): www.vdd.de
- Berufsverband der Oecotrophologen (VDOE): www.vdoe.de
- Verband für Ernährung und Diätetik (VFED): www.vfed.de
- Deutsche Gesellschaft der qualifizierten Ernährungstherapeuten und Berater (QUETHEB): www.quetheb.de
Ernährungstherapeutische Fernbegleitung von was-essen-bei-krebs.de
Falls Sie in Ihrer Nähe keine qualifizierte Ernährungsberatung finden, können Sie sich auch an unsere Fernbegleitung wenden. Unsere Diätassistent:innen bieten telefonische Ernährungstherapie an.
Disclaimer: Bitte beachten Sie, dass die Tipps keine persönliche Beratung mit einer staatlich anerkannten Ernährungsfachkraft ersetzen. Viele unserer Empfehlungen basieren auf Erfahrungswerten aus dem Klinikalltag, da die einzelnen Empfehlungen noch kaum in wissenschaftlichen Studien überprüft wurden. Da jeder Mensch individuell ist, sollten Sie testen, was Ihnen bekommt und welche Tipps für Sie in Ihrer Situation hilfreich sind.
Außerdem sollten Sie Ihr medizinisches Team immer über Ihre Maßnahmen auf dem Laufenden halten.
Copyright © 2024 Eat What You Need e.V.
Erstellt am: 22. Januar 2024
Aktualisiert: 2025
Autorin: Carina Eckhardt, M.Sc. Diätologin
Recherche, Qualitätssicherung und Inhaltliche Freigabe: Nicole Erickson, M.Sc. Ernährungswissenschaftlerin, Diätassistentin
Redaktion und didaktische Überarbeitung: Sandra Neubauer, Anne Blumers