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Wie kann ich mein Immunsystem (nicht nur) während einer Krebserkrankung unterstützen?

Das Immunsystem stärken – um weniger krank oder schneller gesund zu werden – das wünschen sich Viele. Wundermittel, Superfoods oder „Immunbooster“ aus Werbung und Medien brauchen Sie dafür nicht – Sie können eine ganze Menge selbst tun, um Ihr Immunsystem zu unterstützen!

Was sollten Sie über das Immunsystem wissen?

Bevor wir uns die verschiedenen Empfehlungen anschauen, ist es wichtig, ein paar Grundlagen zum Immunsystem zu klären:

Es besteht aus Hunderten verschiedenen Zellen, die unterschiedlichste Aufgaben erfüllen: Eindringlinge erkennen, Botschaften überbringen, Keime unschädlich machen, für die Zukunft lernen, etc. Wir verstehen noch lange nicht alle Abläufe.21

Es wehrt Krankheitserreger wie Viren, Bakterien, Pilze und Fremdstoffe ab. Wenn wir doch krank werden, sorgt es dafür, dass wir die Krankheit überstehen und uns wieder erholen. Es beseitigt auch fehlerhaft gewordene körpereigene Zellen und ist an der Wundheilung beteiligt.21

  • Ist das Immunsystem geschwächt, sind wir anfälliger für Infektionen und Krankheiten, die dann auch heftiger ausfallen und länger andauern können.
  • Ist das Immunsystem zu aktiv und reagiert zu heftig oder unspezifisch: Dann zerstört es auch gesunde Zellen und richtet selbst Schaden im Körper an (z.B. bei schweren Verläufen von COVID-1945). Auch Allergien sind eine übertriebene Reaktion des Immunsystems auf eigentlich harmlose Stoffe aus der Umwelt und Autoimmunerkrankungen (z.B. Typ-1 Diabetes, Morbus Crohn oder Multiple Sklerose) entstehen, wenn das Immunsystem sich gegen körpereigene Strukturen richtet.3

Speziell zum Thema Immunsystem und Krebs sind diese Punkte besonders wichtig:

Das Immunsystem kann Krebszellen durchaus erkennen und vernichten. Tumorzellen können sich allerdings tarnen oder die Immunantwort manipulieren, um der Abwehr zu entgehen. Deshalb kann man das Immunsystem auch nicht einfach stärken, um eine Krebserkrankung zu vermeiden oder Krebs zu bekämpfen.19
Der Krebsinformationsdienst hat dazu einen sehr ausführlichen und informativen Artikel verfasst.

  • Bei einer Krebserkrankung kann das Immunsystem durch die Erkrankung selbst oder durch operative Eingriffe und Therapien vorübergehend geschwächt sein (z.B. durch Chemo- oder Strahlentherapien, besonders wenn die Produktion von Immunzellen im Rückenmark beeinträchtigt wird).7
  • Auch Gewichtsverlust und Mangelernährung, der Stress durch die Erkrankung und Schlafmangel können die Abwehrfunktionen während einer Krebserkrankung negativ beeinflussen.20
  • Ältere Menschen haben ebenfalls oft ein schwächeres Immunsystem.2

Was ist ein „gutes“ Immunsystem?

  • Wenn davon gesprochen wird, das Immunsystem zu stärken, ist demnach das Ziel, eine normale Immunfunktion zu erhalten oder wiederherzustellen. Ein allgemeiner „boost“ über die normale Funktion hinaus macht keinen Sinn und ist zum Glück auch gar nicht so einfach möglich. Bei Patienten mit bestimmten Lymphom-Formen könnte eine ungezielte Stärkung des Immunsystems sogar gefährlich sein, da die Immunzellen selbst Träger der Krebserkrankung sind. 8
  • Übrigens: Auch ein intaktes Immunsystem schützt nicht 100% vor allen Erkrankungen! So bekommen Erwachsene im Durchschnitt zwei bis vier Erkältungen im Jahr. Bei Kindern sind sechs bis zehn nicht ungewöhnlich.18 Auch wenn das Immunsystem mit besonders aggressiven oder bisher unbekannten Krankheitserregern konfrontiert wird (z.B. dem Coronavirus SARS-CoV-2), kann es zu einer Erkrankung kommen, obwohl das Immunsystem gut arbeitet.

Die Empfehlungen - was Sie konkret für Ihr Immunsystem tun können

Weil das Immunsystem so komplex ist, gibt es nicht das eine universelle Wundermittel. Stattdessen gibt es viele einzelne Bereiche, in denen Sie Ihr Immunsystem unterstützen können:

1. Schützen Sie sich vor dem Kontakt mit Krankheitserregern

Während der Krebstherapie, oder wenn Ihr Immunsystem aus anderen Gründen geschwächt ist, sind Hygiene- und Verhaltensmaßnahmen zum Schutz vor Krankheitserregern besonders wichtig.16

1. Halten Sie Ihre Hände sauber.

  • Waschen Sie häufig Ihre Hände. Mit Seife und ca. 20 Sekunden lang.
  • Gewöhnen Sie sich Routinen zum Händewaschen an:
    • direkt nach dem Betreten der Wohnung (das sollten auch Besucher tun!)
    • vor dem Kochen und vor dem Essen – auch im Restaurant
    • nach dem Toilettengang
    • vor und nach der Pflege von Wunden
    • Unterwegs können Sie Handdesinfektionsmittel nutzen, nachdem Sie z.B. einen Einkaufswagen angefasst haben oder bevor Sie einen Snack essen.

2. Meiden Sie den Kontakt zu Personen mit einer ansteckenden Erkrankung – dazu zählen auch einfache Erkältungen.

3. Meiden Sie Menschenansammlungen.

4. Beachten Sie Hygieneregeln in der Küche und beim Kochen (zum Artikel).

Viele weitere und ausführliche Tipps und Anleitungen zum Infektionsschutz finden Sie auf der Seite Infektionsschutz.de, die wir Ihnen sehr ans Herz legen wollen.

2. Unterstützen Sie die Barrierefunktionen Ihres Körpers

Die Barrieren sollen dafür sorgen, dass Erreger erst gar nicht in den Körper eindringen oder ihn möglichst schnell wieder verlassen.21 Einige dieser Barrieren können Sie aktiv unterstützen:
  • Die Haut ist unser größtes Organ und schützt uns vor Umwelteinflüssen. Bei Operationen wird die Haut verletzt, Chemotherapien und Bestrahlung können Haut und Schleimhäute angreifen und empfindlicher machen. Achten Sie deshalb auf gute Hautpflege! (Empfehlungen zur Hautpflege bei Krebs vom Krebsinformationsdienst)
  • Schleimhäute haben eine wichtige Funktion beim Schutz vor Krankheitserregern. Wenn sie austrocknen, geht ihre Schutzfunktion verloren.
    • Trinken Sie ausreichend!
    • Sorgen Sie für eine relative Luftfeuchtigkeit im Raum zwischen 40 und 60%.
    • Probieren Sie unsere Empfehlungen gegen Mundtrockenheit aus.
    • Wenn Sie häufig unter trockenen Schleimhäuten leiden, lassen Sie sich von Ihrem Behandlungsteam beraten.
  • In den Atemwegen bindet Schleim die Erreger und die Flimmerhärchen transportieren ihn ab.
    • Rauchen Sie nicht und trinken Sie ausreichend!
  • Eine intakte Darmflora wehrt Bakterien ab.
    • Essen Sie – soweit Sie es vertragen – reichlich Ballaststoffe, Joghurt, und Fermentiertes!40
  • Harntrakt: Regelmäßiges Entleeren transportiert potentielle Erreger aus dem Körper.
    • Trinken Sie ausreichend und gehen Sie regelmäßig zur Toilette.26

3. Bilden Sie Ihr Immunsystem fort: halten Sie Ihre Impfungen aktuell

Dank Impfungen kennen wir heute viele gefährliche Krankheiten kaum noch (z.B. Pocken, Kinderlähmung, Diphtherie, Tetanus…).1,2 Laut Krebsinformationsdienst können sich Krebspatienten meist bedenkenlos impfen lassen – für sie können Impfungen sogar besonders sinnvoll sein, denn bei ihnen können Infektionskrankheiten schwerer verlaufen. (Mehr dazu beim Krebsinformationsdienst)

Besprechen Sie deshalb mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt, ob all Ihre Impfungen aktuell sind und ob für Sie noch weitere Impfungen empfehlenswert sind (z.B. jährliche Grippeimpfung, Pneumokokken).

Ausführliche Informationen zum Thema Impfen finden Sie auch hier: www.impfen-info.de

Sollten Sie aus irgendwelchen Gründen nicht geimpft werden können, ist es besonders wichtig, dass Ihre Angehörigen und Freunde auf einen ausreichenden Impfschutz achten, damit diese Sie nicht durch eine Ansteckung gefährden. 25

Ein Hinweis (besonders für Eltern): für die Krebsprävention empfiehlt der Europäischen Kodex zur Krebsbekämpfung, dass Kinder gegen Hepatitis B und Humanes Papillomavirus (HPV) geimpft werden.44

4. Versorgen Sie Ihr Immunsystem mit allem, was es braucht

Hier sind wir nun im Bereich der Ernährung angelangt. 

Die Basis jeglicher Körperfunktion ist eine ausreichende Energieversorgung. Auch das Immunsystem kann nur funktionieren, wenn es genügend Energie (= Kalorien) bekommt.² Ein stabiles Körpergewicht ist dafür ein gutes Erkennungszeichen.

Sollten Sie untergewichtig sein, ungewollt Gewicht verlieren oder bereits verloren haben, ist für Sie nun die Stabilisierung Ihres Gewichts die wichtigste Maßnahme zur Stärkung Ihres Immunsystems. Nutzen Sie dafür die Empfehlungen im Artikel Was essen bei Gewichtsverlust und Mangelernährung? und unsere Empfehlungen zur Linderung einzelner Beschwerden.

Die Abwehrzellen, Enzyme und andere Immunfaktoren bestehen zu einem großen Teil aus Proteinen (Eiweiß). Damit das Immunsystem gut funktionieren kann, muss der Körper also ausreichend mit Eiweiß versorgt sein.5

Wie viel Eiweiß Sie täglich zu sich nehmen sollten und alles was Sie sonst noch zum Thema Eiweiß wissen müssen, erfahren Sie in unserem Artikel „Proteine (Eiweiß) bei Krebs“.

Zur Aufrechterhaltung einer normalen Immunfunktion ist eine Deckung des Bedarfs an Vitaminen (A, D, E, B6, B12, Folsäure und C) und Spurenelementen (Selen, Zink, Kupfer und Eisen) notwendig.2

Diese Nährstoffe erhalten Sie durch eine abwechslungsreiche Lebensmittelauswahl aus allen Lebensmittelgruppen9:

  • Gemüse (täglich mindestens 3 Portionen (400 g) – z.B. 300 g gegartes Gemüse und 100 g Rohkost/Salat oder 200 g gegartes Gemüse und 200 g Rohkost/Salat)
  • Obst (täglich mindestens 2 Portionen (250 g))
  • Kohlenhydrate: Getreide, Getreideprodukte, stärkehaltige Lebensmittel (z.B. Kartoffeln)
  • Eiweißquellen: Hülsenfrüchte, tierische Produkte (Eier, Milchprodukte, Fleisch / Fisch)
  • Fette / Öle, Nüsse

Für eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D empfiehlt die DGE zusätzlich einen täglichen Aufenthalt von 5 bis 25 Minuten in der Sonne.22

  • Tipp: probieren Sie jede Woche eine neue Obst oder Gemüse Sorte, die Sie lange nicht mehr (oder sogar noch nie) gegessen haben.
  • Tipp: die meisten Leute essen unter der Woche immer das gleiche Frühstück. Überlegen sich sich, wie Sie Abwechslung durch neue Zutaten in Ihr tägliches Frühstück bringen können.

Normalerweise ist es möglich, alle nötigen Nährstoffe über eine abwechslungsreiche Ernährung zu erhalten – auch wenn in der Werbung für Nahrungsergänzungsmittel und Vitaminpräparate oft das Gegenteil behauptet wird.

Es gibt auch keine Hinweise aus unabhängigen und guten Studien darauf, dass eine Zufuhr von Mikronährstoffen über den Tagesbedarf hinaus weitere Vorteile bringt.2 Nährstoffe funktionieren nicht nach dem Prinzip “Viel hilft viel”!

Hohe Dosierungen von Vitaminen, Antioxidantien und anderen Nährstoffen können sogar schädlich sein – besonders während einer Krebstherapie28! Sie können die Wirksamkeit von Bestrahlung, Chemotherapie und Medikamenten schwächen29 oder zu teils lebensbedrohlichen Wechselwirkungen führen.

Nehmen Sie also keine Nahrungsergänzungsmittel und Vitaminpräparate in Eigenregie! Wenn Sie befürchten, dass Sie über Ihre Ernährung nicht ausreichend Vitamine und Mineralstoffe aufnehmen, sprechen Sie unbedingt mit Ihrer Ärztin / Ihrem Arzt oder einer qualifizierten Ernährungsfachkraft. Diese können einen eventuellen Mangel diagnostizieren und Ihnen geeignete Präparate und Zusatznahrung empfehlen, die Ihre Therapien nicht gefährden.

Sehr gute weiterführende Informationen zum Thema Nahrungsergänzungsmittel finden Sie in diesem Artikel der Verbraucherzentrale und auf der tollen Internetseite Klartext Nahrungsergänzung.

Es gibt kein einzelnes Lebensmittel, das das Immunsystem pauschal stärken oder “boosten” kann, auch wenn man das immer wieder über Knoblauch, Ingwer, Zitrone, Kurkuma und viele andere liest.

  • Gute Studien gibt es zu den Empfehlungen leider so gut wie nie.1 Meist werden Lebensmittel empfohlen, die reich an einem bestimmten Nährstoff oder sekundären Pflanzenstoff sind, oder denen traditionell bestimmte Wirkungen nachgesagt werden. Wenn unser Bedarf an einem Stoff gedeckt ist, bringt uns ein “extra viel” aber nichts.
  • Wir brauchen eine breite Palette an verschiedensten Nährstoffen, die ein Lebensmittel alleine nicht liefern kann. Deshalb bleibt auch eine bunte und vielfältige Ernährung die beste Empfehlung.2 In diese können Sie dann nach Herzenslust auch die angepriesenen “Superfoods” integrieren, wenn sie ihnen schmecken. Aber es ist nicht nötig irgendein Lebensmittel in riesigen Mengen zu verzehren, viel Geld für exotische “Superfoods” auszugeben oder sich zu zwingen, etwas zu essen, was einem gar nicht schmeckt.
  • Es macht auch wenig Sinn, dass ein Lebensmittel pauschal für jeden die gleichen Wirkungen haben soll: nicht alles wird von jedem gleich gut vertragen und verdaut, der Bedarf an Nährstoffen ist von Person zu Person etwas verschieden.
  • Auch wenn wir uns nochmal in Erinnerung rufen, wie komplex das Immunsystem ist, erkennt man schnell, dass es gar nicht logisch und wünschenswert ist, dass ein einzelnes Lebensmittel das Immunsystem pauschal stärken kann.
  • Zum Thema Kurkuma wollen wir Ihnen noch dieses tolle Video empfehlen.
  • Und zum Thema Superfoods haben wir einen extra Artikel.

Mehr als die Hälfte aller Immunzellen befinden sich im Darm und die Billionen von Darmbakterien helfen bei der Abwehr schädlicher Bakterien und Krankheitserreger.30

Generell tun Sie Ihrem Darm bzw. Ihren Darmbakterien etwas Gutes, wenn Sie pro Tag ca. 30 g Ballaststoffe essen.31 Diese sind z.B. in Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Obst, Gemüse, Samen und Nüssen reichlich enthalten. Auch eine möglichst abwechslungsreiche Ernährung ist gut für die Vielfalt der Darmbakterien.40, 42

Hinweis: Wenn Sie es nicht gewohnt sind, viele Ballaststoffe zu essen, steigern Sie die Menge langsam. Es kann sonst zu Verdauungsbeschwerden kommen. Vergessen Sie nicht, auch mehr zu trinken, wenn Sie mehr Ballaststoffe essen.

Achtung: Bei Krebspatient*innen kann die Darmflora (= die Darmbakterien) leider durch die Krankheit selbst oder die Therapien und Medikamente gestört sein. Dann tun Sie Ihrem Darm etwas Gutes, wenn Sie zunächst angepasst an Ihre momentanen Beschwerden essen (Entsprechende Empfehlungen finden Sie hier auf der Seite im Menüpunkt “Was essen bei”) – auch wenn das vielleicht bedeutet weniger Ballaststoffe zu essen. Wenn sich Ihre Verdauung erholt hat, können Sie langsam den Verzehr von ballaststoffreichen Lebensmitteln steigern.

5. Der Antrieb: Bewegen Sie sich regelmäßig

Bewegung wird dabei übrigens von der World Health Organization sehr weit gefasst: dazu gehört jegliche körperliche Betätigung (z.B. auch das Erledigen von Haus- oder Gartenarbeit, Bewegung von A nach B, Einkaufen, Spazieren gehen, etc.)

Die WHO empfiehlt: 32

  • Insgesamt min. 150 Minuten moderate Bewegung (z.B. flottes Spazierengehen, Tanzen, anstrengende Hausarbeit), oder min. 75 Minuten intensive Bewegung (z.B. Laufen, schnelles Schwimmen oder Radfahren) über die Woche verteilt – oder eine Mischung aus beidem
  • Für zusätzliche Gesundheitsvorteile kann die moderate Aktivität auf 300 Minuten pro Woche ausgedehnt werden.
  • Muskeltraining für alle großen Muskelgruppen sollte an zwei oder mehr Tagen pro Woche durchgeführt werden.

Auch als Krebspatient*in können Sie sich an diesen Empfehlungen orientieren – natürlich angepasst an Ihren momentanen körperlichen Zustand (die Deutsche Krebsgesellschaft hat dazu ein paar Hinweise veröffentlicht).

Für das Immunsystem hat vor allem die Kombination aus Muskeltraining und Ausdauertraining eine positive Wirkung.14 Durch die Anregung des Körperkreislaufs wird der kontinuierliche Austausch verschiedener Immunzellen zwischen Körperkreislauf und Gewebe beschleunigt, was langfristig die Immunabwehraktivität verbessern kann.33

Vermeiden Sie aber eine Überanstrengung! Es ist nicht nötig, an die Belastungsgrenze zu gehen. Das schwächt nämlich eher die Immunabwehr für einige Zeit nach dem Training34 (Deshalb soll man z.B. auch nach einer Impfung keinen Sport machen).

Wer sich auch während der Therapie viel bewegt, hat auch sonst viele Vorteile:43

  • Erhalt von Muskelmasse und Leistungsfähigkei
  • Therapienebenwirkungen sind weniger und nicht so ausgeprägt.
  • Schnellere Erholung nach der Chemotherapie.
  • Weniger Stress, bessere Stimmung und Konzentrationsfähigkeit.
  • Besserer Schlaf.

All das wirkt sich indirekt auch auf das Immunsystem aus:20 so bedeuten z.B. weniger Therapienebenwirkungen, dass Sie besser und ausgewogener Essen können. Konkrete Übungen und Links zum Thema Bewegung finden Sie in unserem Artikel „Kräftig trotz Krebs“.

6. Die Regeneration: Schlafen Sie ausreichend

Empfohlen sind zwischen 7 und 8 Stunden Schlaf pro Nacht.3 Diese sind für das Immunsystem sehr wichtig. So werden zum Beispiel verschiedene Immunzellen durch Schlafmangel unterdrückt, was anfälliger für Infekte macht.35 Auch Impfungen sind weniger effektiv, wenn man danach nicht ausreichend schläft.36

Leider ist gut und ausreichend zu schlafen für Krebspatient*innen oft besonders schwierig. Rund zwei Drittel leiden an Schlafstörungen. Die Deutsche Krebsgesellschaft gibt Tipps, was Sie dagegen tun können

Wenn Sie sich ständig müde und abgeschlagen fühlen, könnten Sie auch an Fatigue leiden. Dazu finden Sie hier mehr Infos.

7. Vermeiden Sie Dinge, die das Immunsystem schwächen

Länger anhaltender Stress schwächt die Immunabwehr.37 Stress zu minimieren ist aber während einer Krebserkrankung, die viele Sorgen, Emotionen und Belastungen mit sich bringt, nicht so einfach.2, 3
  • Eine gute Anlaufstelle sind Krebsberatungsstellen. Dort erhalten Sie nicht nur psychoonkologische Unterstützung sondern auch Informationen über praktische Hilfestellungen, wenn Sie z.B. Hilfe im Haushalt benötigen.
  • Weitere gute Informationen zum Thema Stress und Krebs allgemein bietet der Krebsinformationsdienst.
  • Entspannungsübungen, Bewegung und Programme zur Stressbewältigung können auch hilfreich sein.,41
Übrigens: Auch wenn das viele Menschen glauben, ist bisher kein direkter Zusammenhang zwischen Stress und einem erhöhten Krebsrisiko belegt (indirekt schon: durch Rauchen, mehr Alkohol und einseitige Ernährung).

Wenn Sie Alkohol trinken, dann sollten Sie das nur in moderaten Mengen tun.3 Bereits zwei Gläser Alkohol bei Frauen und drei Gläser bei Männern bringen das Immunsystem aus dem Gleichgewicht und Infekte können nicht mehr so gut abgewehrt werden.23

Ab und an etwas Alkohol zu trinken, ist unbedenklich. Zwei Dinge sind aber mittlerweile unbestritten: Gesundheitliche Vorteile hat Alkohol nicht und je mehr Alkohol man trinkt, desto schädlicher ist er.38

Der World Cancer Research Fund empfiehlt zur Krebsprävention möglichst keinen Alkohol zu trinken, da Alkohol die Entstehung vieler Krebsarten begünstigt. Wenn man Alkohol trinkt, sollten nationale Mengenempfehlungen nicht überschritten werden.46

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung und die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen empfehlen:

  • für Frauen: höchstens 10 – 12 Gramm Alkohol pro Tag: zum Beispiel ein kleines Bier (0,3 Liter) oder ein kleines Glas Wein (0,125 Liter).
  • für Männer: höchstens 20 – 24 Gramm Alkohol pro Tag: zum Beispiel ein großes Bier (0,5 Liter) oder ein großes Glas Wein (0,25 Liter).
  • an mindestens zwei Tagen in der Woche keinen Alkohol zu trinken.
  • Hinweis: Diese Angaben sind nicht als Aufforderung zu verstehen, um Alkohol zu trinken. Es gibt keine Alkoholmenge, die bei einem regelmäßigen Konsum absolut unbedenklich ist. 17

Vorsicht ist auch während der Krebstherapie und bei der Einnahme von Medikamenten geboten: hier kann bereits eine geringe Menge Alkohol ungünstig sein und zu teilweise gefährlichen Wechselwirkungen mit Medikamenten führen oder deren Wirkung verändern (daher am besten Rücksprache mit dem behandelnden Arzt oder Apotheker halten).

Ausführliche und gute Infos zu Alkohol und Gesundheit allgemein finden Sie auf Gesundheitsinformation.de.

Mehr speziell zum Thema Alkohol und Krebs gibt es beim Krebsinformationsdienst und beim World Cancer Research Fund (auf Englisch).

In unserem Rezeptbereich finden Sie Rezeptideen für schmackhafte alkoholfreie Cocktails.

Rauchen schädigt die Schleimhäute in den Atemwegen, wodurch Erreger nicht mehr so gut abgefangen und abtransportiert werden können. Und auch Immunzellen selbst werden direkt durch Inhaltsstoffe von Zigarettenrauch negativ beeinflusst und das Immunsystem wird geschwächt.39 Bei Rauchern treten daher zum Beispiel häufiger Atemwegsinfekte und Lungenentzündungen auf.24

Schlussbemerkung

Wir konnten Ihnen in diesem Artikel hoffentlich zeigen, dass es zwar nicht das eine Wundermittel für ein gutes Immunsystem gibt, dafür aber viele einzelne Bereiche, in denen Sie aktiv werden können.

Starten Sie in dem Bereich, in dem Sie bei sich den größten Bedarf sehen, oder nehmen Sie sich für jeden Bereich einen kleinen Schritt zur Verbesserung vor. Das tolle ist, dass sich eine positive Veränderung in einem Bereich auch positiv auf andere Bereiche auswirken kann (z.B. besserer Schlaf durch mehr Bewegung, oder mehr Kraft im Alltag durch eine bessere Kalorienversorgung und dadurch mehr Freude an Bewegung).

Quellen

  1. A.C. Macedo, A.O.V de Faria and P. Ghezzi. Boosting the Immune System, From Science to Myth: Analysis the Infosphere With Google. Front Med (Lausanne), 6:165, 2019 doi: 10.3389/fmed.2019.00165
  2. A. Azar and Z. Ballas. Immune function in older adults, UpToDate, Topic 13568 Version 16.0 https://www.uptodate.com/contents/immune-function-in-older-adults?search=immunsystem
    &source=search_result&selectedTitle=7~150&usage_type=default&display_rank=7 (letztes Update: 09/2018)
  3. Harvard Medical School. How to boost your immune system. Harvard Health Publishing, 2014 https://www.health.harvard.edu/staying-healthy/how-to-boost-your-immune-system
  4. The American Cancer Society. Risks and side effects of dietary supplements. https://www.cancer.org/treatment/treatments-and-side-effects/complementary-and-alternative-medicine/dietary-supplements/risks-and-side-effects.html (letztes Update: 03/2015)
  5. P. Li, Y.L. Yin, S.W. Kim, G. Wu. Amino acids and immune function. Br J Nutr. 98(2):237-52, 2007.
  6. Verbraucherzentrale. Lebensmittel mit Gesundheitsversprechen. https://www.verbraucherzentrale.
    de/wissen/lebensmittel/kennzeichnung-und-inhaltsstoffe/lebensmittel-mit-gesundheitsversprechen-11035 (Stand: 02/2020)
  7. Canadian Cancer Society. The immune system. https://www.cancer.ca/en/cancer-information/cancer-101/what-is-cancer/the-immune-system/?region=on (letzter Zugriff 03/2020)
  8. Krebsinformationsdienst. Immunsystem – Bedeutung bei Krebs. Deutsches Krebsforschungszentrum. https://www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/grundlagen/immunsystem.php (letzte Aktualisierung 05/2017)
  9. A. Bechthold. Presseinformation – Deutschland ist kein Vitaminmangelland. Deutsche Gesellschaft für Ernährung. 02/2012 https://www.dge.de/presse/pm/deutschland-ist-kein-vitaminmangelland/
  10. Synthetische oder natürliche Mikornährtstoffe? Klartext Nahrungsergänzung (ein Angebot der Verbraucherzentrale) https://www.klartext-nahrungsergaenzung.de/faq/projekt-klartext-nem/synthetische-oder-natuerliche-mikronaehrstoffe-22914 (letzter Zugriff 03/2020)
  11. Fachgesellschaft für Ernährungstherapie und Prävention. Nahrungsergänzungsmittel: das sollte ich wissen. FETeV Redaktion, 11/2017 https://fet-ev.eu/nahrungsergaenzungsmittel/
  12. Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit. Schnellwarnungen RASFF: Lebensmittelsicherheit/Meldungen 2019 https://www.bvl.bund.de/DE/Arbeitsbereiche/
    01_Lebensmittel/01_Aufgaben/04_Schnellwarnsystem/02_rasff_meldungen_vergangener_Jahre/04_LM/lm_schnellwarnsystem_rasff_zusammenstellung_lm_2019.pdf?__blob=publicationFile&v=3
  13. Bundesinstitut für Risikobewertung. Nährstoffversorgung? Teller statt Tablette! Fragen und Antworten des BfR zu Nahrungsergänzungsmitteln. 12/2018 https://www.bfr.bund.de/
    cm/343/fragen-und-antworten-zu-nahrungsergaenzungsmitteln.pdf
  14. J. Wiskemann, C. Hedrich and M. Bannasch, Krafttraining, in Sport und körperliche Aktivität in der Onkologie. Springer Berlin Heidelberg, 2012
  15. I. Baik, G.C. Curhan, E.B. Rimm, et al. A prospective study of age and lifestyle factors in relation to community-acquired pneumonia in US men and women. Archives of Internal Medicine, 2000. 160(20): p. 3082-3088.
  16. Krebsinformationsdienst. Coronavirus: Was Krebspatienten beachten sollten. Deutsches Krebsforschungszentrum. https://www.krebsinformationsdienst.de/aktuelles/2020/news012-coronavirus-ansteckungsgefahr-bei-krebs.php (letzte Aktualisierung 03/2020)
  17. Deutsche Gesellschaft für Ernährung. Alkoholkonsum – welche Mengen sind gesundheitlich verträglich? 04/2018 https://www.dge.de/presse/pm/alkoholkonsum-welche-mengen-sind-gesundheitlich-vertraeglich/
  18. Erkältung. Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) https://www.gesundheitsinformation.de/erkaeltung.2642.de.html [letzte Aktualisierung 09/2017]
  19. Krebsinformationsdienst. Immunsystem und Krebs. Deutsches Krebsforschungszentrum www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/grundlagen/immunsystem.php [letzte Aktualisierung 05/2017]
  20. Voeding & Kanker info. Wie kann ich meine Krebsresistenz verbessern? https://www.voedingenkankerinfo.nl/hoe-kan-ik-mijn-weerstand-verbeteren-bij-kanker/
  21. P. Buddiga. Immune System Anatomy. Medscape https://emedicine.medscape.com/article/1948753-overview [letztes Update 11/2013]
  22. Deutsche Gesellschaft für Ernährung. e.V. Ausgewählte Fragen und Antworten zu Vitamin D. 10/2012 https://www.dge.de/wissenschaft/weitere-publikationen/faqs/vitamin-d/#sonnenexposition
  23. Loyola Medicine Doctor Urges Alcohol Moderation During Pandemic to Maintain a Healthy Immune System. Loyola Medicine, 04/2020 https://www.newswise.com/coronavirus/loyola-medicine-doctor-
    urges-alcohol-moderation-during-pandemic-to-maintain-a-healthy-immune-system/?article_id=729215
  24. S. Gibis. Immunsystem stärken gegen Erkältungen. Apotheken Umschau. https://www.apotheken-
    umschau.de/Immunsystem/Immunsystem-staerken-gegen-Erkaeltungen-553331.html [letzte Aktualisierung: 12/2019]
  25. Krebsinformationsdienst. Immunsystem und Krebs: Häufige Fragen zu Impfungen, Immunschwäche, Immunstimulation und Immuntherapie. Deutsches Krebsforschungszentrum https://www.krebsinformationsdienst.de/behandlung/immuntherapie/immunsystem-faq.php#inhalt15 [letzte Aktualisierung: 08/2017]
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  27. Das angeborene und das erworbene Immunsystem. Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) https://www.gesundheitsinformation.de/das-angeborene-und-das-erworbene-immunsystem.2255.de.html [letzte Aktualisierung 04/2020]
  28. Vitaminprodukte: Viel hilft viel – stimmt das? Verbraucherzentrale https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/nahrungsergaenzungsmittel/vitaminprodukte-viel-hilft-viel-stimmt-das-8589 [Stand: 05/2020]
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  32. Physical activity. World Health Organization. 02/2018. https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/physical-activity
  33. Aktiv gegen akute Atemwegsinfektionen – kann körperliche Betätigung schützend wirken? Cochrane Deutschland Stiftung (CDS), 05/2020. https://wissenwaswirkt.org/aktiv-gegen-akute-atemwegsinfektionen
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  39. Fakten zum Rauchen: Gesundheitsrisiko Nikotin. Deutsches Krebsforschungszentrum, 2015. https://www.dkfz.de/de/tabakkontrolle/download/Publikationen/FzR/FzR_Gesundheitsrisiko_Nikotin_web.pdf
  40. A. Jefferson. Give your friendly gut bacteria a helping hand. The Association of UK Dietitians, 09/2019. https://www.bda.uk.com/resource/give-your-friendly-gut-bacteria-a-helping-hand.html
  41. Faktenblatt: Supportive Therapie, Prävention und Integrative Onkologie eine Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Krebsgesellschaft und Stiftung Perspektiven für Menschen. 12/2019. https://www.stiftung-perspektiven.de/.cm4all/uproc.php/0/Faktenbl%C3%A4tter%202019/Supportive%20Therapie%20mit%20komplement%C3%A4ren%20Methoden_Faktenblatt_Fachleute_2019.pdf?_=16f298fd650&cdp=a
  42. M.L. Heimann and F.L. Greenway. A healthy gastrointestinal microbiome is dependent on dietary diversity. Molecular Metabolism, 2016;5(5):317-320.
  43. P. Prien. Sport bei Krebs: So wichtig wie ein Medikament. Onko Internetportal, deutsche Krebsgesellschaft https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/basis-informationen-krebs-allgemeine-informationen/sport-bei-krebs-so-wichtig-wie-.html [letzte Aktualisierung: 08/2018]
  44. Europäische Kodex zur Krebsbekämpfung https://cancer-code-europe.iarc.fr/index.php/de/
  45. Deutschlandfunk. Warum das Immunsystem gefährlich werden kann. https://www.deutschlandfunk.de/covid-19-warum-das-immunsystem-gefaehrlich-werden-kann.676.de.html?dram:article_id=473688
  46. World Cancer Research Fund https://www.wcrf.org/dietandcancer/recommendations/limit-alcohol-consumption

Erstellt am: 3. Dezember 2020
Nächste geplante Aktualisierung: 2023

Autorin: Carina Eckhardt, M.Sc. Diätologin
Recherche, Qualitätssicherung und Inhaltliche Freigabe: Nicole Erickson, M.Sc. Ernährungswissenschaftlerin, Diätassistentin
Redaktion und didaktische Überarbeitung: Sandra Neubauer, Anne Blumers